Alles ist eitel. Und eine kleine MOC-Geschichte.

26. August 2010

Auch ich, wie ich leider zugeben muß. Eitel, meine ich. Wenn ich Bilder meiner Lego-Eigenbauten (MOCs, „My Own Creations“) im Internet veröffentliche, etwa bei BrickShelf oder Flickr und im Forum von 1000steine.de, dann hoffe ich natürlich auf wohlwollende Reaktionen. Erfolgen diese, schmeichelt mir das; bleiben sie aus, beschleicht mich eine gewisse Enttäuschung. Höchstwahrscheinlich empfindet jeder so, denn wer wäre nicht stolz auf sein Werk?

So habe ich auch regelmäßig, das heißt: ziemlich oft, auf meiner Flickr-Seite nachgeschaut, ob es auf dieses kleine Mykene-MOC Reaktionen gab. Und ja, es gab, zum Teil beflügelt dadurch, daß es unerwarteterweise sogar bei The Brothers Brick gezeigt wird. Was mir natürlich wieder schmeichelt.

Einige Kommentatoren heben gezielt einzelne Details hervor, bisweilen solche, an die man selbst beim Bauen gar nicht gedacht hatte. Oder solche, die der Kommentator für wohldurchdacht und eigens für das vorliegende Bauwerk entworfen hält. Und es ist ja auch gut, wenn ein MOC wohldurchdacht und wie aus einem Guß wirkt, denn genau das soll es ja. Ist es aber oft gar nicht.

Schon lange spukt in meinem Hirn der absurde Gedanke umher, daß Agamemnon bei seiner Rückkehr aus Troja nicht erschlagen wurde, weil er dem Liebhaber seiner Frau im Wege stand, sondern weil diese ob seiner späten Heimkehr erzürnt war, mit zehn Jahren Verspätung eben. Klischeegemäß wäre das Corpus delicti dieser Familientragödie dann ein Nudelholz gewesen. Diese Szene in Lego zu ..äh.. malen, schwob mir also schon länger vor, doch zum Glück kam ich nie dazu. Bis es nun endlich diese Spartanerfigur* von Lego gab – da war Agamemnon fällig!

Und dennoch war der Auslöser zum Bau des MOCs noch ein anderer. Denn ich hatte mit neuen 1×3-Fliesen (schwarz) herumgespielt und daraus ein Möbelstück geschreinert, das in eine solche Szene gepaßt hätte. Wenn ich denn diese Fliesen in weiß gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, also bestellte ich flugs welche. Sodann sah ich in Monicas Schlafzimmer in Friends (siehe vorstehenden Blog-Eintrag) ein hübsches Bett, welches ich eine Nacht lang (fast) vergeblich nachzubauen versuchte. Als dies schließlich (fast) gelang, ging mir auf, daß es vielleicht in einem umfassenderen MOC besser aufgehoben wäre, denn als bloßes Einzelstück. Darum strackste ich anderntags in die Stadt, um mir die Spartanerfigur* zu besorgen, bastelte zudem eine Klytaimnestra zusammen, rezyklierte meine alte Nudelholzidee, diesmal in braun, und zog rasch beige Wände hoch. Und fluchte über die Unmöglichkeit, eine Öllampe zu bauen. Und warf wegen erwiesener Klobigkeit das MOC-auslösende Machwerk aus 1×3-Fliesen wieder aus dem Programm. Eine Öllampe gelang schließlich. Als ich jedoch die Kamera zückte, um Klytaimnestra in flagranti beim Mord an ihrem Gatten zu erwischen, kam mir die Szenerie ziemlich dürftig vor.

