Paarungsverhalten. Und was Lego nie lernen wird.

31. August 2011

Nachdem bereits die erste Serie der Sammel-Minifiguren einen keulenbewehrten Höhlenmenschen enthalten hatte, mußte dieser Adam bis zur fünften Serie warten, bis ihm aus einer Rippe seine Eva geschnitzt wurde. Ebenfalls mit einer Keule bewaffnet. Lego nimmt die Gleichberechtigung der Frau ernst, so scheint es. Und das, wo von bislang achtzig erschienenen Sammel-Minifiguren gerade mal fünfzehn weiblichen Geschlechts sind. Und alle ordentlich geschminkt, sogar die Höhlenmenschin.

Was Lego jedoch nie lernen wird:

Seit geraumer Zeit bedruckt Lego nun nicht mehr bloß Gesichter und Oberkörpervorderseiten der Minifiguren, sondern immer öfter auch die Beine. Das wäre wirklich schön, wenn sie dabei nicht einen entschei- denden Fehler machten. Die Beine werden nämlich nur so weit bedruckt, daß der Druck im aufrechten Stand sichtbar ist. Sobald die Figur geht oder läuft, reißt die Hose oder der Rock, und das nackte Bein wird sichtbar. So macht es keinen Spaß, die Figuren sich in Pose werfen bzw. agieren zu lassen. Zum Beweis könnte ich nun jegliche Figur zeigen, die ein bedrucktes Beinteil hat, aber das spare ich mir. Das hübsche Pärchen oben soll genügen.

Leider habe ich wenig Hoffnung, daß Lego sein Bedruckungsgebaren irgendwann ändern und die Beine auch über den Hüftansatz hinaus bedrucken wird. Denn es arbeiten ja inzwischen genügend (ehemalige) AFOLs* bei Lego, denen dieses Manko längst selbst aufgefallen sein muß, ohne daß sich was geändert hätte.

*) AFOL = Adult Fan of Lego, also erwachsener Lego-Freund.


Steinwerfer: Burgtor 6059

27. August 2011


Nicht das Burgtor wirft die Steine, sondern es wird mit einem Katapult angegriffen. In der Tradition der Sets 6061 und 6062 spendiert Lego im Jahre 1990 auch den Drachenrittern ein Burgmauersegment im Belagerungszustand. Gemäß der Chronologie hätte dem Set die Nummer „6063“ zugestanden; weshalb es dazu nicht kam, ist nicht bekannt. Analog zur schwarzen Drachenburg 6085 ist es natürlich schwarz, wiewohl sich dieses Mauerstück mit der Burg nicht besonders elegant verbinden läßt, da die Grundplattenhöhen nicht zueinander passen. An die anderen Mauerabschnitte aus kleineren und mittleren Sets würde es technisch passen, farblich jedoch nicht.

Angegriffen werden die Drachenritter hier von Adlerrittern, und zwar mit einem Katapult, das die Funktionsweise eines Trebuchets, auch Tribock oder Blide genannt, nachahmt. Natürlich wollten die Modell- entwickler auch die verschiedenen Katapulte über die Jahre unter- schiedlich gestalten, und ein Trebuchet fehlte noch.

Indem ein schweres Gegengewicht gelöst wird und unter Ausnutzung der Erdanziehung herabfällt, schnellt der Katapultarm nach oben und schleudert die Munition in weitem Bogen dem Feind entgegen. Das ist natürlich eine legitime Funktionsweise, aber im vorliegenden Lego- Modell ist der Erfolg eher nicht durchschlagend. Zwar kann man den Winkel der Munitionspfanne einstellen, aber das Geschoß kommt nie sehr weit, und von Wuchtentwicklung brauchen wir gar nicht zu reden. War es der Zweck der massiven und aufwendig konstruierten Trebuchets in der wirklichen Welt, die Munition aus großer Entfernung präzise über oder gegen die Mauer zu schleudern, muß das Lego- Katapültchen schon sehr nah an das Ziel heran, und der Vorteil ist dahin.


Die Adlerritter möchte man, das heißt: ich, kaum als solche bezeichnen. Zugegeben, der Berittene geht einfach mit der Zeit und trägt eine Rüstung, die seine Vorgänger aus früheren Sets auch getragen hätten, wenn denn dieser Panzer und dieser Helm damals schon verfügbar gewesen wären. Aber der Knappe! Der läßt wirklich alles vermissen, was einen Adlerritter ausmacht, zuvörderst den Adler auf der Brust. Daß er diese komischen blauen Schlafanzughosen trägt, führt nicht zur Verbesserung des Erscheinungsbildes. Aber nun ja, ein Mann im Krieg hat andere Sorgen als die Eleganz seiner Tracht. Und seien wir ehrlich, auch die feindliche Burgbesatzung trägt Schlafanzughosen:

