Kleines Paralipomenon: Auffahrrampe 167.

29. Dezember 2016

Diese „Auffahrrampe mit Waggon“, wie der 1979er Katalog das Set vollständig nennt, ist der legitime und – gewisserweise – bessere Vorgänger vom zuvor besprochenen Verladebahnhof 7839. Komischwerweise war 167 nie offiziell neu. Wiewohl der Kartonaufdruck „© 1978“ sagt, stand es nicht im 1978er Katalog (Zumindest nicht in der mir vorliegenden Ausgabe; ob es andere Versionen gibt, weiß ich nicht.), im Katalog des Folgejahres ist es allerdings nicht als Neuerscheinung gekennzeichnet. Wenn wir nun noch den Umstand berücksichtigen, daß der Bahnvorsteher hier einen bedruckten und keinen beklebten Torso hat, was erst bei 1979er Katalogsets vorkam, dürfen wir dieses Set als vorgezogene Mitt- oder Endjahresausgabe 1978 annehmen. Warum vorgezogen? Nun, der bedruckte Torso deutet auf eine geplante Veröffentlichung 1979 hin, doch 1980 wurde das Schienensystem auf graue Gleise mit Klickschwellen umgestellt, und alle Sets mit blauen Schienen fielen damit aus dem Programm. In der damaligen Zeit sah die Firma Lego für ihre Produkte aber noch eine längere Erhältlichkeit vor als heutzutage, wo alle halbe Jahr die Hälfte des Programms aus dem Sortiment fliegt. Eine Veröffentlichung neuer Eisenbahnsets im Jahre 1979 hätte unter dieser Prämisse für Lego keinen Sinn ergeben. Ergo wurde dieses Set nebst dem kleineren Bruder 166 von 1979 auf 1978 vorgezogen. Soweit meine Vermutung.

Wir sehen hier also eine Auffahrrampe für Autozüge, wie sie sinnvoll ist und in der Realität vorkommt. Zumindest ist es realitätsnah, daß die Fahrzeuge von hinten in Fahrtrichtung auf den Waggon auffahren. Daß von Bodenniveau über die Rampe direkt auf den Waggon gefahren werden muß, ist vielleicht in Wirklichkeit nicht so, sondern der Waggon wird an eine Bahnsteigplattform herangefahren. Aber sei’s drum. 167 ist in dieser Hinsicht allemal vernünftiger als 7839. Eine Plackerei für den Lademeister war es denoch, da sich in die frühen Legoland-Autos noch keine Minifigs setzen konnten, sie also stets geschoben werden mußten. Der Frackträger ist sich natürlich zu fein dafür, dem Arbeiter zur Hand zu gehen.

Ein Stilmittel, welches von Set 167 bis Set 7839 beibehalten wurde, ist der verschwenderische Gebrauch von flachen Kreuzgitterzäunchen. Hier bot 167 mit grauen und roten Zäunen eine größere Varianz als 7839. Hinzu kommen die beiden schwarzen Zauntore in derselben Optik.

Die Rampe ist in Prellbockmanier wie der Waggon mit Puffern ausgestattet. Was fehlt, ist ein Magnet an der Rampe, der den Waggon beim Beladen an seiner Position hält.

Und soeben fällt mir auf, daß ich Schussel die Torangeln verkehrtherum aufgesteckt habe. Es sind 3-lange Angeln, die 4-lange Tore halten.
Zum Glück bin ich nicht der einzige Schussel. Denn Lego selbst hat auf dem Titelbild die beiden grauen Fliesen vergessen, die dem Auto die Auffahrt auf die Auffahrt erleichtern. (Memo to self: Lego-Sets zusammentragen, deren Karton- und/oder Bauanleitungsbilder nicht den tatsächlichen Inhalt wiedergeben. Da gibt es einige, von denen ich weiß, und vermutlich sehr viel mehr, von denen ich nicht weiß.)