Also baute ich eine Säule in die Ecke und fügte ein Fenster ein. Die Gitterstruktur des Fensters brachte mich auf den Gedanken, über dem Bett ein Zäunchen als Regalbrett anzubringen und darauf eine der Heroenmikrofiguren aus dem Minotaurus-Spiel zu stellen. Aber das genügte noch immer nicht. Für glaubwürdiges antikes Flair fehlte noch ein Mäanderband, das sich an den Wänden entlangzog. Da sollten blaue und weiße Lampeneiner Abhilfe schaffen. Es mußte doch möglich sein, damit eine brauchbare Schmuckstruktur zu erzeugen! War es aber nicht, sondern alle Versuche sahen – mit Verlaub – scheiße aus. Seufz, also die große Lösung mit Plättchen und hochkantgestellten Fliesen. Ich gewann die Einsicht, daß ich neuwertige blaue 1×1-Platten in meinen Teilebestellungen bisher arg vernachlässigt hatte, aber es reichte knapp. Fertig, Kamera wieder in Anschlag. Ja und nee.

Die zwischen den blau und weiß mäanderten Wänden schmucklos beige aufragende Säule wirkte wie ein Fremdkörper. Und überhaupt blickte die Kamera oben über die Wände hinaus. Es mußte eine Zimmerdecke her und das Mäanderband sich über die Säule erstrecken, ein Detail, welches bei den Betrachtern offenbar Anklang findet. Gedacht, getan. Doch auch beim drittmaligen Anlegen meiner Kamera setzte ich diese wieder ab. Durch die geöffnete Tür hindurch blickte man ins Nichts, und das ist ja nichts. Na gut, jetzt blickt man durch die geöffnete Tür hindurch auf etwas, was wohl die wenigsten als das unruinierte Löwentor von Mykene identifizieren, aber wenigstens ist da jetzt was.

Jedenfalls. Auch im einfachsten Ein-Bild-MOC steckt mehr Gepfriemel, als der Betrachter glauben soll. Und es ist stets ratsam, mit der Veröffentlichung von Bildern einen Moment zu warten, weil einem doch noch ein Detail einfallen könnte, das unbedingt noch mit aufs Bild sollte.

*) Die natürlich auch sonstweder antike griechische Soldat sein könnte.


Ein Freund, ein guter Freund…

17. August 2010

Es ist gut zu wissen, daß man welche hat. Wenn man welche hat. Auch wenn einmal, wie auf den Bildern, keiner zu sehen ist. Doch zwei wohnen links und zwei wohnen rechts, und die Treppe herauf können auch noch zwei kommen.

Doch ist das natürlich nur eine Kulisse. Wie im echten Leben … dieser Kulisse, wo sie den Hausflur des Gebäudes bildet, in dem vier Sechstel, also zwei Drittel, der Friends aus der gleichnamigen US-Sitcom wohnen. Wenn man nun versucht, die hinter den Türen befindlichen Wohnungen zum Flur in Beziehung zu setzen, und sich dann noch das Äußere des Hauses vor Augen führt, wie es als Zwischenschnitt zuweilen in der Fernsehserie gezeigt wird, dann paßt da so manches nicht zusammen. Das trifft sich gut, denn in meinem Lego-Modell paßt auch so manches nicht, aber das muß keiner wissen.

Überhaupt ist es erstaunlich, wie aufwendig* der Bau eines Potemkinschen Hausflurs ist. Da er einem relativ realen Vorbild folgt, kommt es auf jedes Detail an, aber nicht jedes Detail läßt sich gut mit Lego darstellen. Und dann müssen Kompromisse gemacht werden, in der Regel die Größe betreffend, oft auch die Stabilität angreifend. Aber was soll’s, ist ja nur eine Kulisse. So baut man denn fröhlich vor sich hin, ändert hier eine Kleinigkeit, muß deswegen dort alles noch einmal umbauen, kommt zu der Erkenntnis, mit drei Stück nicht genug beige Hülsen zu haben, vor allem, da deren eine irgendwo anders verbaut ist und erst wiedergefunden werden muß, und am Ende ist es, ehe man sich versieht, halb fünf. Morgens. Und während des Zähneputzens kommt einem eine gute Idee fürs Deckenlicht. Kann man schlafen, ehe sie in die Tat umgesetzt wurde? Nein.
Anderntags plästert es dann fortwährend, was ein Grund ist, weshalb die Bilder nicht gelingen wollen. Alle anderen Gründe, vornehmlich die eigene Unfähigkeit, werden mit Hilfe von Barbara beiseitegeräumt. Gut, wenn man Freunde hat, selbst wenn sie nicht right across the hall wohnen.

