Weihnachten kommt, Weihnachten geht.

29. Dezember 2009

Liebe Leser, falls vorhanden: Frrå-hä uund gesäggnete Waainakhten! (Bis zum 6ten Jänner mindestens reklamiere ich noch die Weihnachts- zeit being in charge.)

(Als ich die Jungs da oben schnitzte, hatte ich nur ein vages Erinnerungsbild vor Augen, wie solche Knaben denn überhaupt aussehen. Von Google hatte ich da wohl auch noch nie gehört. Über die Feiertage sah ich dann die Originale leicht anders aussehend auf der Anrichte meiner Mutter stehen. Naja.)


Brussja!

23. Dezember 2009

Anläßlich des 100sten Geburtstags von Borussia Dortmund und den Slogan „100 Jahre echte Liebe“ aufgreifend werden bei schwatzgelb.de derzeit Fan-Geschichten veröffentlicht, „Von Fans für Fans“. Grund genug für mich, selbst mal zurückzudenken, wie denn das war mit dem BVB und mir. Als in Dortmund Geborener, so wird gerne kolportiert, söge man die Liebe zum BVB doch quasi mit der Muttermilch ein. Diese human-medizinisch nicht haltbare Behauptung muß ich ins Reich der Fabel verweisen, denn erstens kenne ich durchaus Menschen, die trotz alledem *hust* Schalke-Anhänger sind. (Wurde als Kind vom BVB-liebenden Papa hoffnungsfroh in die Rote Erde mitgenommen, eher zufällig zum Spiel gegen die Königsblauen, und da diese dauernd wegen Fouls der Schwarzgelben am Boden lagen, wurde der Knabe aus purem Mitleid Schalke-Fan und blieb es bis heute. So kann’s geh’n.) Oder Gladbach-Anhänger. (Erlebte seine Fußballfansozialisation ausgerechnet Mitte der 70er Jahre, als der BVB zweitklassig in der Unbeachtetheit kickte, während in der Sportschau die andere Borussia Meisterschaften feierte. Tja.) Und zweitens gab es Elternhäuser so wie meines, wo man dem Fußball als solchem desinteressiert, also eigentlich gar nicht gegenüberstand. Und einen Fernseher hatten wir auch nicht, also fand Fußball bei uns nicht statt.

So ganz fußballfern war ich aber dann doch nicht, denn das WM-Endspiel 1986 hatte ich schon vor dem Fernseher des Nachbarn verfolgt, und dank Hanuta-Bildchen kannte ich sogar einige Nationalspieler. Daß im selben Jahr der BVB nur auf dramatische Art und Weise in drei Relegationsspielen die Klasse halten konnte, bekam ich allerdings nicht mit. Meine Ignoranz ging sogar so weit, daß ich einst arglos fragte, ob Dortmund eigentlich in der ersten oder der zweiten Bundesliga spiele? Mein Freund Tim antwortete empört: „In der ersten natürlich!“ Naja, so überaus natürlich war das damals ja gar nicht, aber dessen war ich mir nicht bewußt, und er vielleicht auch nicht. Meine Wahrnehmung von Fußball beschränkte sich jedenfalls so ziemlich auf die Nationalmannschaft, denn auch das EM-Halbfinale gegen Holland verfolgte ich am Fernseher von Freunden, ebenso das Endspiel. Von diesem berichtete ich später meinem Vater, daß Holland gewonnen habe, ich aber viel mehr den Russen den Sieg gegönnt hätte. Weil Holland ja Deutschland rausgekegelt hatte. „Die haben schon genug gewonnen“, meinte mein Vater bloß lapidar. Die Russen nämlich.

