Brezelkrüppel.

29. April 2024

Wer die Brezelbruchstücke nicht der Größe nach sortiert und sie wegknuspert, ehe er vom Turme aufgeschichteter Intaktbrezeln nascht (kann man Salziges „naschen“?), hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Oder hat sie inne. Debatable. Und darf man überhaupt noch „Brezelkrüppel“ sagen?


Unpopuläre Meinung (Doppelpunkt)

28. März 2024

„Die Siedler von Catan“, oder „Catan“, wie es wohl heutzutage nur noch genannt wird, ist übrigens ein Scheiß-Spiel.

Wie kann ich so etwas Scheußliches sagen über das Spiel des Jahres 1995!? Weil’s die fucking Wahrheit ist, darum. Ein Freund behauptete mal im Brusttone der Überzeugung, der Zufall würde bei „Catan“ weniger als 25% ausmachen, eingedenk all der Kniffe und Tricks, die er so draufhat, und die auch ich mir zugestehen würde, draufzuhaben. Aber bei näherer Betrachtung ist das schlicht falsch. Denn.

Je nach Format und Spielmodus beginnt der Zufall schon bei der Verteilung von Rohstoff-Feldern und Zahlenchips, bei einem fixen Spielfeld dann spätestens mit dem Auswürfeln der Startreihenfolge. Hier kann deine Niederlage bereits besiegelt sein; denn je nach Spielfeld kann es passieren, daß du keinen Zugang mehr zu allen Rohstoffen hast, oder zu einem wichtigen Hafen, oder überhaupt zur Küste, um lossegeln zu können. (An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß ich Catan sinnvollerweise nur mit den beiden Erweiterungen „Seefahrer“ und „Städte und Ritter“ spiele, alles andere ist Kinderkram.)

Jedenfalls. Als Dritter in der Setzreihenfolge hast du nur noch den drittbesten Standort für dein Dorf. Der Vierte hingegen hat zwar nur noch den viertbesten Platz für sein Dorf, kann aber den dann noch verfügbaren besten Platz für seine Stadt auswählen, indem er das Dorf an den fünftbesten Platz setzt, die Stadt aber auf den viertbesten Platz. Der Dritte bekommt dann für die Stadt nur noch den sechstbesten Platz. Der Erste und Zweite müssen dann zwar mit ihren Städten die nächstbesten Plätze besetzen, haben aber ja bereits ihre Dörfer auf guten und sehr guten Plätzen stehen. War das verständlich? Egal.

Wie dem auch sei, nehmen wir an, wir konnten Dorf und Stadt an guten Stellen platzieren, alle fünf Rohstoffsorten sind abgedeckt, und wir stehen an vermeintlich vorteilhaften Zahlen, namentlich 6 und 8, 5 und 9, mit den unvermeidlichen 10en und 4en im Mix, vielleicht konnten wir auch eine 3 oder 11 nicht vermeiden; man kann es sich ja nur bedingt aussuchen, da ja gute Standorte auch durch die Mitspieler besetzt werden. Wir blicken zufrieden aufs Spielfeld, und wir greifen zu den Würfeln…

Die Würfel. Die Exekutive des Zufalls. Ausführendes Organ der Frustration. Nämlich.

In der Variante „Städte und Ritter“ werden kampfbereite Ritter benötigt, um das herannahende Barbarenschiff zu besiegen. Pro Stadt brauchst du einen kampfbereiten! Ritter, ansonsten gewinnen die Barbaren, und der oder die Spieler mit den wenigsten kampfbereiten Rittern verlieren eine Stadt, zu Beginn des Spiels also häufig ihre einzige Stadt. Der dritte Würfel trägt auf drei Seiten Farben (gelb, blau, grün), mit denen die auszuspielenden Fortschrittskarten erwürfelt werden, und auf drei Seiten das Symbol des schwarzen Barbarenschiffs, das, wenn es erwürfelt wird, einen Schritt näher an seine Angriffsposition rückt. Und die Chance ist ..äh.. 3 zu ..äh.. 3? Jedenfalls hoch.
Nicht selten kommt es vor, daß die Barbaren angreifen, ehe man die Chance hatte, einen Ritter zu „bauen“ oder zu aktivieren, weil einem die dazu nötigen Rohstoffe (Wolle und Erz für den Ritter, Getreide zur Aktivierung) einfach nicht zufielen, obwohl man sich mit einer Schaf-6 und einer Getreide-8 auf der sicheren Seite wähnte. Aber die Gaußsche Normalverteilung my ass! 6 und 8 können sich als spektakuläre Totalausfälle erweisen. Weil: Zufall. Und dann ist die Stadt gleich zu Beginn weg, ohne Stadt bekommt man keine Luxus-Güter (gelbes Tuch, blaue Münzen, grüne Bücher), und ohne diese hat man kaum Chancen auf Fortschrittskarten. Währenddessen ziehen die Mitspieler (Gegner!) davon.

