Redundanz, irgendwie.

14. März 2014

Redundanz bezeichnet eine Information, die ohne Bedeutungs- bzw. Informationsverlust weggelassen werden kann. Überflüssiges insofern. Meiner Meinung nach überflüssig war es zum Beispiel, daß Lego sich bis in die 1990er Jahre des verwichenen Jahrhunderts zwei, eigentlich drei Eisenbahnsysteme gleichzeitig leistete. Nämlich Schiebezüge und 4,5-Volt-Batteriebahnen sowie eine trafobetriebene 12-Volt-Anlage. Die Schiebe- und Batteriezüge konnten auch auf den 12-Volt-Schienen fahren, die 12-Volt-Züge jedoch nicht auf einer reinen Schiebe- bzw. 4,5-Volt-Anlage, weil die Trafoversorgung zusätzliche Schienen für die Stromaufnahme erforderlich machte.

7822-fahrplan

Soweit, so gut. Das Dumme an der Sache war freilich, daß gewisse Sets ab Werk mit Gleisen ohne Stromführung kamen, also nicht ohne Weiteres mit 12-Volt-Zügen angefahren werden konnten. Und das, obwohl sie auf ihrem Fahrplan großspurig die Ankunft prominenter 12-Volt-Züge ankündigten, wie es der Bahnhof 7822 tat, ohne Strom zu liefern. Wer hier auf 7740, 7750, 7730 und 7760 wartet, braucht Sitzfleisch. Und welche Minifig hat schon Sitzfleisch?

Eine ganz andere Frage wirft die avisierte Ankunft der Sets 7814 und 7820 auf. In Worte gefaßt lautet die Frage: „Häh?“ Die Antwort müßte lauten:

7820-7822-446

Sitzfleisch hamse vielleicht nicht, aber Muckis!

Na gut, Stromführungsschienen gab es einzeln, 7854, aber da waren dann gleich 8 Stück drin; das sind auch wieder zu viele. Obwohl, mal nachrechnen. 4 fehlen im Bahnhof 7822, 2 fehlen im Güterbahnhof 7838, und 2 blieben dann noch übrig, um den Bahnübergang 7835 aufzurüsten. Also was echauffiere ich mich überhaupt?

Die Antwort auf diese Frage ist so einfach wie ernüchternd: „Content!“ Jawohl, wo ein Blögchen will gefüllt sein. Und wenn man nichts zu sagen hat, saugt man sich halt was aus den Fingern. Redundanz, sozusagen. Informationsgehalt gleich Null. Aufgehübscht durch einige schlechtbeleuchtete Bilder von nostalgischen Lego-Sets.

7755-7838-446

Jedenfalls. Das Schienensystem von zweierlei Art stellte das Kind vor logistische Herausforderungen. Um etwa den Schüttgutwagen aus dem Güterbahnhof 7838 zu ziehen, mußte sich zum Beispiel die schwere Diesellok 7755 von hinten anschleichen, vorsichtig in den nicht elektrifizierten Gleisabschnitt hineintasten und den herrenlosen Waggon daraus befreien. Das brachte zwar sicherlich Spielspaß, war aber trotzdem irgendwie überflüssig. So überflüssig wie dieser Beitrag an den Iden des März.


Gold is the new black.

1. März 2014

Ist mir so aufgefallen.

Damals, als Legos eigenes Burgenland noch jung und unverbraucht war, stellten die Waffen der ebenso jungen Ritter noch aufregende Sonderteile dar. 1978 gab es zur Burg 375 hellgraue Schwerter, Streitäxte und Lanzen, und 1979 ritten die Kämpen des Turniers 383 dann mit braunen Lanzen ins Gestech. Dann dümpelte das Burgenland einige Jahre unbeachtet vor sich hin, um 1984 mit grauen Burgen und frisch geschärften Klingen neuzuerstehen. Die Schwerter waren fortan dunkelgrau, eine absolute Sonderfarbe, vorbehalten den erlesensten Zubehörteilen der Minifigs und den Eisenbahnschwellen. Auch dunkelgraue Lanzen gab es, und noch besondererer waren die neuen Speere und Flitzebögen nebst Köcher, die es im ersten Schwung Rittersets Ende der 70er noch gar nicht gegeben hatte, denn die waren braun. Auch die Streitäxte brachten es nun auf die Farben braun und schwarz. Dunkelgraue und braune Waffen zogen sich seither durch die Minifigwelt; 1989 fochten die Piraten mit dunkelgrauen Säbeln, 1992 schossen die Ritter mit dunkelgrauen Armbrüsten, und 1993 mühten sich die etwas grotesken Ritter vom Drachenorden mit übergroßen dunkelgrauen Hellebarden ab. Der hier aufgezählte Inhalt des oberen Bildes war also der Standard und hörte auch irgendwann auf, neu und aufregend zu sein.