Doch wozu hat man Freunde? Ich hatte welche, die schon in den 80er Jahren eine Dauerkarte ihr Eigen nannten, wenngleich nicht für die Südtribüne, sondern für die Westtribüne, die damals noch die Gegentribüne war. Und es traf sich, daß eines Tages jemand verhindert war und ich dafür mit ins Westfalenstadion durfte. Ich hab’s mal recherchiert; es muß der 5. Dezember 1988 gewesen sein, Borussia Dortmund gegen den SV Waldhof Mannheim. „Na, wie hat’s dir gefallen?“ wurde ich am Ende gefragt. „Gut“, muß ich wohl geantwortet haben, worauf entgegnet wurde: „Sie hätten bloß gewinnen müssen, woll?“ Denn Dortmund verlor 0:1. Egal, es hat mir nicht geschadet, ich wurde weder zum Fußballverächter noch zum Waldhof-Anhänger, obwohl die Gefahr größer war, als man vermuten sollte. Denn am 1. April 1989 gab es eine neue Chance. Das war mein zweiter Stadionbesuch, wieder gegen Waldhof. Der Kollege, auf dessen Dauerkarte ich das Spiel sehen durfte, muß es geahnt haben, denn Borussia verlor abermals, diesmal mit 1:2. Unvergessen bleiben wird mir aber nicht das Spiel, sondern der Spruch des knöterigen Alten schräg unter mir: „Der Breitzke is’ ’ne Pflaume.“

Wer weiß, was aus mir geworden wäre, hätte nicht zeitgleich überall Pokaleuphorie geherrscht, die sich mir durch Freunde und Schulkameraden mitteilte, und wo ich ja sogar irgendwie mitreden konnte, denn nun war ich ja schon selbst mehrfach im Stadion gewesen. Das Pokalendspiel gegen Werder Bremen sah ich wiederum vor einem befreundeten Fernseher, und der Vater des zum Fernseher gehörigen Freundes Lars unkte, daß der Burgsmüller ein Schlitzohr sei; der würde uns (uns, das war der BVB) sicher einen reintun. Vielleicht wurde bei dieser Gelegenheit mein bis heute anhaltender Zweckpessimismus geboren, denn ich schloß mich einfach mal den Tipps zum Spielausgang an. Und die gingen allesamt davon aus, daß der BVB gegen Werder keine Chance habe. „3:1 für Werder“, mehr war nicht drin, und das Spiel schien die Tipps zu bestätigen. 1:0 durch Riedle in der 15ten Minute („Ich hab’s ja gesagt!“), dann der Ausgleich durch Dickel („Das war das 3 zu 1!“). Am Ende kam es aber dann doch viel besser, denn wir (wir, das war der BVB) gewannen mit sagenhaften 4 zu 1 Toren, Norbert Dickel wurde zur Legende, Frank Mill gewann seinen Titel, und die Begeisterung in Dortmund war unbeschreiblich. Jedenfalls bin ich spätestens seitdem BVB-Fan. Ein echter Erfolgsfan also; ich kann’s nicht ändern.

Überhaupt kann ich mich fußballtechnisch nicht beschweren, ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Ich habe es optimal getroffen. Denn – was ein gnädiges Schicksal zu verhüten gewußt hat – ich hätte ja ebenso gut in, sagen wir, Bochum geboren werden können. Dann hätten mich befreundete Dauerkarteninhaber zum VfL mitgenommen und meine seligsten Erinnerungen würden sich an Nichtabstiege und Wiederaufstiege knüpfen. Aber so, wie es ist, darf ich einerseits auf eine glorreiche Vereinshistorie von vor meiner Zeit stolz sein, mit drei Deutschen Meisterschaften, einem Pokal- und sogar einem Europapokalsieg in schwarz-weiß. Und andererseits durfte ich selbst drei Deutsche Meisterschaften, einen Pokalsieg, einen Europapokalsieg und den Weltpokal bejubeln, im besten Alter stehend, und ohne daß mir derartige Triumphe selbstverständlich vorkämen, wie man es Bayern-Fans unterstellen darf. Und sogar die eher beschissenen Spielzeiten waren für mich ein Gewinn. Vereinsmitglied wurde ich 1999, als es keineswegs wie geschmiert lief. Und ich war in keiner Saison öfter im Stadion als 2006/2007, als wir immer weiter nach unten durchgereicht wurden und der Klassenerhalt nur mit Mühe erkämpft werden konnte. Das war toller, als langweilig im gesicherten Mittelfeld ums goldene Nichts zu spielen. Da ging’s um was, da zeigten sich die besten Fans der Liga. Das war echte Liebe.

Frohe Weihnachten!


Buch der Woche: Äpfel, Nuß und Mandelkern

21. Dezember 2009

Allenthalben wird auf Weihnachten zugehetzt. Es wird also höchste Zeit, sich dem Trend anzuschließen und ebenfalls etwas Weihnachtsfeeling in diesen Blog zu bringen. Wo sich doch schon geweigert wurde, hier diese albernen GIF-Schneeflocken durchs Bild flimmern zu lassen. Und doch sind diese Schneeflocken ein gutes Stichwort, denn eine gewisse Paula Dehmel dichtete einst:

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten.
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut – die Kuchen sind schon voll –
Er streut – na das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter!

