Also, die Monster Fighters (1).

30. September 2012


Das sind sie, die Geisterjäger. In europäischer Leserichtung sehen wir vor uns die Protagonisten:

Frank Rock, das Fliegeras. Ann Lee, die energisch alles wegschießt, was ihr an unheiliger Kreatur vor die Armbrust kommt. Dr. Rodney Rathbone, das expeditionsgestählte intellektuelle Schwergewicht mit Korporationshintergrund. Major Quinton Steele, der mit seiner Donnerbüchse nicht nur silberne Kugeln verschießt. Und Jack McHammer; der würde auch alte Eichen mit seinem Hammer fällen.

Die Serie ist ungefähr im Steam-Punk-Zeitalter angesiedelt, was zur entsprechenden Kostümierung der Minifigs führt. Das Fliegeras mit Rayban-Brille und Elvis-Tolle fällt da freilich etwas aus dem Rahmen. In Legos Gesamtkonzept besetzen die Geisterjäger die Sparten „Abenteuer“, „Lustige Vehikel“, „Genretypische Figuren“, „Zeitsprung“ und „Sammeln“. Denn sammeln, das müssen die Action-Exorzisten auch und vor allem. Es gilt, sechs von sieben sogenannten Mondsteinen zu finden, mit denen der Mond verborgen werden kann. Klingt nach etwas, was ein James-Bond-Schurke tun würde, aber in diesem Fall gilt der Mond als Energiequelle für so manches widernatürliche Wesen, Stichwort: Werwolf.

Was die zu bekämpfenden Monster angeht, bedient sich die Serie schamlos aber folgerichtig an den gängigen Horror- und Gruselklassikern der Popkultur, wobei der Schwerpunkt auf Vampiren, Zombies und Nachtgespenstern liegt, die in mehr als einem Set der Reihe vertreten sind.

Relativ schnell abgehandelt, nämlich als kleinstes Set im Taschengeldformat, ist das Ding aus dem Sumpf bzw. der Schrecken vom Amazonas, wenn man statt eines 70er-Jahre-Comics lieber einen 1954er Schwarzweißfilm von Jack Arnold als Inspiration für Set 9461 sehen will. Das wollen wir natürlich. Das Kiemenwesen speist offensichtlich Fisch, also weshalb sich Menschen vor ihm fürchten sollten, ist nicht ganz klar. Vermutlich wollen wir ihm bloß seinen Mondstein stibitzen, den das Ding, einem großen perfiden Plan folgend, seit Urzeiten unter Verwahrung hatte. Ausersehen für diese Aufgabe ist Frank Rock. Der bewegt sowieso alles, was einen Propeller hat, also auch dieses kleine Sumpfboot. Das ist nicht Steam Punk, sondern paßt, wie auch Frank Rock ’n’ Roll, in die 50er Jahre, also die Entstehungszeit des zugrundegelegten Films.

Die beschnürmiederte Ann Lee darf das nächste Monster auf der Liste abkanzeln, obwohl sie im Set 9462 einen Minihubschrauber fliegt. Das Ding ist wahrlich keine Sensation, also scheint Frank Rock dankend abgelehnt zu haben. Vielleicht hatte er direkt unter dem Rotor auch Sorge um seine Frisur. Solche Probleme kennt Ann natürlich nicht, bändigt sie ihren Rotschopf doch stets mit einem Silberpfeil.
Gerichtet wird der Pfeil auf einen weiteren Klassiker des Horrorgenres – die Mumie! So überaus spektakulär und im kollektiven Schreckensgedächtnis verankert ist eine Mumie aber auch wieder nicht, und überdies gab es tote Pharaonen ja erst kürzlich in Legos Serie „Pharaoh’s Quest.“ Darob darf die Dörrleiche mal kurz auf einem wie üblich nicht überzeugenden Kriegskarren vorbeiötteln, um ihren Mondstein abzugeben, und damit ist das Thema durch.
Nicht unerwähnt bleiben soll jedoch, daß als ein Charakteristikum der Monster-Fighters-Serie fast jedem Set (dem Sumpfset freilich nicht) ein oder mehrere nachtleuchtende Teile beiliegen. Hier sind dies das Knochenpferd und Amenhotep in höchsteigener Person, falls man denn als Toter noch eine Person ist.