Aber nehmen wir an, unsere Stadt hat den ersten Ansturm überstanden, und wir bekommen bisweilen Fortschrittskarten. Natürlich ist auch dies dem Zufall unterworfen. Eine Fortschrittskarte bekommen wir, wenn erstens der Farbwürfel eine Farbe zeigt, und wir zweitens je nach unserem bisherigen Fortschritt durch den roten Augenwürfel eine Fortschrittskarte der erwürfelten Farbe zugeteilt bekommen. Nehmen wir an, wir erhielten im Verlaufe des Spiels ein Buch, weil unsere Stadt an einem Wald-Feld steht, dessen Zahl gewürfelt wurde, was uns eine Holz-Karte und eine Buch-Karte bescherte. Mit dem Buch erkaufen wir uns den ersten Fortschritt im grünen Segment und erhalten fürderhin eine grüne Fortschrittskarte, wenn der rote Farbwürfel 1 oder 2 Augen zeigt und der dritte Würfel „grün“ zeigt, was sich mit zunehmendem Fortschritt zu unseren Würfelgunsten ändert. Das sind schon recht viele zufallsabhängige Bedingungen.

Nun haben wir also Fortschrittskarten auf der Hand; derer vier dürfen wir gleichzeitig verdeckt vor uns liegen haben, wird uns eine fünfte zugeteilt, müssen wir uns nach eigener Wahl von einer wieder trennen. Die Nützlichkeit variiert stark in Abhängigkeit von der Spielsituation. Es gibt die Bereiche „Handel“ (gelbe Würfelseite, Luxusgut „Tuch“, Landschaftskarte „Weideland), „Politik und Krieg“ (blaue Würfelseite, „Münze“, „Felslandschaft“) und „Fortschritt und Bautätigkeit“ (grün, „Buch“, „Waldgebiet“). Über den gelben Fortschrittsbereich fließen einem dann Händlerkarten zu, die uns erlauben, den Händler auf ein von uns besiedeltes Landschaftsfeld zu setzen und den entsprechenden Rohstoff 2:1 zu tauschen. Oder Monopolkarten, die uns ermächtigen, von unseren Mitspielern Rohstoffe oder Luxusgüter zu fordern. Eine Händlerkarte kann natürlich sehr nützlich sein, wenn man aber die Hand voller Händlerkarten hat, die Gegner einem jedoch alle Naselang sämtliche Rohstoffe oder Luxusgüter entziehen, bleibt einem ja keine Tauschware auf der Hand. Und wenn man keine Rohstoffe auf der Hand hat, kann man auch nichts bauen, kommt also auf dem Spielfeld nicht voran. Welche Fortschrittskarten wir bekommen, ist natürlich, wie so vieles in diesem Spiel, Zufall.

Und dann ist da ja noch der Räuber. Der tritt seinen Beutezug jedesmal an, wenn die 7 gewürfelt wird, und das wird sie oft. Gaußsche Normalverteilung? Aber ja! Nehmen wir an, die Würfel waren uns hold, wir bekamen reichlich Rohstoffe zugeteilt, und wir freuen uns, sobald wir an der Reihe sind, endlich unsere Stadt wiedererrichten zu können, die uns gleich beim ersten Barbarenangriff in Flammen aufging; oder mit den Luxusgütern unseren Fortschritt in einem Segment aufwerten zu können. Zack! kommt der Räuber, und wir müssen die Hälfte unserer Karten wieder abgeben, und zusätzlich setzt unser Mitspieler den Räuber auf ein wichtiges Rohstoff-Feld, das also keine Erträge erwirtschaftet, solange der schwarze Geselle da rumlungert, und er entzieht uns eine Getreidekarte, an die wir sowieso nur schwer herankommen, weil wir da an einer 11 stehen… Und abermals können wir unsere Stadt nicht bauen. Na toll.

