Der Sommer ist vorbei.

27. Oktober 2013

In dieser Nacht endet die Mitteleuropäische Sommerzeit. Die Uhr wird um ..äh.. 3 Uhr auf dann wahrscheinlich ..öhm.. 2 Uhr zurückgestellt. Ja, genau! Die Stunde von 2 bis 3 Uhr wird wiederholt, die Nacht ist also eine Stunde länger. Jedes halbe Jahr dasselbe Hickhack: Vor oder zurück?

Eingeführt wurde die heute gültige Sommerzeit im Jahre 1977, in Deutschland 1980, als man im Nachklang der Ölkrise meinte, durch bessere Ausnutzung der sommerlichen Sonnenstunden Energie sparen zu können. Diese Idee war nicht neu, sondern wurde auch in Weltkriegszeiten (Erster und Zweiter solcher) bereits in die Tat umgesetzt. Ob’s was nützt, energiesparenderdings? Das ist seit jeher umstritten. Was man an Strom für die Beleuchtung spart, wird für längere Laufzeiten der Ventilatoren wieder verpulvert. Ansatzpunkte für Kritik gab es also schon immer. Und überhaupt: Die Zeitumstellung! Tage, Wochen, Monate scheinen manche Menschen zu benötigen, um sich im Sommer an die falsche Zeit anzupassen! Und die Sonne steht nicht um Punkt 12 Uhr im Zenit, wie es sich für die astronomische Zeit gehört, sondern ..äh.. jedenfalls ne Stunde früher oder später. Und die Milchkühe! Haben die Technokraten, welche die Einführung der Sommerzeit beschlossen, denn nicht an die Euterfüllzeiten der Milchkühe gedacht? Was das für die armen Tiere für Streß bedeutet! Na, offensichtlich bedachten sie das nicht.

Darob ist die Schar der Sommerzeitverweigerer oder zumindest -amliebstenverweigernwürderer groß. Nur die allergrößten Revoluzzer behalten am letzten Sonntag im März trotzig die „echte“ Zeit bei und ächten Funkwecker. Die meisten Kritiker stellen trotz allem zähneknirschend ihre Uhren auf die „falsche“ Zeit um, weil es einfach unpraktisch ist, ein halbes Jahr lang überall eine Stunde zu spät zu kommen oder zumindest alle Terminangaben gedanklich um eine Stunde korrigieren zu müssen. Erst heute (Samstag) wieder forderte Sibylle Berg in ihrer Kolumne auf Spiegel-Online, es sollten sich mehr Menschen gegen den Zeitumstellungsirrsinn zur Wehr setzen und zumindest versuchen, die ganzjährige Rückkehr zur Normalzeit zu bewirken. Die Schlüsse, die sie aus dem Nichtvorhandensein einer solchen geschlossenen Protestbewegung zieht, wollen wir hier mal beiseitelassen.

Na gut, der Energiesparzweck der Zeitumstellung wurde vermutlich verfehlt, insofern wäre die Sommerzeit sinnlos. Aber immerhin sind die Sommerabende schön lang. Na gut, vor allem im März hat man an einem Sonntag eine Stunde weniger Schlaf – wenn man denn unbedingt zu einer festgesetzten Zeit aufstehen muß. Aber kürzere Nächte gibt es das ganze Jahr über auch aus ganz anderen Gründen; meist, weil man sich einfach zu spät dazu entschließen kann, ins Bett zu gehen, oder weil man einfach mal aus irgendeinem Grund früher aufstehen muß. Na gut, die Milchkühe müssen eine Stunde mit prallen Eutern auf ihren Melker warten, oder sie werden schon gemolken, bevor sie es erwarten. Aber statt über die Sommerzeit zu jammern, könnten die Milchbauern ja die Melkzeiten an die Kühe anpassen, statt den unschuldigen Kühen die menschengemachten Uhrzeiten aufzuzwingen. Und na gut, im Sommer ist „Mittag“ nicht Mittag, sondern eine Stunde ..äh.. jedenfalls versetzt. Aber daß Punkt 12 Uhr die Sonne am höchsten steht, gilt sowieso innerhalb einer Zeitzone bloß exakt auf dem taktgebenden Meridian – und wer wohnt da schon? Welche Uhrzeiten die Menschen den jeweiligen Sonnenständen zuordnen, ist für den Lauf der Welt durchaus bedeutungslos. In Berlin geht die Sonne früher auf als in Paris, obwohl hier wie dort gleichzeitig „7 Uhr morgens“ ist.

Ich werde die Zeitumstellung einfach verschlafen und wie üblich keinerlei Auswirkungen spüren. Achselzucksmiley.


Sinnlose Fußballphrasen: Sinnlose Doppelbestrafung.

