Da ich ja nicht mehr zum Bauen komme, schon gar nicht von größeren MOCs, muß ich leider auf olle Kamellen setzen, um die Erinnerung wachzuhalten, daß das mal anders war. Darum habe ich hier im Blog, der zunehmend die Funktion einer Homepage erfüllt, mal eine Sektion mit meinen Lego-Eigenbauten eröffnet. Sie findet sich oben unter „Werkschau“, weil sie eben das ist. Enthalten sind fast alle meine Lego-Bauwerke, einigermaßen chronologisch geordnet, bisweilen mit Text, immer mit Bildern. Die Tendenz ist eindeutig: Früher herrschten große, komplexe Bauten vor, vorgestellt in endlos vielen Bildern. In jüngerer Zeit baute ich eher kleine Dinge, die oft in einem einzigen Bild umfänglich dargestellt sind.
Manchmal hätte ich ja Bock, was Großes zu bauen, aber ich habe einfach keine Lust…
Buch der Woche: Der Duden in 12 Bänden.
11. Mai 2013Für die komplette Duden-Reihe reicht der Büchertisch nicht aus, so daß wir auf den Küchentisch ausweichen müssen. Ein „Duden in 9 Bänden“ hätte gepaßt. Aber macht ja nichts.
Konrad Duden war offenbar ein Perfektionist und ein Nerd. Ihm, der er Gymnasiallehrer war, ging es auf den Zwirn, daß es im deutschen Sprachraum keine einheitliche und überall gültige Rechtschreibung gab. Gab’s nämlich nicht. Ganz früher sowieso nicht; im Mittelalter wurde Sprache vor allem gesprochen, daher der Name. Wer sich gezwungen sah, etwas aufzuschreiben, suchte sich die verfügbaren Buchstaben so zusammen, daß sie die Lautgestalt des zu schreibenden Wortes seiner Meinung nach erkennbar wiedergaben. Da aber die Lautgestalt der Wörter in den verschiedenen Gegenden des deutschen Sprachraums deutlich voneinander abwich, sahen auch die geschriebenen Wörter je nach Schreiber ganz unterschiedlich aus. Wenn also ein Mönch im Hochstift Fulda verstehen wollte, was ein Mönch in St. Gallen geschrieben hatte, mußte er sich den Text laut vorlesen, um zu hören, was da geschrieben stand. Und verstand es möglicherweise dennoch nicht, weil die deutsche Sprache sich ja in unzählige Dialekte und Varietäten gliedert.
Nun, dank Lutherbibel, Buchdruck und allgemein mehr verbreiteter Schriftkultur sah die Situation im 19ten Jahrhundert nicht mehr ganz so verworren aus. Die Grammatik war weitgehend einheitlich, die Orthographie eigentlich auch. Aber Unterschiede gab es nach wie vor, und amtlich war die Rechtschreibung sowieso nicht. Und das, obwohl ganz Deutschland (ohne Österreich) seit 1871 in einem Kaiserreich vereinigt war. Für Konrad Duden war das ein untragbarer Zustand, weshalb er 1880 ein „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ herausgab, mithin den ersten „Duden“. Erst im Jahre 1901 wurde auf Grundlage von Dudens Wörterbuch für das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn eine einheitliche deutsche Rechtschreibung erarbeitet und verbindlich. Seitdem war der Duden „maßgebend in allen Zweifelsfällen“. Das blieb er auch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR, die das Glück hatte, daß der Urduden im Bibiliographischen Institut in Leipzig erschienen war. West-Duden und Ost-Duden unterschieden sich vor allem in vielen Worterklärungen, die vor allem in der DDR nicht das ideologische Konzept konterkarieren durften. Ein Mythos ist freilich, daß das Stichwort Engel im DDR-Duden mit „Jahresendflügler“ erklärt worden sei, um einen Gottesbezug zu vermeiden. Korrekterdings wurde es mit „grch. → lat. ,Bote‘“ erklärt, wohingegen der West-Duden auf jegliche Erklärung zum Stichwort Engel verzichtete.
Seit 1996 ist der Duden nicht mehr maßgebend, denn mit der Rechtschreibreform wurde auch sein Quasimonopol zugunsten von anderen Wörterbüchern wie Pons und Langenscheidts aufgehoben. Seither gibt es eine amtliche Rechtschreibung, die vom Duden lediglich noch wiedergegeben wird. Wer privat schreibt, braucht sich natürlich an keinerlei Rechtschreib- und Grammatikregeln zu halten, muß allerdings in Kauf nehmen, für blöd gehalten zu werden.
So, und warum jetzt 12 Bände?
