Okay, ich kann nicht an mich halten. Wie jedes Jahr, und wie jedes Jahr ungefähr viermal, wird wieder dieserlei verkündet:
2018 war laut DWD der zweitheißeste Sommer – und der endet dieses Wochenende mit kühlen Temperaturen. Doch dafür beginnt der Herbst zumindest im Nordwesten warm.
„Spiegel Online“, 30. August 2018, von mir gelesen um 16:57h.
Warum kann ich nicht an mich halten? Weil’s Blödsinn ist, und weil dieser Blödsinn unkritisch aber mit wichtiger Kennermine über alle Morgenmagazine und Boulevard-Gazetten verbreitet wird, als handele es sich um ein knallhartes Faktum. Handelt es sich aber nicht. Am 31sten August endet nicht der Sommer, und es beginnt nicht der Herbst am 1sten September. Die Jahreszeiten stimmen nicht randscharf mit den Monatsgrenzen überein, was für die Zunft der publizierenden Meteorologen das marginale Problem aufwarf, daß sie, Meteorologen, nicht präzise von drei Frühlings-, drei Sommer-, drei Herbst- und drei Wintermonaten sprechen konnten, weil die End- und Anfangspunkte jeder Jahreszeit dummerweise mitten im jeweiligen Monat liegen. Es gibt also jeweils zwei reine Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintermonate, und vier Monate, die durch zwei Jahreszeiten geprägt sind. Das war den Wetterfröschen zu kompliziert, weshalb sie einfach behaupteten, die meteorologischen Jahreszeitengrenzen lägen just exakt auf den Monatsgrenzen. Pfiffig, aber halt falsch und ohne Bewandtnis.
Warum falsch? Weil die Jahreszeiten durch den Umlauf der schiefstehenden Erde um die Sonne definiert werden und ihre Begrenzung an den Sonnenwendpunkten bzw. Äquinoktien haben. Der Winter beginnt ungefähr am 21sten Dezember (die genauen Daten können sich minimal verschieben), der längsten Nacht und dem kürzesten Tag. Im Winter sind die Tage kürzer als die Nächte, die Tage werden aber länger. Der Frühling beginnt an der Tag-und-Nacht-Gleiche, ungefähr am 21sten März (minimale Verschiebung auch hier natürlich möglich), die Tage werden weiterhin länger und sind länger als die Nächte. Ungefähr am 21sten Juni (s.o.) ist der längste Tag des Jahres, gleichzeitig die kürzeste Nacht, und es beginnt mit der Sommersonnenwende der Sommer. Im Sommer sind die Tage länger als die Nächte, die Tage werden aber kürzer. Und ungefähr am 23sten September (s.o.) kommt es zur zweiten Tag-und-Nacht-Gleiche, ab sofort sind die Tage kürzer als die Nächte, und sie werden auch immer noch kürzer bis zur Wintersonnenwende am 21sten Dezember. Das sind die astronomischen Jahreszeiten.
Also, warum nochmal ist das Geschwafel vom meteorologischen Jahreszeitenbeginn Blödsinn? Weil das Wetter nicht das definierende Kriterium für die Jahreszeit ist. Natürlich werden mit den Jahreszeiten gewisse Wetterlagen assoziert. Im Winter erwarten wir Kälte und Schnee, im Frühling laue Luft und blaue Bänder, im Sommer Hitze und Sonne, und im Herbst Sturm und Regen. Aber erstens sind das allenfalls sekundäre Jahreszeitenmerkmale, während die primären Merkmale eben durch den Stand der Sonne gekennzeichnet sind. Und zweitens hält sich das Wetter sowieso nicht an die Absprachen. Wie oft hat man im Februar Tage mit frühlingshaften Temperaturen, so daß die Eisdielen die Stühle rausstellen, und wie oft hatte man schon im August das Bedürfnis, die Wohnung zu beheizen, weil das Wetter so gar nicht sommerlich-warm sein wollte! Würden wir also das Wetter zur Definition der Jahreszeit heranziehen, so läge der meteorologische, das heißt: der auf das Wetter bezogene Frühlingsbeginn, an dem ersten Tag im Jahr, an dem das Wetter frühlingshaft ist. Und warum sollte das ausgerechnet der 1ste März sein, wie von den Meteorologen propagiert? Die nominelle Exaktheit des „meteorologischen“ Jahreszeitenbeginns steht in eklatantem Gegensatz zur Wandelbarkeit und Unschärfe des Wetters. (Und der Wettervorhersagen. Das nur am Rande.)
Exakt hingegen, eindeutig und vorausberechenbar ist die Himmelsmechanik. Die Bibel hat nicht gelogen, als sie in Genesis 1, Vers 14 sagte:
Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so.
Wenn die alten Orientalen eines konnten, dann die Sterne und ihre Regelmäßigkeiten beurteilen. Daß Gott gemäß Bibel Sonne, Mond und Sterne erst am vierten Schöpfungstag ans Firmament nagelte, während das Licht bereits am ersten Tag in die Welt kam – geschenkt; das soll hier nicht das Thema sein. Denn es hat sich bis heute nichts daran geändert, daß die Zeiteinteilung auf der Erde durch die Beobachtung der Gestirne möglich ist. Darum ist es eine Frechheit, daß der kalendarische, also der astronomische, Sommer-/Frühlings-/Herbst-/Winter-Beginn eher verschämte Erwähnung findet, als handele es sich bei diesem lediglich um einen schnöden Verwaltungsakt, eine Formalität, während der meteorologische Jahreszeitenbeginn doch so handfest und wissenschaftlich sei, mit spürbaren Auswirkungen auf uns alle, denn wer wäre nicht vom Wetter betroffen? Blödsinn und abermals Blödsinn! Die astronomischen Jahreszeiten sind wissenschaftlich exakt, und alles andere ist unwissenschaftliche Schwammigkeit.