Da 167 im Wesentlichen aus einem flachen Waggon und einer Rampe besteht, ist das Set in der Gesamtschau sehr flach. Großartige Aufbauten sind schlichterdings nicht notwendig. So gesehen macht der Nachfolger 7839 natürlich mehr her, freilich um den Preis, daß seine Funktionsweise herbeifabuliert wurde und annähernd impraktikabel ist.
167 kann überdies mit dem Schmankerl eines gelben Bauhelms aufwarten. Jedenfalls war es ein Schmankerl. Denn gelbe Bauhelme gab es einzig in den beiden 1978er Waggonsets 166 und 167, und dann 32 Jahre lang nicht mehr. Auf dem Deckblatt des 1980er Eisenbahn-Katalogs war ein Arbeiter mit gelbem Helm zu sehen, ohne daß noch eines der beiden Sets in diesem Katalog enthalten gewesen wäre. Seit dem Jahr 2010 jedoch kommen gelbe Bauhelme vermehrt in aktuellen Baustellen-Sets vor, was die Exklusivität des Teils deutlich beschneidet. Zwar können Kenner der Materie anhand des Helminnern erkennen, ob es sich um ein altes Orginal oder eine Neuauflage handelt, aber etwas Besonderes ist ein gelber Bauhelm nun natürlich nicht mehr.


Auto-Transporter 7839.

23. Dezember 2016

Irgendwie hat sich bei mir die Tradition eingeschlichen, gegen Jahresende alte Lego-Eisenbahnsets anzuschaffen. Als ich im Juli 2013 Barbaras Rangierlok 7760 übernahm, weil sie halt so niedlich ist, dachte ich noch, die paar Schienen-Zukäufe, mit denen ich dem Lökchen eine angemessene Bahn baute, wären das Äußerste. Ich irrte. Nach und nach holte ich so allerhand Material von den grauen Seiten der 80er-Jahre-Kataloge ran, nun also diesen „Auto-Verlade-Bahnhof mit Spezial-Flachwaggon, Auffahrrampe, Pkw, Fahrer und Lademeister“, wie der 1986er Katalog sich etwas ausführlicher gibt als der Kartonschriftzug. Und mit gelindem Erschrecken wurde mir soeben bewußt, daß meine Sammlung damit auch schon alles an Eisenbahn-Gebäuden umfaßt, was das Programm zu bieten hatte, mal abgesehen von den Bahnsteigen bei den Zugsets.

Die Firma Lego residiert in Billund, Billund liegt in Jütland, Jütland hat unter anderem eine Nordseeküste, südlich der dänischen Nordseeinsel Rømø befindet sich Sylt, und Sylt wird legendärerweise über den Hindenburgdamm per Autoreisezügen mit Benzinkaleschen versorgt, damit die Prominenten nicht auf den Porsche in der Einfahrt ihres Friesenhäuschens verzichten müssen. Gab es also für Lego Naheliegenderes, als einen Auto-Verladebahnhof ins Programm zu nehmen? Keineswegs. Das Set 7839 bietet unbestreitbar Spielwert, es hat jedoch auch seine Tücken.

Beobachten wir also einen Sylturlauber bei der Verladung seines Porsches (abstrahierte Darstellung). Der Lademeister bemerkt das Fahrzeug die Rampe herauffahren und begibt sich verschmitzt lächelnd in seine Steuerzentrale.

Hier muß der Sommerfrischler die erste Hürde überspringen: Der Ticketautomat ist für Minifigarme weit entfernt. Aber die Schranke muß zuvörderst sich öffnen, ohne dem kann die Reise nicht losgehen. (Ja, dieses Set ist ein Gebrauchtkauf, aber die hintere Schiene wirkt auf dieser Photographie weitaus vergilbter, als sie ist, was ich den winterlichen Lichtverhältnissen zuschreibe.)

Der Schrankenbaum ist in SNOT-Bauweise¹ an einen 2er Drehteller gebaut und hier in der Tat vergilbt. Da er sich schließlich öffnet, kann das Auto auf die Ladeplattform gefahren werden. Diese ist verschiebbar in 12 graue Schiebetorschienen eingehängt, was viel klingt, aber nur den zweiten Platz hinter der Containerbrücke 7823 bedeutet, wo derer 18 verbaut sind. Schön ist auch die gelb markierte Sicherheitszone, eine Intarsienarbeit in ABS².

¹) Studs Not On Top, also Noppen irgendwie, bloß nicht oben.
²) Acrylnitril-Butadien-Styrol, der Stoff, aus dem die Träume sind.

Die Mechanik hinter dieser Ladeplattform ist denkbar einfach. Man schiebe die Plattform dem Waggon entgegen. Die korrekte Stellung kann mithilfe dieser beiden Pfeilkippschalter sichergestellt werden.