Ein Identitätsproblem ganz anderer Art hat der Werwolf, ist er doch sozusagen zwei Personen, in Abhängigkeit von den Mondphasen. Vielleicht wäre es der armen Seele durchaus recht, wenn der Mond verfinstert würde, weshalb er seinen Mondstein auf dem Präsentierteller zur Mitnahme empfiehlt.
Der Baum ist so aus verschiedenartigen Teilen zusammengeschustert, daß er unmöglich eine natürlich gewachsene Pflanze sein kann. Ist er natürlich auch nicht, er ist ja aus Lego. Und seine Hauptaufgabe ist nicht, wie ein Baum auszusehen, sondern eine coole Funktion zu tragen. Betätigt man nämlich den roten
Drücker, so teilt sich das Geäst, und der Werwolf kann sein Opfer anspringen, das den Mondstein entwenden will. Die ungeschnittenen Fingernägel des Lykanthropen leuchten im Dunkeln. Der Schrecken des Opfers gilt also vor allem der strahlenden Gefahr, die von den Krallen ausgeht.
Wer wäre zur Wolfsjagd besser geeignet als Major Quinton Steele in seinem Roadster, der mit vernickelter Frosch-Kühlerfigur und den eingebauten Sonnenlichtstrahlern endlich mal etwas steampunkiger ausgeführt ist als die Vehikel der kleineren Sets. Der Major ist ein erfahrener Großwildjäger mit Spezialmonokel und hat die silbernen Kugeln in seinem Patronengurt stets am Mann.

Dr. Rodney Rathbone verdankt seinen Namen unzweifelhaft Basil Rathbone – dachte ich. Der verkörperte nämlich zu Schwarzweiß-Zeiten Sherlock Holmes, eine viktorianische Ikone. Wie meine Recherche jedoch ergab, hat besagter Basil R. einen Urgroßneffen namens Jackson Rathbone, welcher in der Twilight-Saga einen Vampir spielt und der Zielgruppe Legos eher bekannt sein dürfte als der verstaubte Meisterdetektiv. Somit wäre der Bogen geschlagen zum Set 9464, der fahrenden Vampirgruft.
Diese wurde hier etwas kontrastarm im gleißenden Mondlicht daguerreotypiert. Es fehlt der vorgesehene nachtleuchtende Aufkleber auf dem Fahrerhausdach. Die Idee einer solchen als Leichenwagen angelegten Vampirgruft ist reizvoll, Details wie die altertümlichen Kutschlampen und die Vorhänge am Schaufenster sind es ebenfalls. Die Ausführung des
Leichenwagens als aufgemotzte Rennkarre gefällt mir persönlich allerdings nicht. Auf Wunsch (des spielenden Kindes) kann der Vampir aus seinem Sarg aufsteigen und sich dem diensttuenden Monsterfighter zum Fechtkampf stellen. Zu diesem Zweck muß der mitgelieferte Sargdeckel jedoch aus dem Spiel bleiben. Am Steuer des Wagens sitzt übrigens ein Zombie in verschlissener Uniform.

Dieser dienstbare Geist tritt auch in zwei Tütchensets auf. Rechts sehen wir Set 30076, den Totengräber in Rufbereitschaft mit nachtleuchtender Spinne. Das andere, Set 30200, öffnete ich bislang nicht, da die Abbildung ein nur wenig attraktives Modell verheißt. Ein Sarg auf Rädern mit angeflanschtem Gedönse, na gut.

Somit hätten wir die ersten vier Mondsteine erfolgreich in unseren Besitz gebracht. Um die restlichen kümmern wir uns später.


Vampirgeschichten. Grauenvoll.

3. September 2012


Nee, mir fiel nur vorhin auf, daß unter der richtigen Beleuchtung neugraue Teile noch für altgrau gehalten werden könnten. Außerdem finde ich gerade Legos Monster-Fighters-Serie ziemlich gut, aber dazu komme ich vielleicht später noch.