Es geht weiter. Mehr drollige Paare in Kostümierung, sich dem Tanzvergnügen hingebend, dieses Mal augenscheinlich auf dem Wiener Opernball, oder wo sonst wird noch Zylinder getragen? Dieses formelle Kopfbedeckungsteil ist der Mörtel, der das ganze Set 205 zusammenhält.
Diese ältere Dame trägt eine Handtasche spazieren. Soweit die Fakten. Über den Inhalt der Handtasche gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, doch Vermutungen laufen in die Richtung „4711 Echt Kölnisch Wasser“, „Feucht- bzw. Erfrischungstücher“, „spitzenumklöppeltes Ta- schentüchlein mit zartem Blumenmotiv, parfüm- beträufelt“, „Lesebrille“, „Pfefferminzpastillen“, „Pillendöschen“, „verschiedene Haarnadeln“, „Bilder der Kinder und Enkel“, jedoch nicht „Werther’s Echte“. Die kenne ich nämlich nicht von meiner Oma, sondern nur aus der Werbung.
Frauen zahlen das Doppelte. Diese funda- mentale Ungerechtigkeit wird selbst in Zeiten fortgeschrittener Emanzipation weitgehend klaglos hingenommen, und die Damen lassen sich durch nichts in der Welt vom Friseurbesuch abhalten. (Psst! Nicht, daß die noch auf die Idee kommen: „Stimmt, is’ ungerecht. Männer zahlen ab sofort ebenfalls das Doppelte!“ Dann müßte ich meine vierteljährlichen Friseurbesuche wieder auf einen halbjährlichen Rhythmus umstellen.)
An ihren Kötteln sollt ihr sie erkennen. Die Schafe nämlich, die über die Straße getrieben wurden, meist von mehreren Hunden und einem Mann mit Filzumhang, Schlapphut und langem Krummstab: einem Schäfer. Krümme des Stabes, Umhang und Filzhut muß man sich hier freilich dazudenken, ebenso den Hund, aber ein Schaf hat es symbolisch aufs Bild geschafft.
Och nee, noch ’ne Handtasche, noch ’ne elegante Robe. Langsam gehen mir für diese feinbeschurzten Damen die Unterscheidungsmerkmale und Ideen aus. Wo wollen die alle hin? Und was dann da tun? Und was geht mich das an? (Ist das überhaupt eine Handtasche und nicht vielleicht ein Fächer? Ist es eine Flamencotänzerin, die ihr Kleid refft? Soll sein.)
Zur einer wahren Seltenheit auf Deutschlands Straßen ist dieser Verkehrspolizist geworden, der hier dirigierend auf seiner kleinen Verkehrsinsel steht. Von diesem Gesetzeshüter würde ich mir allerdings nichts sagen lassen, denn die Uniform ist ja unvollständig! Hier rächte es sich, daß dem Set 205 bloß eine Schirmmütze in rot beigemengt wurde, und keine in weiß oder zumindest schwarz.
Und wo sowieso gerade weiße Manschetten mit schwarzen Armen kombiniert waren (s.o.), fügen wir direkt noch diesen Oberkellner hinzu. Gibt es eigentlich auch Unterkellner, und warum ruft man sie nicht mit „Herr Unter!“ zum Nachbestellen an den Tisch?
Als Einzelkind ohne ältere Schwester durfte ich ohne die Freuden einer von jener Schwester erzwun- genen Kinderteeparty aufwachsen. Hat mir auch nicht geschadet, keinen Lufttee und keinen Sandkuchen vorgesetzt zu bekommen.
Was wäre der Zirkus ohne den dummen August? Und gibt es eigentlich ein weibliches Pendant dazu, etwa die dumme Liese? Dem sei, wie ihm wolle, denn in der uns hier vorliegenden Hanswurstiade gibt es das. Lache, Blut! . .äh .. Bajazzo.
Vielleicht ein Schornsteinfeger. Typisch wäre die Zunfttracht des Essenkehrers, untypisch sein Handwerkszeug. Die Stange in seiner Hand erinnert nur mit viel gutem Willen an eine Kaminbürste, keinesfalls jedoch an eine Leiter. Es sei denn, der Kaminfeger benutzt zum Ersteigen des Hausdaches einen Baumstamm mit Trittkerben.