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüsseln – ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!

Dieses Gedicht findet sich zur Hälfte, nämlich die erste und dritte Strophe, im Weihnachts-Pixi-Buch „Äpfel, Nuß und Mandelkern“, welches weihnacht- und adventliche Kindergedichte aus mehreren Jahrhunderten enthält, nebst niedlichen Illustrationen. Dieses Büchlein war Teil einer ganzen Reihe von Weihnachts-Pixi-Büchern, mindestens acht, die ich auch alle besaß, deren eines aber meine Mutter zwischenzeitlich an ein anderes Kind in der Verwandtschaft verschenkte. Darum fehlt mir das zweite Heftchen aus der Reihe: „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, 4. Auflage 1973.

Von solchen Kinderbüchern kann man natürlich keine wissenschaftliche Herangehensweise ans Material erwarten. Darum vermißt man in den Büchern auch den Quellennachweis, so daß ich gerade erst durch eine Google-Suche die Urheberin des oben zitierten Gedichts ermitteln konnte. Desgleichen war mir bis neulich nicht bekannt, daß Theodor Storm „Von drauß’ vom Walde komm’ ich her“ gedichtet hat, Joseph von Eichendorff für „Markt und Straßen stehn verlassen“ verantwortlich ist, und daß „Morgen, Kinder, wird’s was geben“ bereits aus dem 18ten Jahrhundert stammt. Wiewohl ich letzteres immer geahnt hatte, denn da ist von Reiterpferdchen, Malchens netter Schäferin und Scherenschnitten die Rede, und auch die Zeichnungen deuten auf einen Rokoko-Ursprung hin. Alle diese Gedichte kannte ich als Kind dank der Weihnachts-Pixi-Serie auswendig.

Doch zurück zu Äpfeln, Nuß und Mandelkern. In diesen Tagen kurz vor Weihnachten läuft die Weihnachtsbäckerei auf Hochtouren. Glücklicherweise hat auch Lego ein Backbuch herausgegeben:

Entgegen den vorherigen Büchern auf dem Büchertisch stammt dieses Buch aus einem Belville-Set (5862) und ist nicht beklebt, sondern bedruckt. Darum sind zwar die Seiten im Innern leer, aber dafür ist der Buchrücken verziert. Warum jegliches für Mädchen gedachte Spielzeug immer rosa sein muß, weiß auch nur Lego, die Firma, allein. Immerhin kann nicht bloß die Blumenfee Küchlein¹ backen, sondern auch die züchtige Hausfrau.²

¹) Ein „Küchlein“ kann freilich auch ein Diminuitiv (Verkleinerungsform) von „Küken“ sein. Bitte keine lebenden Küchlein backen!
²) Schillers Wortwahl in der „Glocke“. Mir ist bekannt, daß es inzwischen keine züchtigen Hausfrauen mehr gibt.


Buch der Woche: Anna – Das Buch zur Serie

16. Dezember 2009

Eigentlich ist es aber durchaus die Buchvorlage zur Serie, verfaßt von Justus Pfaue. Das ZDF nahm sich dieses Buches an, um daraus die Weihnachtsserie des Jahres 1987 zu machen. Die Älteren werden sich erinnern: Bevor Gebührengelder in Spartenkanäle wie ZDF- Theaterkanal, ZDF-Infokanal oder ZDF-Dokukanal …naja, ich will nicht sagen: versickerten, hatte man in Mainz noch Geld, um jedes Jahr einen aufwendig produzierten Mehrteiler zu drehen, der dann gewöhnlich in der Weihnachtszeit gesendet wurde. Berühmt wurden zum Beispiel „Timm Thaler“ (1979) oder „Silas“ (1981). Nun gab es zu meiner Kinderzeit aber gar kein Fernsehgerät im Haus, so daß ich all diese Serien überhaupt nie sah. Das ließ mir genügend Zeit, um mit Lego zu spielen, also war meine Kindheit nicht vergebens.

