Schulset Sachunterricht 1053.

27. August 2013


Die Beschriftung auf dem Karton nennt es „Schul Set – Sachunterricht“, aber ich erlaubte mir eine kleine Korrektur. Das Set ist von 1984 und wurde zu dieser Zeit noch nicht unter dem Label „DACTA“ vertrieben. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen verweigerte die Firma Lego seinem Educational System die Aufnahme in den Sammlerkatalog, aber das kann einen Sammler natürlich nicht abhalten.
Aufmerksam wurde ich auf dieses seltene Set, weil es schwarze Dachinnenecken enthält, die noch vor wenigen Jahren durchaus nicht leicht zu beschaffen waren. Außerdem sagt mir das Farbschema zu.

Mein Lehrerhandbuch ist die englische Ausgabe, was besser ist, als wenn es etwa die dänische wäre. Auf eine kurze Einführung mit einer Erläuterung der didaktischen Prinzipien folgen Argumente, weshalb Lego sich gut als Unterrichtsmaterial eignet, und zehn Projekte zu Themen, die im Sachunterricht denkbar sind. Zu diesen Projekten sind jeweils Bauvorschläge enthalten.

Die meisten dieser Bauvorschläge sollen die Kinder anhand eines einzigen schematischen Bildes auf einer Karte umsetzen, nur für das zehnte Projekt liegen Bauanleitungen vor. Für die ungeübten Kinder in der Klasse werden zunächst einige Bauprinzipien und Sonderteile erklärt:

Projekt 1: Galaktisches Abenteuer.
Die relativ coolen Modelle auf dem Karton und im Lehrerhandbuch sind natürlich zu groß für Einbildbauvorschläge, darum erschöpfen sich die Modelle auf der Baukarte in diesen Vehikeln. Der gelbe Deltaflyer läßt sich mit den Mitteln des Sets auch in schwarz bauen.

Projekt 2: Power to go!! – Erfahrung mit Energiequellen und ihrem Gebrauch.
Na gut, gebaut werden ein relativ einfaches Windrad, ein Motor oder Generator und eine Dampfmaschine.


Projekt 3: Die Suche nach Öl.
Dieses Thema ist natürlich mit dem vorangegangenen eng verbunden. Gebaut werden sollen eine Ölbohrinsel und ein Öltanker. Wiederum sind die Abbildungen auf dem Karton und im Handbuch ausgefeilter als die simplifizierten Anregungen auf der Baukarte:


Projekt 4: Auf geht’s! – Ein Transportthema, welches die Möglichkeiten erkundet, von Ort zu Ort zu reisen.
Die Postkutsche ist niedlich und für die Erfahrungswelt des Lego-Kindes von 1984 überraschend, denn ein vergleichbares Set hatte es lange nicht gegeben. Im Lehrerhandbuch sind überdies Modelle abgebildet, die im Zusammenhang mit anderen Projekten gebaut werden sollen, aber prinzipiell auch in dieses Thema passen würden.


Projekt 5: Auf dem Bauernhof.
Na also, es geht doch! Lego kann Bauernhofmodelle im Minifigmaßstab. Okay, inzwischen (2009) hat Lego tatsächlich Bauernhofsets herausgebracht, aber daran war 1984 noch nicht zu denken. Die gezeigten Modelle würden auch nicht unbedingt den Anforderungen an ein Modellset entsprechen, aber für ein Basic-Set, wie wir es ja hier im Wesentlichen vorliegen haben, sind sie recht ordentlich.


Projekt 6: Reisende zu Wasser.
Ein Ruderboot, ein Motorboot und ein ..tja.. Einmastsegler ohne Segel? Frachter mit Lastkran? Jedenfalls ein Schiff mit Beiboot werden gebaut. Der Schiffer wird Schwierigkeiten haben, seine Kabine zu betreten.


Projekt 7: In den eigenen vier Wänden.
Das Lehrerhandbuch legt nahe, daß die Schüler zunächst Skizzen (Blaupausen) anfertigen, um die Raumaufteilung und schließlich die Einrichtung einer Wohnung zu planen. Das erste Haus von der Baukarte besteht aus Küche und Wohnzimmer (mit Kanonenofen!), das zweite Musterhaus legt den Fokus auf verschiebbare Stellwände.


Projekt 8: Flugmaschinen.
Ein weiteres Mal wurden die relativ ansehnlichen Modelle, die auf dem Kartondeckel und im Lehrerhandbuch abgebildet sind, zugunsten der einfacher zu bauenden Flugzeuge beiseitegelassen. Dabei muß das Kind auch bei den vorgeschlagenen Modellen teilweise schon ganz schön knobeln, um die Architektur der Objekte herauszubekommen.


Projekt 9: In alten Zeiten.
Endlich kommen wir zu einem Themengebiet, in dem ich mich heimisch fühle! 1984 ist das Jahr, in dem Lego das Ritterthema mit neuen grauen Burgen auffrischte. Aber die voreingestellte Farbkombination dieses Sets führt zu einer weiteren gelben Burg, dieses Mal im Mikromaßstab als Kulisse für das Turnier. Auch die bewährte Pferdebautechnik wird hier wieder angewendet. Manch Schüler wird die noch aus seinem Kinderzimmer gekannt haben.


Projekt 10: Haupt- und Nebenstraßen – Die Maschinen und Techniken, mit denen eine Straße gebaut wird.
Für das zehnte Projekt liegen Anleitungen vor, die in einzelne Bauschritte unterteilt sind. Wiewohl das für das erste Modell nicht unbedingt nötig wäre. (Ich hatte keinen Bock, eigens fürs Foto den jungfräulichen Faden an Haken und Seilwinde zu knoten.)

Den schwarz-gelben Pritschenwagen könnte man kennen. Baugleich aber farbverschieden gehört der zu den Bauvorschlägen des Universalkastens 733.

Auch diese Straßenwalze ist ein rezykliertes Modell. Es hatte seinen ersten Auftritt, wiederum mit entsprechend anderen Farben, im Universalkasten 722.

Ob es zu diesem Tieflader eine Entsprechung in einem vorherigen Set gibt, kann ich nicht ausschließen, allerdings kenne ich keine und habe auch nur halbherzig gesucht.

Dieser Hubschrauber läßt sich auf dem Tieflader transportieren. Mit andersfarbigem Gefieder flog er schon im Universalkasten 722. Eine Modifikation stellt freilich die nach hinten verlängerte Glaskuppel dar.

Den Höhepunkt des Sets stellt schließlich und endlich dieser Bauhof dar. Im Universalkasten 733 gehörte der obige Pritschenwagen noch zum selben Modell, aber diese Einheit läßt sich ja auch hier leicht herstellen. Jedenfalls sind die Schütten die Quelle für die eingangs erwähnten schwarzen Dachinnenecken.

Da es sich beim Set 1053 ja um einen Kasten mit didaktischem Konzept handelt, werden die Lego-Bauten jeweils nur als Anknüpfungspunkt für weitergehende Recherche und Denkarbeit genutzt. Mit Lego im Unterricht hätte das Lernen sicher mehr Spaß gemacht, allerdings ist mir persönlich niemand bekannt, der in der Schule mit Lego konfrontiert wurde – oder es hat mir einfach niemand davon erzählt. Ich selbst kam jedenfalls nicht in den Genuß.


DeBeukelaer luegt.

9. August 2013


Dies ist die schreckliche Wahrheit hinter der Entstehung der Prinzenrolle.