Nie wieder Bäume!

28. September 2010

Immer wenn ich sowas in der Art (Bild is’n Link) baue, vor allem aber, wenn ich dergleichen ausstellungshalber durch die Republik und auch darüber hinaus geschlörrt habe, stoße ich hinterher einen grimmigen Schwur aus, der ungefähr exakt folgendermaßen lautet: „Nie wieder Bäume!“ Grazile Scheiße, bruchanfälliges Unkraut!

Dabei geht das ja auch einfacher:

An den Schwur hielt ich mich schon wiederholt nicht. Zählt sowas als Meineid?


Von Farben und Kragen.

17. September 2010

Im Zuge der Neuanfertigung fast aller Figurenbilder für die Seite ittersets.de wurde mir mal wieder bewußt, wie viele Varianten es von ansonsten gleichartigen Figuren gibt. Die Gründe dafür mäandern wohl zwischen Unachtsamkeit bei der Produktion und bewußten Änderungen. Ein Beispiel für beides ist der Waldläufer mit dem rotem Kragen, siehe Bild. Die Farbe des Kragens ist entweder knallrot oder dunkelrot bis bräunlich, vermutlich wegen mangelnder Deckkraft der roten Farbe auf grünem Untergrund. Auf dem Bild ist es nicht zu erkennen, darum möge man mir einfach glauben, daß in ƒig. 4 die rote Farbschicht doppelt gedruckt ist, wahrscheinlich, um größere Deckkraft zu erzeugen. Dank der Unachtsamkeit, die zum verschobenen Rotdruck in ƒig. 1 führte, wissen wir, daß schließlich eine weiße Grundierung dem Deckproblem abhalf. Erkennbar ist in ƒig. 2 der dunklere Rand um den roten Kragen, wo die rote Farbschicht über die weiße Grundierung hinausragt.

Es ist also sinnvoll, anzunehmen, der erkannte farbliche Makel in ƒig. 4 habe zur verbesserten Version mit weißer Grundierung geführt. Unklar ist, wann das geschehen sein soll. Die Robin-Hood-Figuren erscheinen in Sets zwischen 1987 und 1990. Nachvollziehbar zuordnen kann ich zwei Figuren aus Sets mit dem Produktionsjahr 1990 (MISB* bzw. in ungeöffneten Klarsichttütchen, mit beiliegendem 1990er Katalog), in beiden Fällen handelt es sich um Figuren wie in ƒig 4. Das Zeitfenster für die verbesserte Version scheint also sehr schmal. Dennoch halten sich in meiner Sammlung (umfangreich) Figuren ohne und mit weißer Grundierung annähernd die Waage. Anscheinend wurde der Mangel also frühzeitig erkannt und eine Produktionsreihe mit verbesserten Figuren aufgelegt, während aber die bereits produzierten mangelhaften Figuren einfach weiter mitverpackt wurden.

Und was ist jetzt der Unterschied zwischen ƒig. 3 und ƒig 4? Folgender:

Eine Überprüfung meines Bestandes ergab, daß alle Figuren mit weißer Grundierung eine silbrige Markierung am Halsstück haben, während alle Figuren mit doppeltgedrucktem dunkelroten Kragen eine schwarze Markierung aufweisen. Bis auf dieses eine Exemplar (ƒig. 3), bei welchem allerdings auch die Farbe nicht doppelt gedruckt ist, weshalb der Kragen prompt noch dunkler erscheint als bei ƒig. 4. Vielleicht wurde da bloß unachtsamerdings die weiße Grundierung vergessen.

So. Bis hierher war Erklärungsmodell A. Kommen wir nun zu Erklärungsmodell B:

Demzufolge wäre in der Tat ƒig 2 mit weißer Grundierung die frühe Version gewesen. Das erkannte Problem, welches zur Abänderung des Verfahrens Anlaß bot, wäre dann der relativ häufig auftretende Effekt der Rotverschiebung in ƒig. 1. Die hervortretende weiße Grundierung sieht ja blöd aus, und überdies ist eine zusätzliche Farbe sicher teurer, als wenn man schlicht eine Farbe doppelt druckt, um die Deckkraft zu verbessern. (Nicht zu velwechsern mit dem Dopplereffekt.) Daß die silberne Halsstückmarkierung neuer sei als die schwarze, ist ja auch lediglich eine Vermutung, die keineswegs zutreffen muß, bedenkt man, daß metallische Druckfarben bereits in den Wappen der Adler- und Löwenritter von 1984 Verwendung fanden. Ob ƒig. 3 der gewollte (und fehlgeschlagene) Versuch war, die weiße Grundierung einfach wegzulassen, ehe man schließlich dazu überging, die rote Farbe doppelt zu drucken (ƒig. 4), oder ob das Fehlen ein schlichtes Versehen war, muß offen bleiben. Denkbar ist sogar, daß ƒig. 3 die erste Version war, welche durch ƒig. 2 farblich verbessert wurde, um schließlich von ƒig. 4 abgelöst zu werden.

Für Erklärungsmodell B sprechen die annähernd gleiche Anzahl beider Versionen, und daß ƒig. 4 in Sets von 1990 auftaucht, was chronologisch Sinn ergäbe. Aber ob’s stimmt? Wahrscheinlich ist, daß Erklärungsmodell C richtig ist, welches aber für immer in der Krypta der Billunder Dorfkirche verborgen bleiben wird.

*) Mint In Sealed Box = Sammlerstück in versiegelter/ungeöffneter Originalverpackung


Ein Hut für Jack Napier. Mond-Limousine 5984.