„Anna“ jedenfalls kenne ich nur aus einer ganzseitigen Hinweisanzeige in einem Micky-Maus-Heft, welches ich – aus welchem Grund auch immer – damals in die Hände bekam. Ich weiß darum eigentlich gar nicht, worum es geht. Na gut, es wird getanzt. Den Rest mußte ich schnell nachlesen.

Der Text ist zugegebenermaßen schwer zu lesen, was nicht zuletzt an der wie üblich allzu körnigen Druckqualität liegt. Es geht um Folgendes:
Anna, die in der Schulballettgruppe tanzt, wird durch einen Autounfall, verursacht von ihrem Bruder Phillip, verletzt und muß in die Reha. Die körperlichen Schäden sind heilbar, und über die seelischen Vernarbungen hilft ihr der im Rollstuhl sitzende Rainer hinweg. Somit kann Anna bald wieder zur Schule gehen, und zwar in eine, in der ihr Tanztalent gefördert wird. Des dortigen Tanzlehrers Jakob Anteilnahme wird, unter anderem, durch dieses Talent erregt, und er vermittelt Anna an seine eigene Ballett-Trainerin weiter, die natürlich Russin ist und Irina Kralova heißt. Anna lernt hinzu, nimmt an einem Talentwettbewerb in Paris teil und gewinnt sogar ein Stipendium für die Pariser Oper. Doch durch ihr neues Leben entfremdet sie sich immer mehr ihrer Familie und ihrem Reha-Freund Rainer sowie ihrer ersten großen Liebe Jakob. Schließlich stirbt auch noch ihre Lehrerin Irina Kralova. Anna nimmt das Stipendium in Paris nicht an und von Jakob Abschied, weil sie erkannte, daß sie Rainer liebt.

Diese dramatischen Vorgänge schilderte das ZDF in epischer Breite und mit wahrscheinlich lyrischem Tiefgang über sechs Folgen hinweg und schloß noch einen Kinofilm an. Wir müssen uns mit diesem kurzen Abriß begnügen, der aber immerhin noch länger ist als die fünf Zeilen, welche die Ballerina im Set 3270 zu lesen bekommt.


Buch der Woche: Das Tagebuch der Maria

8. Dezember 2009

Wahrscheinlich stehe ich nicht im Verdacht, katholisch zu sein. So hoffe ich wenigstens. Demzufolge bin ich mit katholischen Bräuchen und Dogmen nur marginal vertraut, beziehungsweise gar nicht. Nur so ist es zu erklären, daß ich beim Blick auf den Kalender einem aus meiner Sicht verzeihlichen Irrtum aufgesessen bin. Heute, am 8ten Dezember, ist „Mariä Empfängnis“. Klar, dachte ich, da hat Maria den kleinen Jesus „empfangen“, ein Formulierung, die sich ausgedacht wurde, um gar nicht erst den Gedanken an eine Zeugung aufkommen zu lassen. Denn selbstverständlich wurde Jesus nicht herkömmlich gezeugt, von Joseph gar, sondern Maria empfing den Keimling auf wundersame Art und Weise vom Heiligen Geist. Oder von Gott. Das ist bei der bis dahin herrschenden Zweifaltigkeit schwer zu differenzieren.

Und angesichts des heutigen Buches auf dem Büchertisch schien mir eine Erleuchtung gekommen: 1999 steht da drauf. Aber natürlich! 1999 jährte sich zum 2000sten Male Christi Geburt. Denn die Zeitrechnung begann ja mit dem Jahr 1 nach Christi Geburt, also quasi nur eine Woche später, so fix waren die damals mit ’ner neuen Zeitrechnung bei der Hand. Jesus* wurde am 25sten Dezember geboren, bis zur Empfängnis rechnen wir 9 Monate zurück, dann landen wir im April desselben Jahres. Paßt! Das Buch, welches seinerseits nun 10jähriges Jubiläum hat, muß das Schwangerschaftstagebuch der Gottesmutter sein. Was läge näher?
*) Für Uneingeweihte: Jesus und Christus sind ein und dieselbe Person: Jesus Christus. Aber „Christus“ ist nicht Jesu Nachname, denn sonst hätten seine Eltern ja Joseph und Maria Christus geheißen, was aber die Aktenlage so nicht hergibt. Die Familienverhältnisse sind insgesamt etwas kompliziert.