• Band 1: Die deutsche Rechtschreibung. Das ist natürlich „der Duden“ schlechthin.
• Band 2: Das Stilwörterbuch. Gemäß Untertitel „grundlegend für gutes Deutsch“. Das steht seit fast 20 Jahren bei mir herum, aber ich habe kaum dreimal hineingesehen.
• Band 3: Das Bildwörterbuch. Hier werden Gegenstände aus allen Lebensbereichen in schematischen Zeichnungen dargestellt und viele Einzelheiten erklärend benannt. Sinnvoll für jeden, der immer schon mal wissen wollte, wie zum Beispiel die weißen und schwarzen Dinger der Klaviatur heißen. Aha, das sind die Tasten!
• Band 4: Die Grammatik. Die Duden-Grammatik erklärt sehr gut den Aufbau der Sprache, ausgehend von der Lautstruktur und der Betonung, über die Buchstaben und die Schriftstruktur der Wörter, über die Wortarten, hin zu Wortbildung und Wortschatz, um schließlich im ganzen Satz zu endigen.
• Band 5: Das Fremdwörterbuch. Hier sind Fremdwörter keine Glückssache.
• Band 6: Das Aussprachewörterbuch. Das muß ich wohl an meine Exfreundin verliehen haben, denn wie ich soeben feststelle, fehlt es im Regal. Muß ich halt weiternuscheln.
• Band 7: Das Herkunftswörterbuch behandelt die „Etymologie der deutschen Sprache“. Durch die Rechtschreibreform wurde einiges verschoben. Seither könnte man meinen, „einbleuen“ hätte was mit „grün- und blauschlagen“ zu tun, denn nun wird es mit ä geschrieben. Pikanterweise schreibt der Duden: „Das vom Sprachgefühl meist zu ‘blau’ gestellte Verb […] hat mit ‘blauen’ Flecken nichts zu tun.“ Ja, ihr Arschlöcher, warum habt ihr dann die Schreibweise geändert? (Na gut, das ist nur ein eigentlich unbedeutendes Wort, aber es ist symptomatisch für die Bescheuertheit der Rechtschreibreform insgesamt.)
• Band 8: Die sinn- und sachverwandten Wörter, also das „Synonymwörterbuch der deutschen Sprache“. Nutzbar, wenn man mal ein anderes Wort für „Gesicht“ verwenden will. Band 8 schlägt dann Synonyme vor, die von „Antlitz“ und „Physiognomie“ zu „Fresse“, „Fratze“ und „Arsch mit Ohren“ reichen. Sehr gewissenhaft.
• Band 9: Richtiges und gutes Deutsch. Dieser Band scheint inhaltlich verwandt zu sein mit Band 2, dem Stilwörterbuch. Ist er auch. Allerdings werden hier auch Zweifelsfälle geklärt, die nicht unmittelbar mit dem Sprachstil oder der korrekten Schreibung eines Wortes zu tun haben, sondern eben vor allem Zweifelsfälle sind. Ein ziellos aus dem aufgeschlagenen Buch herausgepicktes Beispiel: „Obmann: Das Wort hat zwei Pluralformen: die Obmänner und die Obleute. Wenn Männer und Frauen gleichzeitig gemeint sind, heißt der Plural die Obleute.“ So was halt.
• Band 10: Das Bedeutungswörterbuch. Dieses befaßt sich mit Wortbildung und Wortschatz. Erklärt werden nicht nur ganze Wörter, sondern vor allem auch einzelne Wortbestandteile, die man als solche nicht im Wörterbuch (Band 1) fände.
• Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Was muß, das muß.
• Zitate und Aussprüche. Eine Liste von geflügelten Worten, Bonmots und Aphorismen, gesammelt aus Werken der klassischen Antike, der Bibel, Werbung, Film und Fernsehen.
Das sind die 12 Bände. Sie machen sich in ihrer Vielfarbigkeit dekorativ im Buchregal. Die Lego-Version folgt nicht exakt der farblichen Aufteilung in der Wirklichkeit und ist über allerhand Sets verteilt – wenn man jeweils die vorgesehenen Aufkleber wegläßt.
Lego grummelt zurück.
2. Mai 2013
Unter den Figuren der Sammel-Minifig-Serie 10 befindet sich dieser ältere Mitbürger mit Teetasse und Nostalgiezeitschrift. Bemerkenswert ist das eigens entworfenes Haarteil; nee, das Kopfteil, das ein Haarteil nötig hätte. Die Charakterzeichnung wird ergänzt durch Schnauzbart, Kassengestell, Hosenträger und bauchdeckendes Beinkleid in typischer Kolorierung. Die aufgesetzte Glatze wirkt zwar ein wenig wie eine fleischfarbene Badekappe (huahua), aber im großen und ganzen ist die Figur liebevoll gestaltet und darf als gelungen bezeichnet werden.