*) Jawohl, mit e.


Große Königsburg 7946

9. August 2010

Der neuen großen Burg ansichtig werdend kam mir zweierlei in den Sinn, nämlich „6080“ und „Playmobil“. Beides ist gut, wobei die Sache mit Playmobil wohl vor allem auf das rote Dach des hohen Turms zurückzuführen ist. Die Parallelen zur „Großen Burg“ (damals noch ohne König) von 1984 sind augenfälliger, doch werden auch andere Lego-Burgen jener Zeit zitiert, namentlich das Ritterschloß 6074 (1986) und die Schwarze Drachenburg 6085 (1988). In gewisser Weise stellt die neue Burg auch eine Weiterentwicklung und Verbesserung ihrer Vorgängerin 7094 dar, insofern deren Fehler ausgelassen und durch die nachahmenswerten Aspekte der früheren Burgen ersetzt wurden.

Wie die Vorgängerburg und die Adlerritterburgen der 80er Jahre ist die Große Königsburg nicht auf eine Grundplatte, sondern auf Plättchen gebaut. Die auf diese Weise ermöglichte Modularität ist zunächst nur bedingt hilfreich, denn man kann zwar alle Türme und Mauerstücke voneinander trennen, aber die Kombinationsmöglichkeiten sind eher begrenzt. Mit Mutwillen und unter Weglassung der jeweils oberen Verbindungspins ist es aber sicher möglich, die Mauern und Türme der Burg 7946 mit denen der Burg 7094 zu kombinieren. Leider habe ich diese jüngst voreilig auseinandergebaut, so daß ich dies nicht spontan ausprobieren kann; dumm von mir.
Besitzt man mehrere Examplare des Sets, läßt sich natürlich auch eine entsprechend größere Burg aus den Modulen bauen.

Modular ist auch die Treppe, die aus dem Hof auf die Mauerkrone führt, und für deren Existenz wir natürlich dankbar sind. Diese Treppe ist nur lose an der Grundplatte befestigt und offensichtlich dazu gedacht, bei Bedarf andernorts angebracht zu werden. Wie im richtigen Leben. Wenn Mama die Gardinen wäscht, trägt sie die Leiter ja auch in der Wohnung umher.¹


Und ihr hat auch niemand geholfen.²

¹) Zumindest war das so, als ich in den 80er Jahren Kind war.
²) Ich bin exkulpiert. Ich war dann in der Schule.

Wo wir jetzt schon die Minifigs in diese Rezension eingeführt haben: Diese finden in der Burg reichlich Platz. Außer an manchen Stellen. Auf dem kleineren hinteren Turm bemüht sich ein – na klar! – Katapult, den es bedienenden Knappen keinen Platz zur Entfaltung zu lassen. Der Raum darunter dient als Durchgangsraum, um von der Treppe zur seitlichen Mauerzinne zu gelangen. Aber das soll mal einer mit seiner Pike versuchen! Für die Überdimensioniertheit der Schaftwaffe kann aber der Raum natürlich nichts.

Im hohen, bedachten Turm thront der König. Das muß er allein tun und kann keine Audienzen gewähren, denn auch hier ist der Platz knapp. Trotz allem wirkt dieser Turm ziemlich massig, und bedingt dadurch, daß er über die Mauer hinausragt, ohne an den Ecken durch Schrägstützen gesichert zu sein, wirkt er überdies etwas unbalanciert. Tja, und eine rote 75°-Dachspitze hätten sie uns immerhin spendieren können, aber die soll wohl selten bleiben. (Ist sie aber zum Glück gar nicht. Zipfelmützigen Weihnachtssets sei Dank!)