Aber Moment mal. Mariä Empfängnis ist ja am 8ten Dezember, das sind keine 9 Monate, das hätte ich auch sofort bemerken können. Vielmehr handelt es sich um die unter theologischer Aufsicht vollzogene Zeugung Mariens selbst. Die Gottesmutter durfte nämlich ebenfalls nicht durch schmutzigen Sex in die Welt gebracht worden sein, sollte ihr Sohn Jesus, als Gottes Sohn, rein und von der Erbsünde frei sein. Derhalben haben gewiefte Theologen das Dogma von der unbefleckten Empfängnis ausgekaspart, -melchiort und -balthasart. Demzufolge soll Maria von ihren Eltern Joachim und Anna durch sauberen Sex gezeugt worden sein, den Gott im Hinblick auf des Kindes künftige Rolle von jeglicher Sündhaftigkeit befreite. Toll!
(Anna, das war übrigens die Lieblingsheilige von Martin Luther, womit der Bogen zu meinem Nichtkatholischsein geschlagen wäre. Aber das nur am Rande.)

Das Problem an der Sache ist freilich, daß die schöne Story von Marias Zeugung, Verzeihung: Empfängnis, gar nicht in der Bibel steht. Frühe Schriften dazu gibt es, aber die entstanden erst höchstens zwei Jahrhunderte später. In der Frühzeit des Christentums wurde viel geschrieben, manches davon, wie die Apostelbriefe, fand Eingang ins Neue Testament, vieles aber auch nicht. Entweder, weil es denjenigen, welche schließlich und endlich die Zusammensetzung bestimmten, nicht bekannt war, oder weil es nicht ins theologische Konzept paßte. Die Familiengeschichte Marias wurde nicht in den Kanon aufgenommen und blieb also fromme Legende. Das hinderte jedoch weder die Menschen noch die Kirche daran, Anna, die Oma Gottes, als Heilige zu verehren, ihr Kirchen zu weihen und sie zur Schutzpatronin von allem und jedem zu erklären.
(Kleiner Haushaltstipp zwischendurch: Wenn mal wieder irgendeine Kleinigkeit verloren wurde und vom Erdboden verschluckt zu sein scheint – zur heiligen Anna beten! Dafür ist die nämlich zuständig. Außerdem hilft sie auch anstelle von Aspirin gegen Kopfschmerzen. Einfach mal ausprobieren!)

Marias Komplettheiligkeit von der Zeugung bis zum Ende war jahrhundertelang Glaubensinhalt der katholischen Kirche, ohne eigentlich in der Bibel belegt und somit für Christen verbindlich zu sein. Diese theologische Beliebigkeit wurde der Kirche wohl zu heikel, weshalb Pius IX. im Jahre 1854 (achtzehnhundertvierundfünfzig) das Dogma von der unbefleckten Empfängnis verkündete, wonach diese von Gott offenbart und somit von den Kindern der heiligen Mutter Kirche geflissentlich zu glauben sei. So kann man’s auch machen. Wiederum rund hundert Jahre später, nämlich 1950 (neunzehnhundertfünfzig) fügte Papst Pius XII. dem Marienzyklus als weiteres nicht durch die Bibel belegtes Dogma die Himmelfahrt Marias hinzu. Wie ihr Sohn sei sie ohne irdischen Tod ob ihrer Sündlosigkeit in den Himmel entrückt worden. Das erste und berühmteste Dogma in diesem Zyklus ist die „immerwährende Jungfräulichkeit“ Marias, welches sträflich außer Acht läßt, daß im Markusevangelium von Jesu Geschwistern die Rede ist. Selbst wenn man wohlwollend hinnähme, daß Jesus selbst ohne formellen Zeugungsakt durch Joseph „empfangen“ wurde, Maria also bis dahin Jungfrau war, muß die Frage erlaubt sein, aus welchem Leib denn dann seine Geschwister geschlüpft sein sollen, bzw. wie hinein. Und welche Relevanz es überhaupt für das Wirken Jesu hat, ob seine Mutter… aber lassen wir das.

Zurück zum Lego-Buch. Leider ist der Druck des Aufklebers bei meinem Exemplar etwas verrutscht, so daß rechtsseitig der rosane Rand verloren ging. Von wegen, Unbeflecktheit! Derartige Schlampigkeiten sind mir auch bei anderen Scala-Büchern aufgefallen. Schade drum.
Marie schreibt ihr Tagebuch im Set 3142. Es ist dies das einzige gelbe Scala-Buch mit Aufklebern.