Wiewohl das große hölzerne Burgtor ein schönes Element ist, finde ich die umgebende Mauer nicht sehr gelungen. Ursächlich dafür ist zum einen Legos nicht nachvollziehbarer Drang, wirklich überall ein Gefängnis einarbeiten zu müssen. Gefängnisse in Mauertürmen sind zwar nicht ungewöhnlich, aber die hohen Gitterstäbe in dieser Mauer – vor allem auch jene auf der anderen Seite des Tores, wo sich gar kein Verlies befindet – machen aus der wehrhaften Mauer eine löchrige Hecke. Zudem ist die Gittertür ein Fabuland-Element und zu hoch für dieses Modell. Dadurch ist der Wehrgang an dieser Stelle zu schmal, um dem Knappen ausreichend Platz zu gewähren, weshalb er auf das Dach der Gefängniszelle steigt, dort aber nicht mehr durch die Brüstung geschützt ist. So oder so ist es Mist.

Zum anderen ist die ganze Mauer irgendwie wackelig und löchrig konstruiert, vor allem der Torbogen. Zum Teil ist dies durch die zweifache Knickbarkeit bedingt, die an den Knickstellen Löcher öffnet, aber immerhin zuläßt, aus der geraden Wand eine fast geschlossene kleine Burganlage zu formen. Spielwert, immerhin. Aber die mangelnde Befestigung wird dadurch nicht entschuldigt.

Ich habe den Eindruck, dieses Set war kein Meisterstück, sondern wurde mal so nebenbei entworfen, weil im Sortiment noch Platz war für ein weiteres Set. Tja, bedauerlicherweise wird die Gloriole um die Rittersets des sogenannten „Goldenen Zeitalters“, meinend die Jahre von 1984 bis 1992, immer glanzloser. Tut mir ja auch leid!


Loriot ist tot.

23. August 2011

Frauen sind… und Männer auch! Überleg dir das mal!


Kunststück…

11. August 2011


Wie ich heute erfuhr, gibt es einen neuen – wie heißt das? – Web-Trend oder so: Horsemaning. Angeblich nach einer Photographie aus den 1920er Jahren, die aber mutmaßlicherdings von den Mitarbeitern einer Marketingfirma hergestellt wurde, um genau diesen Trend künstlich zu befeuern, lassen sich Menschen so ablichten, daß es scheint, als sei ihr Kopf vom Rumpf getrennt. Kunststück! Das kann mein bebrillter Adlerritter schon lange!
(Das Bild entstand, da erst der Akku meiner Kamera geladen werden wollte, unter Lichtverhältnissen, die einiges zu wünschen übrigließen. Zum Beispiel eine größere Wohnung oder mehr Geld. Vor allem aber einen zweiten Akku.)

Aber. Webtrend. Total neu? Ach was! Solch ein Kopf-vom-Rumpf-getrennt-Bild ist doch seit Jahrzehnten ein beliebter Party-Scherz. Mindestens seit 1964, denn aus einem Buch mit diesem Auflagedatum stammt folgendes Bild:

Also kann ich auch diesen Trend getrost verschlafen. Gute Nacht!

Nachtrag am 23. August:
Und es ist jetzt ein bißchen Pech, daß Loriot verstarb, was das abermalige Zeigen desselben Sofas unausweichlich machte. Ursprünglich schreinerte ich es aus Anlaß des Todes von Evelyn Hamann am 28sten Oktober 2007.


Wo bekommen Bricklink-Händler ihre Legos her?

4. August 2011


Als Betreiber dieses Blogs kann ich mir anzeigen lassen, über welche Sucheingaben Besucher auf meinen Blog geführt wurden. Da sind bisweilen überraschende Dinge dabei, allerdings natürlich vor allem Lego-bezügliche Sucheingaben. Eine dieser Suchen lautete wie der Titel dieses Artikels: „wo bekommen bricklinkhändler ihre legos her“

Mein erster, arroganter Gedanke war: „Meine Güte, wie naiv! Die Bricklink-Händler kaufen ihre Ware natürlich genauso wie jeder andere auch.“ Aber eigentlich ist diese Frage sehr berechtigt, wie mir dann klar wurde. Denn allzu oft habe ich mir dieselbe Frage gestellt. Nicht unbedingt bei stinknormalen, also „handelsüblichen“ Teilen. Da werden die Händler einfach möglichst billig Sets erwerben, oft vielleicht im Sonderangebot, vielleicht zu Großhandelskonditionen, um sie dann auszuweiden und die Teile einzeln zu verkaufen. (Was vermutlich die Antwort auf die Frage des Suchenden gewesen wäre. Aber die liest er nun nicht mehr.)