3. Oktober 2013

Nämlich: Wenn ein Schiedsrichter mal wieder einen Elfmeter verhängte, weil im Strafraum eine klare Torchance durch ein Handspiel oder ein Foul am einschußbereiten Stürmer verhindert wurde, dann sieht der verursachende Abwehrspieler obendrein auch noch die rote Karte. Weil es die Regel so will. In den letzten Jahren hat es sich eingebürgert, daß die kommentierende Journaille in so einem Fall dann in zunehmend empörterem Ton von einer „sinnlosen Regel“ spricht, weil diese „Doppelbestrafung“ doch viel zu hart sei; Elfmeter und Platzverweis! Sofern nicht gar dem Schiedsrichter mangelndes Fingerspitzengefühl vorgeworfen wird, wird immerhin angemahnt, die Granden des Fußballs müßten dringend diese Regel reformieren, weil sie eben „sinnlos“ sei – auf das Erscheinen dieser Vokabel kann man sich in diesem Zusammenhang verlassen.

Aber ist das denn nicht Quatsch mit Sauce? Mir fehlt es da echt am Problembewußtsein. Sezieren wir einmal die Situation. Ein Stürmer läuft aufs gegnerische Tor zu, vor sich hat er bloß noch den Torwart, ihm auf den Fersen ist ein Abwehrspieler. Dieser grätscht dem Stürmer als „letzter Mann“ in die Beine und verhindert so die klare Torchance, zieht also die „Notbremse“. Für diese Unsportlichkeit wird er mit der roten Karte vom Platz gestellt. Sollte man das ändern? Nein.

Weiter. Ein Stürmer wird im gegnerischen Strafraum gefoult. Ein Foulspiel wird mit einem direkten Freistoß geahndet, im Strafraum also mit einem Elfmeter. Dasselbe gilt, wenn im Strafraum ein Ball mit der Hand gespielt wird. Sollte man das ändern? Nein.

Weiter. Ein Stürmer wird im gegnerischen Strafraum vom „letzten Mann“ gefoult, oder sein Torschuß wird durch ein regelwidriges Handspiel im Strafraum abgewehrt. Die Konsequenz daraus: Der verursachende Spieler wird vom Platz gestellt, was, wie wir oben analysiert haben, korrekt ist. Und es gibt einen direkten Freistoß, also im Strafraum einen Elfmeter, was, wir wir oben analysiert haben, korrekt ist. Ja und? Wo ist da jetzt die allüberall bejammerte Sinnlosigkeit?

Und vor allem: Wie sollte man es anders handhaben? Keinen Elfmeter verhängen? Keine rote Karte zeigen? Unbestreitbar sind Platzverweis und Elfmeter gegen die verteidigende Mannschaft hart für diese. Aber nehmen wir an, es würde zwar ein Platzverweis wegen des Foul- oder Handspiels ausgesprochen, in diesem Fall dann aber kein Elfmeter. Dann müßte die Mannschaft zwar dezimiert weiterspielen, hätte aber immerhin das Ziel erreicht, den drohenden Torerfolg der gegnerischen Mannschaft zu verhindern. Gerade in den letzten Minuten eines engen oder ausgeglichenen Spiels wäre also ein Foul auf Kosten eines Platzverweises ein probates taktisches Mittel. Können wir das wollen? Sicher nicht.
Oder nehmen wir an, es würde zwar ein Elfmeter verhängt, aber aufgrund des „Härtefalls“ auf den Platzverweis verzichtet. Und nehmen wir weiter an, dieser Elfmeter würde nicht verwandelt. Dann wäre die verteidigende Mannschaft trotz Foulspiels im eigenen Strafraum und trotz platzverweiswürdiger Verhinderung einer klaren Torchance ungeschoren davongekommen. Können wir das wollen? Sicher auch nicht.
Oder sollte der Schiedsrichter sich gar zwischen Platzverweis und Elfmeter entscheiden müssen? Und nach welchen Kriterien? Oder willkürlich? Oder nach Münzwurf? Klingt alles ziemlich bescheuert.

Nein, die Regeln sind, so wie sie derzeit sind, keineswegs sinnlos, sondern die einzig richtigen. Sinnlos sind lediglich die immer wiederkehrenden, von der Journaille hervorgerufenen Beschwörungen der Sinnlosigkeit derselben. Mit der bejammerten Doppelbestrafung werden schlicht Fehler ziemlich hart bestraft, welche eine Mannschaft in ihrem Verteidigungsspiel begangen hat und nicht mehr mit fairen Mitteln ausbügeln konnte. Von einer Ungerechtigkeit vermag ich da nichts zu erkennen.

Ärgerlich ist natürlich, wenn der Schiedsrichter die Situation objektiv falsch beurteilte, also etwa gar kein Foulspiel vorlag, oder der Tatort außerhalb des Strafraums war, oder der Ball nicht absichtlich mit der Hand gespielt wurde, oder ähnliches. In so einem Fall wiegt die Doppelbestrafung natürlich schwer und wirkt ungerecht, jedoch spricht dies ja noch lange nicht für die Sinnlosigkeit der Regel als solcher, sondern vor allem für die Sinnhaftigkeit, dem Schiedsrichter weitere Mittel zur möglichst richtigen Beurteilung von Spielszenen an die Hand zu geben.