Kindheitslego, nostalgieverklärt.

21. Januar 2013

Im Forum von 1000steine.de fragt der Benutzer Sylvius nach Lieblingssets der Kindheit. Ein schönes Thema, das auch das Zeug zum Blog-Eintrag hat, darum rezykliere ich meine dortige Antwort hier einfach mal. Und verarbeite dieselben Buchstaben zu Fair-trade-Wickelröcken. Nee, Quatsch.

Nur drei Sets auszuwählen, ist ja eine schwierige Aufgabe. Aber gut, ich versuch’s mal.

6374

Die Ferienvilla 6374 war das am besten ausgestatte Haus zu meiner Zeit. Mit gepflasterter Einfahrt, Markise, Grill, Auto, Pappel, Kühlschrank, Herd, Glastischen und Wohnzimmerleuchte. Sonnenklar, daß „mein Mann“, also das Männeken, mit dem ich mich identifizierte, in dieser Villa residierte. (Männeken bestand übrigens aus Oberteil des 608-Taxifahrers, weißer Hose, Smiley-Gesicht und schwarzer Perücke.) Das Auto ersetzte ich freilich durch einen Geländewagen der Marke Eigenbau. Weil der „Colt für alle Fälle“ sowas ja auch fuhr, der Teufelskerl.

1592

Im Jahre 1984 sollte es neue Ritter geben. In grauen Burgen! Lechz! Lieferbar ab April. Scheiße, Geburtstag im März. Es war dann bloßer Zufall, der meine Mama und mich Ende Januar oder Anfang Februar ins örtliche Vedes-Geschäft verschlug, wo am Ausgang auf dem Grabbeltisch ein einsames Exemplar dieses Sets 1592 stand, das ich aus dem Katalog gar nicht kannte. Wahrscheinlich ein Restposten, denn eigentlich stammt das Set ja von 1980. Aber egal. Es hatte Ritter, ein Burgtor und ein Fachwerkhaus. Für meine Mama gut genug als Ersatz für die noch nicht verfügbaren neuen Burgen, selbst wenn es stilistisch natürlich noch auf die gelbe Vorgängerburg 375 abgestimmt war.
Jedenfalls habe ich dieses Set geliebt. Immer wieder, wenn ich meine Stadt aufbaute, baute ich auch das Fachwerkhaus und die Burgmauer wieder auf, während zwischendurch die Teile natürlich in Eigenbauten Verwendung fanden. Die Aufkleber parkte ich dann immer irgendwo (Schrankwände, Innenseite meiner Curver-Kiste mit Lego), weshalb sie irgendwann weg waren. Und die Bauanleitung war ziemlich zerfleddert. Vom Sammlerstandpunkt eine Katastrophe, aber ich hatte meine Freude am Modell, und das ist ja auch was wert.

6285

1989 wartete der Katalog mit der Sensation auf: Piraten! A dream come true! Und die Piratenbrigantine 6285 war atemberaubend schön. Nächtelang himmelte ich die Katalogseiten an und begehrte. Lieferbar ab Mai. Ja Scheiße, Geburtstag immer noch im März. Aber pünktlich am 2. Mai, denn der erste war ja ein Feiertag, radelte ich mit zusammengerasenmähten und ergutenotengeschriebenen DM 100,- (einhundert) zum Wertkauf, um das Schiff zu kaufen. Denn ich dachte mir, daß das größte Set der Reihe ja wohl 100 Mark kosten würde. Pustekuchen, 160 Mark wurden verlangt, Mist auch. Also kaufte ich erst mal das Gouverneurskastell 6276, und das Schiff gab es halt erst zu Weihnachten. Gleich in der Weihnachtsnacht, ich schon im Schlafanzug, erlebte es auf dem Teppich im kerzenwarmen Wohnzimmer seinen ersten Schiffbruch. Dramatische Ereignisse und Abenteuer auf hoher See wohnen diesem Modell ja inne. Bis heute ist es das beste Piratenschiff, das Lego je herausgebracht hat, da knarzen die Taue, da schwankt das Deck, da riecht es nach Fisch und salziger Luft! Ähnlich gut war bloß noch die Dreimastbark 6286, das Nachfolgeschiff. Man merkt, daß die Setentwickler damals noch völlig ohne Kostendruck drauflosdesignen durften. Das durften sie bei der ösigen Pirates-Serie von neulich (2009) ganz offensichtlich nicht, denn das Schiff 6243 ist schlecht. Und auch das vielgelobte Flaggschiff 10210 hat bei weitem nicht den Flair der alten Schiffe. Naja.

