Breitmaulnashorn (Abbildung ähnlich)
Der „Spiegel“ vermeldet in seiner Internet-Ausgabe: „Das Nördliche Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht, weltweit gibt es nur noch zwei – beide unfruchtbar.“ Da wird die Bedrohung ja fast schon konkret. Und alle Großwildjäger so, zärtlich das erbeutete Horn in auf Stimulierung positiv ansprechende Körperöffnungen einführend: „Puh, was’n Glück, daß ich meine Trophäe noch schießen konnte, ehe die armen Viecher vom Antlitz unseres einzigartigen und des Schutzes so sehr bedürfenden Planeten verschwinden!“
Soviel zum Nashorn. Tiger gibt’s ja auch noch. Der Wikipedia-Artikel zum Tiger berichtet:
Der Handel mit Tigerprodukten, die vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden, ist ein Grund für die illegale Jagd. Vor allem die Knochen, die zu Pulver zermahlen werden, finden dabei Verwendung. Seit dem Zusammenbruch der chinesischen Tigerbestände in den 1950er bis 1970er Jahren konnte der Markt nicht mehr mit einheimischen Tigern beliefert werden, wodurch auch die anderen Unterarten unter Druck gerieten.
Somit ist es angebracht, noch einen Nachklapp zum Thema „Aberglauben“ zu liefern, siehe unten. Kritiker der Schulmedizin und Freunde der Naturheilkunde schwärmen ja nicht selten auch von der traditionellen chinesischen Medizin. Weil da ja uraltes Wissen tradiert werde, und weil sie so sanft sei. Sanft zum Tiger freilich nicht. Und war es jemals Wissen, aus allen möglichen Tierbestandteilen irgendwelche angeblich heilsamen Pulver, Salben und Tinkturen zu gewinnen? Ist es nicht zum Beispiel auch etwas plump, jedem länglich geformten Gegenstand, nicht zuletzt Nashornhörnern, eine potenzsteigernde Wirkung zuzuschreiben? Und warum überhaupt sollte diese Wirkung zustandekommen, wenn man Penisse von Tieren ißt? Diese bestehen ja auch bloß aus denselben Eiweißen wie der Rest des Tieres und werden im menschlichen Körper zersetzt und verdaut wie anderes Fleisch auch. Schlecht, nämlich. Magisches Wissen vermag ich da auf Seiten der traditionellen Heiler nicht zu erkennen, und besonders weise ist es auch nicht, die Bestände bedrohter Tiere weiter und weiter zu verkleinern. Und wer dergleichen zur Naturheilkunde zählt, dem geht die Natur offenbar am Arsch vorbei.
Naturheilkunde ist übrigens Heilkunde. Da wird die beobachtete Wirkung von Pflanzen eingesetzt, um einen Heilerfolg zu erzielen. Die alten Kräuterweiber und Klostergärtner wußten freilich nicht, auf welchen Substanzen in den Pflanzen und auf welchen biochemischen Prozessen im Körper diese Heilwirkung beruhte, das konnten sie auch nicht wissen, aber immerhin. Kräuterkunde mag auch Teil der traditionellen chinesischen Medizin sein, aber um sich die Kräuterwirkung zunutze zu machen, ist es eben nicht notwendig, das Ganze mit dem Werbe-Claim Traditionelle chinesische Medizin™ zu schmücken. Dieser fast schon Markenname zielt meiner Ansicht nach vor allem auf die Gutgläubigkeit von zu Aberglauben neigenden Menschen ab. Wäre es so, wäre das nicht nur nicht weise, sondern überdies unredlich, denn am Ende geht es doch immer bloß darum, dummen Menschen das Geld aus der Tasche zu locken. Ohne Rücksicht auf Verluste, zum Beispiel im Tierbestand.