Nachtrag, 18. Dezember 2009:

Es gibt die verrutschten Aufkleber auch unverrutscht, was ich bemerkenswert finde. Denn ich hätte nicht gedacht, daß diese Scala-Sets mehrere Auflagen erfahren haben. Leider ist der Zustand des Zweitexemplars ansonsten nur mäßig hervorragend.


Guess the MOC

6. Dezember 2009

Wenn ich diesen Blog hier richtig verstehe, was gut wäre, denn ich bin sein Betreiber, dann geht es hier nicht darum, hinweisenderdings tolle Bauwerke von Lego-Bauern aus aller Welt zu „bloggen“. Zu solchem Zwecke gibt es beispielsweise The Brothers Brick (mit Linkliste für weiterführende Surferei), wo dies in hervorragender Weise geschieht. Nein, hier werden Steine geworfen; dazu muß man nicht ohne Schuld sein.

Über das MOC von BrickShelf-Benutzer „Peterdeyeule“ könnte man einiges sagen. Zum Beispiel gefällt mir der geradezu klassische Stil, Stein auf Stein, unter Einbeziehung der Berggrundplatte und von Burgwandformteilen. So etwas sieht man heutzutage ja schon kaum noch, da sich überall darin überboten wird, mit möglichst viel SNOT-Technik* zu versuchen, das Bauwerk möglichst wenig nach Lego aussehen zu lassen. Das ist oft toll, muß aber nicht immer sein.
Ach ja, daß Peterdeyeules Burg von Adlerrittern bewohnt ist, nimmt mich natürlich auch für das Bauwerk ein.
*) SNOT ist ein Akronym für Studs Not On Top, eine Bauweise bedeutend, bei welcher die Noppen nicht senkrecht nach oben gerichtet sind.

Und dennoch frage ich mich, was sich die Leute dabei denken, 3648×2736 Pixel große Graphiken in eine Internetgalerie zu laden. Wahrscheinlich gar nichts, denn BrickShelf preßt die Datei ja auf 800×600 Pixel zusammen, so daß die eigentlich bildschirmsprengende Größe gar nicht auffällt. Zur Not skaliert auch der Browser so ein Bild auf Bildschirmgröße herunter. Daß dennoch die ganzen 2631.83 KB (2694999 Bytes) geladen werden müssen, weiß der Laie vielleicht nicht. Obwohl, ich bin ja selbst einer und bin dennoch drauf gekommen. Jedenfalls mangelt es am Problembewußtsein. Was soll auch schon dabeisein, wenn bei allgemein verfügbarer DSL-Technik mit Flatrate-Verträgen 2631.83 KB durch die Leitungen gejagt werden?

Dabei ist, daß diese 2631.83 KB ja dennoch Kapazitäten verbrauchen. Selbst wenn es den einzelnen nur eine halbe Minute kostet, solch ein Bild herunterzuladen, so wird solch eine Datei ja hundert-, vielleicht sogar dutzendfach heruntergeladen. Das belastet den Server, in diesem Fall von BrickShelf. Also braucht man nicht erstaunt zu sein, wenn so eine mehr oder weniger private, und vor allem privat finanzierte Galerieseite mal wochenlang ausfällt. Denn es lagern ja tausende solcher unnütz großen Bilder auf dem Server.

Unnütz groß sage ich, denn wirklich brauchen würde man so große Bilddateien nur, wenn man diese in guter Qualität ausdrucken wollte. Und wann will man das je? Um sich ein Bild zur Gänze auf dem Bildschirm ansehen zu können, muß man (oder muß der Browser) es sowieso wieder verkleinern, und erfahrungsgemäß ist eine solch überdimensionale Bildgröße auch für die Begutachtung von Details nicht notwendig. Dabei unterstelle ich nicht einmal, daß die meisten Hochlader solcher Bilder absichtsvoll diese Bild- und Dateigröße wählten. Vermutlich ist es reine Gedankenlosigkeit. So kommen die Bilder aus der Kamera, so lädt man sie eben in die Galerie im Internet. Wie gesagt, es mangelt am Problembewußtsein.

Und darum werde ich nicht müde, von Zeit zu Zeit darauf hinzuweisen.