Auf diese Weise läßt sich spielend der 2 Noppen breite Spalt zwischen der Ladekante und dem Wagon überwinden. Jedoch…

Das nächste Hindernis präsentiert sich dem Automobilisten. Denn nun ist die Ladekante zwar nah dran am Waggon, das Auto aber damit noch lange nicht drauf. Ob kräftiges Schieben hilft? Im Regelverkehr wird das diensthabende Kind seine magische Hand eingesetzt haben, aber unsere Minifig hat da ihren Stolz.

Das wäre doch gelacht! So ein Legoland-Standard-Auto muß sich doch rückwärts einparken lassen. Vorwärts geht jedenfalls gar nichts, wie ich als innenstadterprobter Berufskraftfahrer versichern kann. Aber auch für komfortables Rückwärtseinparken müßte mehr Platz auf der Rampe zur Verfügung stehen. Und dann sind da ja noch die Haltemulden auf dem Waggon selbst. Diese erfordern einen sehr sorgfältigen Umgang mit den Pedalen, wenn im Zuge des Einparkens ein Rad in die falsche Mulde gerät. So oder so ist es nicht einfach.

Eigentlich wäre das ein Job für den announcierten Lademeister. Der jedoch ist vollauf damit beschäftigt, in seinem Häusken die grundlegenden Funktionen dieser Laderampe zu bedienen. Das Kabuff ist übrigens merkwürdig. Grundsätzlich paßt es in seiner roten Grundfarbe mit weißen Fensterrahmen in den Stil anderer Eisenbahn-Gebäude dieser Zeit, als da wären der Bahnhof 7824 und die Bahnübergänge 7835 und 7866. Doch stellen sich Fragen bezüglich der Gestaltung. Wieso weist die Beobachtungsstation geneigte Frontscheiben auf, wenn doch der Blick durch die davor angeordnete Galerie behindert ist? Wieso ist der gelbe Stuhl nicht drehbar, wo sich doch im Rücken des Maschinisten Bedienpulte befinden? (Diese Frage läßt sich freilich durch das zu geringe Platzangebot im Innern beantworten, was den Arbeitsplatz jedoch nicht ergonomischer macht.) Zuletzt möchte ich aus ästhetischen Gesichtspunkten auch die Höhe des roten Horizontalelements über dem Fenstersturz in Frage stellen. Die Höhe des Balkens ergibt sich durch eine Steinhöhe mit Fliesenauflage, um das Dach abhebbar zu machen, doch wird das Kabäusken dadurch kopflastig, da der obere rote Streifen nicht gut mit der Höhe der roten Galerie im unteren Bereich harmoniert. Es ist dieser Maschinenstand eindeutig ein Zweckbau ohne den Anspruch, schön sein zu müssen. Insgesamt mutet dieser Verladebahnhof in seiner Gesamtheit wie eine Flußfähre an.

Unterdessen hat es unserer wackerer Autofahrer doch noch geschafft, seinen fahrbaren Untersatz auf dem fahrbaren Untersatz der Bahngesellschaft zu positionieren. Hocherhobenen Hauptes kann er also die Plattform verlassen (like a boss!) und seinen wohlverdienten Urlaub antreten.


Lego-Marktforschungsumfrage.

3. Dezember 2016

Na gut, dann will ich mal nicht so sein. Francesca aus Gießen bat mich, in meinem Blog den Link zu einer Umfrage zu veröffentlichen, die sie und ihr Team im Rahmen ihres Studiums und in Zusammenarbeit mit Lego erarbeitet habe. Sexist, der ich offenbar bin, machte ich dies vom hübschen Vornamen der Antragstellerin abhängig, also sei es!

Naturgemäß distanziere ich mich von allem, was mit dem folgenden Hyperlink verknüpft ist, insbesondere mache ich mir keinerlei dort zum Ausdruck gebrachte Meinung zu eigen und hafte für keinerlei Schäden, die irgendjemandem durch Anklicken des Links an Leib, Leben, Seele oder technischer Ausrüstung entstehen sollten. Das Anklicken des Links und der Umgang mit den dort hinterlegten Informationen und Fragen erfolgt auf jedermanns eigene Verantwortung.

https://www.umfrageonline.com/s/research