So, da war jetzt gar kein Ritterset dabei. Aber natürlich war 6080 toll, 6074 phantastisch und 6067 supertoll.

Und Sets, die ich damals gerne gehabt hätte, zu denen es aber nicht kam, übrigens bis heute nicht:

Vor der Monorail 6990 verbrachte ich im Katalog auch viele Stunden, sie landete auch auf meinem vorläufigen Weihnachtswunschzettel, aber mußte dann irgendwas anderem weichen.

1990 hatte ich die Wahl zwischen dem Spukschloß 6081 und dem ModelTeam-Truck 5580. Letztlich war mir die Burg dann doch wichtiger.

Und, jawohl, auch ungefähr 1990 wollte ich eine Dampflok bauen. Und ich erinnerte mich der Dampflok, die ich aus meinen ganz frühen Katalogen kannte. Wie ich im nachhinein weiß: die lägändärä 7750. Ich Naivling radelte also los, mal gucken, ob die noch irgendwo aufzutreiben wäre. War sie aber natürlich nicht. Ich baute meine Dampflok dann ohne große Lokräder aber mit Batteriestab aus 740 als Kessel. Nicht schön, aber selten. Die 7750 habe ich natürlich bis heute nicht, aber das passiert mir nicht nochmal! Den Smaragd Express holte ich mir frisch aus der Presse.

Hier endete mein Forumsbeitrag ohne stilvollen Abschluß. Sei’s drum.


Steinwerfer: Dual Defender 1491

5. Januar 2013

Zum Glück steht’s drauf. Also, wie das Set heißt, denn im deutschen Katalog des Ausgabejahres 1992 würde man vergeblich danach suchen. Es handelt sich abermals um eins der berüchtigten US-only-Sets, entworfen, um als Tütchenset den Quengelsektor zu bedienen, wiewohl es sich mit seinen 45 Teilen auch gut als normales Kartonset gemacht hätte.

Wir haben also hier ein kleines Zwillingskatapult, welches zum Zwecke der Belagerung rasch „einen Steinwurf entfernt“ vom Ziel des Angriffs aufgebaut wurde. Der Name des Sets („Doppelverteidiger“) ist insofern irreführend beziehungsweise reine Propaganda; nur ganz selten dienen Katapulte der Verteidigung, ganz gleich, wie Lego oder das Kriegsministerium das nennen.
Dieses Katapult ist stationär auf die Wiese gebaut und drehbar. In der Mitte zwischen den beiden Katapultarmen befindet sich eine Art Verteidigungs- oder Führerstand. Wohl eher ein Verteidigungsstand, denn aus dieser Warte heraus die Hebelarme zu bedienen, dürfte schwierig sein, vor allem für die Minifigs mit ihren kurzen Ärmchen. Der arme Tropf, der die Wurfgeschosse in die Löffel wuchten muß, findet hier leider keinen Platz.

Im Ausklang der „Legoland“-Ära, die ab 1992 schon in „System“ umbenannt war, wurden holzgebaute Strukturen noch schwarz dargestellt, so auch dieses Katapult. Schwarze Bogensteine und Platten sind immer brauchbar, ebenso die drei grünen 2×10-Platten und grauen Rundeiner. Die Männeken sind nicht nur anhand der mitgeführten Schilde eindeutig als schwarze Drachenritter zu erkennen. Sie können ihren Steinwerfer wahlweise mit Speeren oder Schwertern verteidigen. Da paßt der Name also doch wieder.

Da der Verkauf dieses Tütchens, wie erwähnt, nur in Amerika erfolgte, ist es in Deutschland wenig verbreitet. Das ist schade, denn es ist eine niedliche, wenn auch nicht unabdingbare, Ergänzung fürs Burgenland.