Farblich auffällig war also einzig die schwarze Streitaxt. Und das, wo doch seit den Zeiten des so legendären wie geheimnisumwaberten Schwarzen Ritters, der notorisch jedes Turnier von York bis Arundel besuchte und gewann, schwarz die Farbe der Coolness ist. Das Erscheinen dieses Recken kündigte sich 1986 an, als ein schwarzes Schwert… nein. Als das schwarze Schwert sich im Waffendepot 6041 fand und natürlich unmittelbar zum Lieblingslegoteil jedes kleinen Jungen wurde, der dieses Set in die Finger bekam. Im Folgejahr erschien er endlich selbst im Set 6035, und er brachte eine schwarze Lanze mit. Der schwarze Speer bildete 1992 Rahen an einem kleinen Schiffchen im Piratenhafen 6277, ehe er 1993 einem Ritter als Waffe diente. Wie die schwarze Lanze ist der schwarze Speer seither kein seltenes Teil mehr, sondern fand vielfach in Sets Verwendung. Ab 1997 schossen die Indianer der Westernserie mit schwarzen Bögen, das Teil blieb also nicht einmalig, wurde aber seitdem nur noch selten in schwarz verwendet. Einmalig-zweimalig hingegen blieb die schwarze Hellebarde, verliehen doch im Jahre 2000 ihrer zwei dem Roboraider „Lava“ 8510 ein bedrohliches Aussehen. Schließlich durfte ebenfalls im Jahr 2000 Chewbacca in der Sonderminifigpackung 3342 Biker-Scouts mit seiner schwarzen Armbrust jagen. Diese Armbrust blieb einmalig und selten, so daß festgestellt werden kann: Schwarze Waffen im Besitz einer Minifig sind geeignet, deren Coolness-Faktor deutlich zu erhöhen.

Aber schwarz ist natürlich nicht *bling* genug. In unserer dekadenten Zeit verlangt es den obercoolen Rapper des neuen Burgenlandes halt danach, sich die goldgefaßten Beißerchen auch mal mit ebensolchen Zahnstochern zu picken. Darum sind Teile, die als cool empfunden werden sollen, jetzt gülden. Naja, plasten, aber perlgolden, das muß reichen. Auch blieben nicht alle diese Teile einmalige Sammlerstücke, doch war ihr erstmaliges Erscheinen möglicherweise für die heutige Jugend ein Ereignis, das unserer damaligen Wahrnehmung des schwarzen Schwertes entspricht. Ich weiß es nicht, denn ich bin ja nicht Angehöriger dieser Jugend. Notieren wir also nüchtern: Die zwischenzeitlich geschmiedeten Ninja-Schwerter fanden ihre güldene Veredelung im Jahre 2007 im Set 8107. Im Jahre 2011 durften sich die Freunde des Glamours über goldene Speere, goldene Axtschärfen, goldene Barbarenschwerter und goldene Messerchen freuen und auch goldene Morgensterne schwingen. Im Jahre 2012 blieb die goldene Streitaxt im Set 9562 ebenso einmalig wie der goldene Säbel des Sammelpiraten der Box 8833. Das neue Langschwert in der Geschmacksrichtung „gold“ tauchte – Stand 2014 – einzig in der Burg 70404 (2013) auf, und der goldene Bogen veranlaßte mich, das Disney-Prinzessinnen-Friends-Set 41051 zu erwerben. Zumindest ist das meine müde vorgeschützte Rechtfertigung für den Erwerb, die für die anderen Sets der Serie natürlich nicht gelten kann; da muß ich mir was anderes ausdenken.