Aber es tauchen ja auch immer mal wieder Teile auf, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Wenn man nämlich davon ausgeht, daß Lego seine Teile eigens für die Verwendung in Sets produziert. Und über die Jahre habe ich so manches Teil erstanden, das niemals in irgendeinem Set Verwendung fand, wie verzweifelt es auch danach gesucht hatte. Da frage auch ich mich: „Wo zum Donner hat der das schon wieder her!?“

Braune Scharniere zum Beispiel. In der Comic-Welt namens „Lego“ wird Holz sehr oft durch die Farbe braun repräsentiert. Leider gab es nie braune Scharniere in Sets, und es wird sie auch nie geben, weil Lego diese Farbe inzwischen nicht mehr produziert. Dabei hätte ich solche Schar- niere so oft in meinen Bauten gebrauchen können. Bei Bricklink wurde ich fündig, Legoland sei Dank! Denn Teile wie diese werden sehr wohl von Lego produziert, nämlich für die Modellbauer der Legoland-Parks, die daraus Modelle fürs dortige Miniland bauen, welche kein Kind jemals so wird nachbauen können. Und genau daher stammen meine Teile. Das englische Legoland Windsor lud nämlich bisweilen Lego-Fans zu einer Backstage-Tour ein,wo sich die Glücklichen dann auch die Taschen mit derartigen Teilen füllen durften, sofern sie nicht allzu gierig würden. Mir egal, wie gierig sie wurden, Hauptsache ist, ich bekam dadurch die Gelegenheit, diese Teile zu erwerben. Die bunten Becher gehören auch in diese Kategorie.

Und manchmal sindse bei Lego auch einfach schusselig. Die transparenten AZMEPs* werden zu tausenden in den Autoscheiben des Minilands im Legoland verbaut. In Billund scheint mal einer Reste davon in eine öffentlich zugängliche Wühlkiste geschüttet zu haben, aus der sich Besucher bedienen durften. (Nein, nein, nicht kostenlos, das wäre ja noch schöner!) Daher jedenfalls habe ich meine Exemplare, aber auch bei Bricklink tauchten sie daraufhin auf.

*) Aus-Zwei-Mach-Eins-Plättchen

Das wäre also dies. Und dennoch gibt es Teile, die tatsächlich nach Legos eigenen Angaben weder fürs Legoland noch für Sets produziert wurden. Die blaue Kette etwa, die der bebrillte Adlerritter hier in der Hand hält. Woher die stammt? Keine Ahnung. Woher der Bricklink-Händler die hat? Ich will’s gar nicht wissen. Vermutungen gehen in die Richtung, daß da einer Beziehungen zu einem Lego-Mitarbeiter hat, der heimliche Extraschichten in der Fabrik fährt. Hoffentlich erwischen sie den nicht dabei, denn dann würde die Quelle versiegen, und das kann ja keiner wollen. Außer die Firma Lego vielleicht…

Ferner gibt es vermutlich von jedem Lego- Element Exemplare in der Farbe rot, unabhängig davon, ob es in dieser Farbe irgendwo verwendet wird. Denn rote Teile nutzt Lego für Test- spritzungen, wenn sie neue Spritzgußformen justieren, weil man in rotem Material Fehler am besten erkennen kann. Für diese Art Teile gibt es inzwischen einen eigenen Sammlerkreis, dem ich nicht angehöre. Und das, obwohl ich nicht ohne vollkommene Selbstüberschätzung davon aus- gehe, daß ich gewissermaßen für diesen Trend mitverantwortlich bin. Denn mein rotes Gespenst war das erste und für einige Zeit auch einzige bekannte Teil dieser Kategorie. Und ich hab’s für’n Zehner vom Flohmarkt. D-Mark. Inzwischen sind sehr viele andere Testteile aufgetaucht und werden zu zum Teil wahnwitzigen Preisen gehandelt, was wiederum die Frage aufwirft: Wo haben die Verkäufer die her? Man weiß es nicht.

Zu guter Letzt produzierte Lego bisweilen Teile, die für die Verwendung in Sets gedacht waren, die aber dann aus nicht nachvollziehbaren Gründen doch nicht auf den Markt kamen. Die bunten Helme aus dem Titelbild muß man hierzu zählen. Diese waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für Tütchensets im Stile der Sets 5998 und 5999 gedacht. Die Nummernlücke hinter dem Set 5994 aus derselben Serie deutet darauf hin, wie auch der Umstand, daß es neben den mit Einzelsets bedachten Rittern Vladek und Jayko eben noch die Ritter Danju, Rascus und Santis gab, die exakt im Farbschema der oben gezeigten Helme daherkommen. Die Sets 5995, 5996 und 5997 sind jedoch nie offiziell erschienen. Außer irgendwo, wo’s niemand mitbekam, und zwar nicht mal Lego selbst, denn auch im Sammlerkatalog tauchen sie nicht auf. Um an die bunten Helme zu kommen, mußte man ein Privilegierter sein, und ich gestehe, das war ich damals. Meine Exemplare fanden aber natürlich nicht den Weg zu Bricklink, denn ich war ja selbst froh, sie zu besitzen.
Eine andere Geschichte, die von einem produzierten, aber nicht regulär in Umlauf gebrachten Teil handelt, wird hier erzählt: [klick]

Jedenfalls. Man sieht, die Frage, wie Bricklink-Händler an ihre Legos kommen, ist nicht immer eindeutig zu beantworten.