Oder aber, wir konnten unsere Stadt bauen, hoffen vergeblich darauf, daß uns der Würfel die entsprechenden Rohstoffe und Luxusgüter beschert, bekommen partout kein Getreide, um unseren Ritter aktivieren zu können, und ehe wir irgendeinen Vorteil oder Fortschritt durch diese Stadt erzielen konnten, greifen die Barbaren erneut an, und die Stadt ist wieder in Klump und Asche. Alles Zufall.

Erfahrungsgemäß läuft das Spiel an einem Mitspieler pro Runde komplett vorbei, weil er entweder qua Standort oder qua Würfelpech oder qua gegen ihn eingesetzten Aktionskarten einfach keine Karten auf die Hand und keinen Fuß auf den Boden bekommt, und er immer bloß die Würfel weiterreichen muß, ohne irgend etwas Produktives auf dem Spielfeld ausrichten zu können.

Was ich eigentlich nur sagen wollte: Ja, durch geschickten Einsatz von Rohstoffen und Aktionskarten kann man sich auf den Feldern von Catan strategisch zum Sieg spielen. Aber inzwischen bin ich davon überzeugt, daß es zu 50%, wenn nicht gar zu 75% vom Zufall abhängig ist, ob man überhaupt in die Lage versetzt wird, seine Tricks und Kniffe anzuwenden. Und ein Spiel, das so sehr von Glück oder Pech bestimmt wird, obschon es ein Strategiespiel zu sein vorgibt, bereitet eher Frustration denn Vergnügen. Ich mag’s ja trotzdem; aber nicht, wenn ich der eine Spieler bin, an dem das Spiel vorbeiläuft. Dann ist es bloß Zeitverschwendung.

(Und über die Frustration, die entstand, als der Kosmos-Verlag das Design von Holzfiguren auf Plastikgedöns umstellte, haben wir hier noch gar nicht gesprochen. Können wir aber. Denn irgendwann um das Jahr 200x fand Klaus Teuber es cooler, statt primitiver Holzfiguren das Spiel mit feinziselierten Plastikfiguren auszustatten, die er als gelernter Zahntechniker wohl auch selbst gestaltete. Alle weiteren Ergänzungen und Ableger sollten dann nur noch mit Plastikfiguren auf den Markt kommen. Als dann die Ergänzung „Händler und Barbaren“ erschien, bot der Catan-Shop freilich auch Holzfiguren an, um damit die regulär enthaltenen Plastikfiguren zu ersetzen, was ich natürlich wahrnahm.

Grün ist meine Farbe, aber die gab es nur im Ergänzungsset für fünf bis sechs Spieler. In Plastik habe ich die somit nicht.
Weil aber wohl die Rückmeldungen (das „Feedback“) aus der werten Spielerschaft dergestalt war, daß klassische Holzfiguren beliebter wären als Plastikfiguren, bot abermals der Catan-Shop eine Wikinger-Edition in Holz an, welche ich ebenfalls noch käuflich erwarb. Netterweise wurden die Figuren direkt in den Farben für sechs Spieler angeboten, nebst Figurensätzen für die „Seefahrer“- und „Städte und Ritter“-Erweiterung, in schmucklosen Druckverschlußbeuteln. Hier ein Vergleich:


Alles, was es darüberhinaus noch gegeben haben mag, kaufte ich dann nicht mehr. Denn irgendwo ist dann auch mal Schluß.)


Autoreferentialität.

7. März 2024


„Alter! Wie selbstbezüglich kann einer sein!?“ – „Ich!“


Sehr.

29. Februar 2024

Gültige Antwort auf die Frage:

„Wie blöd kann man sein?“


2024

1. Januar 2024

Neues Jahr, alte Scheiße. Also was soll’s.


Zwischen den Jahren.

31. Dezember 2023


Mit Dank an Jonas Kramm!