Im Innenhof schließlich ist reichlich Platz. Ebenso in den vorderen Ecktürmchen, wenn man sie so nennen will. Auch für das Wohl des königlichen Rosses ist gesorgt, denn aus der Futterkrippe kann es gelbe 1×1-Fliesen schmausen. Na, laß sagen, das sei Hafer. Anders als bei der Gefängniskutsche 7949 wurde im vorliegenden Set auch nicht der Austauschzweier für den Pferderücken vergessen.
Stets aufs Neue vermögen mich ja die fakirhaft schwebenden Morgensterne zu begeistern, die allenthalben in den Waffenkammern jüngerer Lego-Burgen ..nun ja.. hängen.

Der gefangene Drachenritter, der hier in den Kerker geführt wird, hat guten Grund, grimmig seine Bewacher anzufletschen. Denn er weiß: „Meines Bleibens in diesem Rattenloch kann nicht lange sein.“

Dafür garantiert die eingebaute und kinderleicht zu bedienende Ausbruchsfunktion. Da ist es als Befreier einfach, Ruhm zu erlangen, um dann triumphierend fürs Gruppenbild zu posieren.

Aber posieren, das können die anderen auch. Wahlweise im Hof, oder, etwas repräsentativer, vor der Kulisse der Burg.

Wichtig ist jedoch, daß mindestens einer, ein einziger nur, daran denkt, den Haustürschlüssel einzustecken. Sonst steht man dann da.

… was uns schließlich zum Torturm der Burg führt. Hier zeigen sich, neben der grundsätzlich ähnlichen Gesamtanlage der Burg mit hohem Torturm und zwei hinteren Ecktürmen, die größten Parallelen zur Burg 6080. Warum hier wie auch an anderen Stellen die Wappenschilde mit schwarzen Locheinern gehalten werden und diese nicht grau sein durften, wird allerdings wohl ewig das Geheimnis von Legos Juniorisierungsbeauftragtem bleiben.

Zugbrücke und Fallgatter, der Klassiker. Einer unerklärlichen Angst vor textilen Werkstoffen nachgebend erdenken die Baumeister im Hause Lego immer wieder neue Mechanismen, ein Fallgatter anzuhieven, ohne eine Schnur benutzen zu müssen. Im vorliegenden Fall befördern Zinken auf einer Drehachse das Gitter nach oben, wo es mittels einer eingeschobenen Technic-Achse gehalten wird. Das ist durchaus clever, läßt aber in der Turmstube nur wenig Platz für Gemütlichkeit.

Betreffs der Zugbrücke haben sich inzwischen Ketten an Hebelbalken etabliert, was der Realität recht nahe kommt. Einzig die Art und Weise, wie die Burgangestellten die Mechanik handhaben, dürfte sich unterscheiden. („Bleibt so, Jungs, die Brücke soll übers Wochenende oben bleiben.“) (Nee, natürlich wird der niedergedrückte Balken durch den kleinen Hebel links gehalten.)

Zum Bau der Burg benötigt der Nachwuchsritter drei Anleitungshefte in zwei Größen. Das war auch mal anders.
Die 933 Teile umfassen einige neue, vor allem aber viele gute Elemente, für die Lego guten Gewissens 100 Euro verlangen kann. Denn es hätten zwar einige Löwenritter mehr sein können, zur Not auf Kosten der angreifenden Drachenrittermacht, doch alles in allem ist dies ein schönes Set.

Laut Shop-at-Home ist die Burg übrigens 27 cm hoch. Genau die Information, die ich gesucht hatte!


Tu es nicht!

7. August 2010

Das nämlich:

Die Kombination aus diesem und diesem Element scheint sich geradezu aufzudrängen. Jedoch lassen sich diese Teile nie (nie nie nie) wieder zerstörungsfrei voneinander trennen. Ich muß es wissen, ich hab’s probiert.