5. September 2010

Ganz manchmal drängt sich ja doch der Eindruck auf, bei Lego dächte jemand mit. Hier zum Beispiel. Die Joker-Figur aus Legos Batman-Serie hatte alles, was der Joker braucht, bis auf einen akkurat gefärbten Hut. Das scheint auch den Set-Entwicklern aufgefallen zu sein, und so setzten sie den benötigten Hut einfach einer anderen Figur aus einer anderen Serie auf.

Klick mich, ich bin ein Link!Natürlich kann diese Farbe nicht jeder tragen, aber Brick Daddy kann. Kunststück, arbeitet er doch in derselben Branche wie der Joker. Oder läßt arbeiten, denn er ist eindeutig der Boß. Der schleimige Kopf des interstellaren Verbrechersyndikats läßt sich stilvoll in einer aufgepimpten Stretchlimo durch die Orbits chauffieren. Diese Limo hätte noch aufgepimpter sein können, wenn ich mich hätte dazu entschließen können, die zugehörigen Aufkleber auf die fettigen Steine zu kleben. Konnte ich aber leider nicht.

Klick mich, ich bin ein Link!Brick Daddys erster Handlanger ist Jawson, ein entsprungener Zuchthäusler mit der Nummer 245633 von tiefseefischenem Körperbau. Seine Gefängniskluft scheint die einzige Klamotte zu sein, die ihm paßt, warum sonst hätte er sich ihrer noch nicht entledigt? Sobald er sich hinsetzt, raspelt er sich die Kronjuwelen ab (wahrscheinlich eh gestohlen), aber das ist ja nicht unser Problem. Vielleicht besser so, wenn diese Spezies sich nicht auch noch vermehrt.

Die Pimplimousine selbst ist eine Mischung aus Batmobil, Boss Hoggs Cadillac (in schwarz und mit Dach und überhaupt ganz anders) und einer Prise Donbot-Vehikel aus der Fernsehserie Futurama, irgendwie. Sollte mich wundern, wenn die Raumlimousine der Robotermafia nicht für dieses Set – haha! – Pate gestanden hätte.
(Bilder = Links. Mehr Text unten.)

Die Form des Chassis folgt der Designlinie fast aller Alien-Vehikel der Space-Police-Serie, mit x-förmigen Flügeln und hinten seitlich angesetzten Triebwerken, bleibt also der Corporate Identity der Alienmafia treu. Was der arglose Verkehrsteilnehmer für die Motorhaube halten könnte, verbirgt in Wahrheit eine 16mm-Kanone, stilvoll überkrönt von einer güldenen Kühlerfigur, einer Büste des Chefs. Etwas selbstverliebt vielleicht. Es gibt überhaupt viel Bling an diesem Gefährt… Geflieg, whatever.

Den Motor zu vergolden schadet nichts, wenn er eh bloß Attrappe ist. Die Triebwerke sind ja bilateral ausgelagert.

Der Kofferraum ist geräumig. Im Bild verlangt ein namenloser, leicht faschistoider Space-Bulle gerade den Verbandskasten zu sehen. Ist natürlich keiner vorhanden.

Dieser prekären Situation vermag sich Brick Daddy mit Hilfe eines (in der Tat vorhandenen) Pimppods zu entziehen. Das Teil ist zwar alles andere als komfortabel, doch es erfüllt seinen Zweck: Hauptsache weg!

In den geräumigen Kofferraum paßt dieser Pimppod allerdings nicht, so sehr sich Jawson auch bemüht, die Klappe zuzudrücken.

Daher muß das Fluchtmittel in der Kabine mitgeführt werden, was dortselbst zu einer qualvollen Enge beiträgt, so ganz gegen die Erwartung beim Betrachten der Limousine von außen.

Damit das Blingmobil beim Beschleunigen auch amtlich aus den Hinterhufen kommt, hat es unterseits nur vorne Gleitnoppen. Die dadurch entstandene Dreipunktlagerung wirkt zwar der Biege- spannung entgegen (bei einer Länge von 35 cm unvermeidlich) und legt das Vehikel stabil auf die Milchstraße. Doch aufgrund der mangelnden Stütze im hinteren Bereich schlägt es auch jedesmal hart und laut auf die Tischplatte auf, wenn man Daddy an seinen Platz setzt oder die Kofferraumklappe schließt.

Anders als zum Beispiel beim City LKW 3221 hat beim Set 5984 der große Karton seine Berechtigung. Denn das Pimpmobil kann fast vollständig in diesem Karton parken. Einzig die Antenne muß abgeschraubt werden, aber das kennt man ja von der Waschstraße.

Insgesamt halte ich dieses Set für sehr gelungen. Ein Hauch von spaßiger Absurdität umweht ja die ganze Space-Police-Serie, und in dieses Bild paßt auch die Idee einer solchen Stretch-Limo im Weltall. Die Ausführung des Modells ist sauber und routiniert und geizt nicht mit Anspielungen auf die wirkliche und fiktionale Welt der Popkultur. Es bietet spielwertige Gimmicks und dank stabiler Seitenschweller auch einen ordentlichen Swoosh-Faktor. Während der Spacepolizist gewohnt langweilig daherkommt, haben die Alienfiguren das Zeug zum Kultstatus. Es ist freilich ein gewagter Schritt von Lego, das Zuhältermilieu ins Kinderzimmer zu tragen.
Übrigens leuchtet Brick Daddy im Dunkeln, wenn man ihn läßt:

So sehr es mich auch freut, wenn Lego den Sets deutsche Namen zuweist, wäre in diesem Fall der englische Name besser gewesen. Dieser lautet „Lunar Limo“, was allemal eingängiger ist als die deutsche Übersetzung „Mond-Limousine“. Zu Zeiten, da Classic Space noch Legoland Raumfahrt war, hätten sich die Katalogbenamser nicht gescheut, solch eine anglophone Bezeichnung zu verwenden. Aber das ist nur eine marginale Kritik.