In dieser Nacht endet die Mitteleuropäische Sommerzeit. Die Uhr wird um ..äh.. 3 Uhr auf dann wahrscheinlich ..öhm.. 2 Uhr zurückgestellt. Ja, genau! Die Stunde von 2 bis 3 Uhr wird wiederholt, die Nacht ist also eine Stunde länger. Jedes halbe Jahr dasselbe Hickhack: Vor oder zurück?
Eingeführt wurde die heute gültige Sommerzeit im Jahre 1977, in Deutschland 1980, als man im Nachklang der Ölkrise meinte, durch bessere Ausnutzung der sommerlichen Sonnenstunden Energie sparen zu können. Diese Idee war nicht neu, sondern wurde auch in Weltkriegszeiten (Erster und Zweiter solcher) bereits in die Tat umgesetzt. Ob’s was nützt, energiesparenderdings? Das ist seit jeher umstritten. Was man an Strom für die Beleuchtung spart, wird für längere Laufzeiten der Ventilatoren wieder verpulvert. Ansatzpunkte für Kritik gab es also schon immer. Und überhaupt: Die Zeitumstellung! Tage, Wochen, Monate scheinen manche Menschen zu benötigen, um sich im Sommer an die falsche Zeit anzupassen! Und die Sonne steht nicht um Punkt 12 Uhr im Zenit, wie es sich für die astronomische Zeit gehört, sondern ..äh.. jedenfalls ne Stunde früher oder später. Und die Milchkühe! Haben die Technokraten, welche die Einführung der Sommerzeit beschlossen, denn nicht an die Euterfüllzeiten der Milchkühe gedacht? Was das für die armen Tiere für Streß bedeutet! Na, offensichtlich bedachten sie das nicht.
Darob ist die Schar der Sommerzeitverweigerer oder zumindest -amliebstenverweigernwürderer groß. Nur die allergrößten Revoluzzer behalten am letzten Sonntag im März trotzig die „echte“ Zeit bei und ächten Funkwecker. Die meisten Kritiker stellen trotz allem zähneknirschend ihre Uhren auf die „falsche“ Zeit um, weil es einfach unpraktisch ist, ein halbes Jahr lang überall eine Stunde zu spät zu kommen oder zumindest alle Terminangaben gedanklich um eine Stunde korrigieren zu müssen. Erst heute (Samstag) wieder forderte Sibylle Berg in ihrer Kolumne auf Spiegel-Online, es sollten sich mehr Menschen gegen den Zeitumstellungsirrsinn zur Wehr setzen und zumindest versuchen, die ganzjährige Rückkehr zur Normalzeit zu bewirken. Die Schlüsse, die sie aus dem Nichtvorhandensein einer solchen geschlossenen Protestbewegung zieht, wollen wir hier mal beiseitelassen.
Na gut, der Energiesparzweck der Zeitumstellung wurde vermutlich verfehlt, insofern wäre die Sommerzeit sinnlos. Aber immerhin sind die Sommerabende schön lang. Na gut, vor allem im März hat man an einem Sonntag eine Stunde weniger Schlaf – wenn man denn unbedingt zu einer festgesetzten Zeit aufstehen muß. Aber kürzere Nächte gibt es das ganze Jahr über auch aus ganz anderen Gründen; meist, weil man sich einfach zu spät dazu entschließen kann, ins Bett zu gehen, oder weil man einfach mal aus irgendeinem Grund früher aufstehen muß. Na gut, die Milchkühe müssen eine Stunde mit prallen Eutern auf ihren Melker warten, oder sie werden schon gemolken, bevor sie es erwarten. Aber statt über die Sommerzeit zu jammern, könnten die Milchbauern ja die Melkzeiten an die Kühe anpassen, statt den unschuldigen Kühen die menschengemachten Uhrzeiten aufzuzwingen. Und na gut, im Sommer ist „Mittag“ nicht Mittag, sondern eine Stunde ..äh.. jedenfalls versetzt. Aber daß Punkt 12 Uhr die Sonne am höchsten steht, gilt sowieso innerhalb einer Zeitzone bloß exakt auf dem taktgebenden Meridian – und wer wohnt da schon? Welche Uhrzeiten die Menschen den jeweiligen Sonnenständen zuordnen, ist für den Lauf der Welt durchaus bedeutungslos. In Berlin geht die Sonne früher auf als in Paris, obwohl hier wie dort gleichzeitig „7 Uhr morgens“ ist.
Ich werde die Zeitumstellung einfach verschlafen und wie üblich keinerlei Auswirkungen spüren. Achselzucksmiley.