Doch viel bemerkenswerter ist, was Lego auf der offiziellen Homepage dieser Figur ins Profil geschrieben hat. Ich weiß nicht, ob der Link dorthin dauerhaft oder überhaupt funktioniert, darum erlaube ich mir zur Sicherheit ein Zitat:
Großvater
„Früher war alles viel besser!“
Wenn es nach dem Willen des Großvaters ginge, wäre das Leben heute noch genau so wie in seiner Jugend, und er lässt keine Gelegenheit aus, um das zu sagen. Man muss nur erwähnen, dass die alten braunen LEGO® Steine schöner waren als die neuen, und er wird antworten, dass es in seiner Kindheit sowieso nur rote LEGO Steine gab und man froh war, wenn man überhaupt welche hatte.
Schon seit der Einführung der ersten Spielthemen stören den Großvater alle modernen Teile: Türen, Fenster – überhaupt alle Elemente, die nicht aussehen wie ein ganz normaler LEGO Stein. Von den neumodischen Minifiguren mit beweglichen Armen und Beinen und ausdrucksvollen Gesichtern ganz zu schweigen!
Kicher. Das hört sich so an, als sei irgendwer bei Lego leicht angenervt vom Dauergenöle der AFOLs* und hätte die Gelegenheit genutzt, mal – humorvoll aber doch – vom Leder zu ziehen. Was übrigens auch eine Formulierung aus Großvaters Zeiten ist.
Denjenigen, die nicht wissen, auf was sich die Sache mit den alten und neuen braunen Lego-Steinen bezieht, sei es kurz referiert:
Mit dem Modelljahr 2004 änderte Lego die Farben grau, braun und dunkelgrau in die Farben ab, die heutzutage als grau, braun und dunkelgrau produziert werden. Die alten Farben waren erdigere, natürlich wirkende Farbtöne, die neuen Farben sind betreffs grau etwas bläulicher, betreffs braun etwas rötlicher. Seinerzeit rief diese Änderung massive Proteststürme in den damals tonangebenden Internetforen (vor allem Lugnet) hervor. Einerseits, weil Lego überhaupt etwas änderte; das war die opahafte Sichtweise, die in der Charakterbeschreibung der obigen Sammelminifigur aufs Korn genommen wird. Andererseits, und das war die argumentativ unterfütterte Sichtweise, weil natürlich alle neuen Teileformen bloß noch in neuen Farben verfügbar sein würden, wohingegen ausgemusterte aber noch im Bestand der AFOLs befindliche Teile eben nicht in den neuen Farben hergestellt werden würden. So oder so war farbkonsistentes Bauen nicht mehr uneingeschränkt möglich und ist es natürlich bis heute nicht. Das wurde als Abkehr vom Systemgedanken empfunden.
Und drittens waren viele AFOLs mit der Art und Weise nicht glücklich, mit der Lego diesen Farbwechsel zunächst vollzog (nämlich völlig unangekündigt) und sodann zu erklären versuchte; denn mit Marketinggewäsch und fadenscheinigen Begründungen ließ man sich ungern abspeisen. Das Vertrauen in die Beständigkeit des Produkts „Lego“, dessen integraler Bestandteil es ja ist, daß über Generationen alles zu allem paßt, aber auch das Vertrauen in die Handlungsweise der Firma selbst war erschüttert. Zusätzlich dazu bekriegten sich kritische und ..naja.. unkritische Fangruppen zum Teil sehr heftig (verbal). Alles in allem war die ganze Angelegenheit nicht schön. Eine abschließende Zusammenfassung könnte hier nachgelesen werden.
Jedenfalls. Es ist durchaus erstaunlich, daß nun, fast zehn Jahre später, Lego selbst auf dieses leidige Thema anspielt. Dabei war doch fast Gras drüber gewachsen, und selbst ich spiele mit dem Gedanken, die neuen, geänderten Farben vielleicht doch irgendwann zu akzeptieren. Immerhin ist es schön zu sehen, daß Lego offensichtlich unser Genöle wahrgenommen hat.
(Daß früher zwar nicht alles besser, aber doch so manches gut war, macht Jochen Malmsheimer hier deutlich.)
*) Adult Fan of Lego = Erwachsener Legofan.
Finalniederlagist.
2. Mai 2013Nur, um das Wort mal genannt zu haben. Mit Timestamp Donnerstag, 2. Mai 2013, 14:59h.