Legoland Raumfahrt, im Rückblick und beeinflußt durch die englischen Diskussionen im Use- und Lugnet „Classic Space“ geheißen, eroberte die unendlichen Weiten des Weltraums im Jahre MMDCCXXXI nach Gründung der Stadt Rom – und das ohne den Einsatz irgendwelcher Legionen. Der Fokus lag auf Wissenschaft und Forschung, die Firma Lego gab keine Rahmenhandlung vor, in welcher gegen böse Aliens hätte gekämpft werden müssen, sondern die Astronauten und Wissenschaftler arbeiteten Hand in Hand für die gute Sache, nicht gegen irgendwas. Aber ja, natürlich haben die kleinen Jungs auch damals schon mit den Raumschiffen gekämpft, denn mindestens das Vorkommen von roten und weißen Raumfahrern bot die Möglichkeit, diese als Antagonisten gegeneinander antreten zu lassen.
Dann kam das Jahr 1982 nach anderer Zeitrechnung, und die roten und weißen Astronauten hatten eine unheimliche Begegnung mit der dritten Art: „Die sind ja nackt!“ Doch auch die gelben Raumfahrer waren nur friedliche Wissenschaftler.
Die Wissenschaft hat festgestellt, daß der Mensch nicht nur ein Gewohnheitstier ist, sondern auch gewisse Verhaltensweisen zeigt, die ihm im Laufe der Entwicklungsgeschichte geholfen haben, die Ausrottung zu verhindern. Oder hinauszuzögern, wer weiß. Hurra! wir leben noch. Wir erkennen Muster. Durch diese Muster können wir Dinge, Lebewesen und Situationen kategorisieren und einordnen in gefährlich, ungefährlich, eßbar, giftig, freundlich, feindlich und so weiter. Es sind dank der Mustererkennung keine komplizierten Denkprozesse mehr nötig, um blitzschnell angemessen zu reagieren. So war es jedenfalls im Laufe der Evolution. Dummerweise funktioniert diese Mustererkennung auch dann, wenn sie entweder unnötig ist, oder wenn die instinktive Zuordnung von „gut“ oder „schlecht“ gar nicht mehr reale Gefahren abbildet. Letzteres ist bei der gedankenlosen Pegida-Bewegung und all ihren Derivaten zu erkennen, ersteres erstreckt sich zum Beispiel auf so lebensunwichtige Dinge wie haha! Lego. Denn ich erkenne Muster. Lego hat ja gerade bei Classic Space schon frühzeitig auf Farbschemata gesetzt. Die ersten Raumschiffe waren grau-blau-gelbtransparent gefärbt, in den USA gab es schon früh eine Nebenlinie, die auf ein grau-grüntransparentes Farbschema setzte, welches später auch international verwendet wurde, aber dazu vielleicht ein andermal mehr. Jedenfalls erkenne ich bei den ersten kleinen Sets mit gelben Raumfahrern auch ein Muster: grau-schwarz mit eben einer gelben Figur. Mir ist bewußt, daß das eine völlig willkürliche Einteilung ist, zumal gelbe Astronauten auch in ganz anders befarbmusterten Sets vorkommen. Aber egal, das ist ja hier mein Blog. Also werfen wir einen Blick auf meine Versuchsreihe:
Vorne steht als kleinstbenummertes Set 6802 „Space Probe“. Das gab es 1986 nur in Nordamerika, und wer sich den deutschen Namen „Mobile Mikro-Sonde“ ausgedacht hat, der im Sammler-Katalog verzeichnet ist, möchte ich mal wissen! (Ich weiß es.) Da das Set nicht im deutschen Katalog stand, ist leider auch kein Name für den kleinen Roboter überliefert.
So klein das Modell auch sein mag, so bietet es doch Spielwert, da Interaktionen zwischen Figur und Roboter möglich sind und die Rakete auf ihrer Abschußvorrichtung ein bewegliches Element darstellt.
Weniger Spielwert hatte das unbenamste Set 6807, welches ebenfalls nicht im deutschen Katalog stand, aber immerhin in Europa im Rahmen des Kombisets 1999 erhältlich war. Das Jahr ist 1985.
Mit dem Set 6823 folgt endlich ein Modell, über das wir auch im deutschen Katalog lesen können. Und zwar im Jahre 1983: „Geo-Traktor für Mineralienforschung, Geologe und Raumsauger“.
Der Raumsauger ist also wohl das ominöse Gerät, mit dem der Geologe den Boden abtastet. Für mich war dieses Werkzeug immer das Legoland-Raumfahrt-Accessoire, und als Kind besaß ich nie eins.
Als nächstes in der Reihe haben wir 6826, über das der Katalog von 1985 zu sagen weiß: „System-Controller für Druckgas und Ingenieur.“
Der Renner ist grotesk tiefergelegt, was in verkehrsberuhigten Zonen und auf kraterübersäten Planetenoberflächen zu unschönen Havarien führen kann. Aber das ficht unseren Ingenieur nicht an, da er mit seinem Sessel einfach entschweben kann.
Geologie scheint der Hauptschwerpunkt der gelben Astronauten zu sein. Im Jahre 1985 ist 6847 dafür bereiftes Zeugnis: „Geobil mit Saugrohren und Sammelbehälter für Gesteinsbrocken und Geologe.“
Der sogenannte Sammelbehälter, der woanders vor allem als Cockpitscheibe Verwendung findet, ist in grau einzig in diesem Set enthalten, und auch die schwarze Spitzhacke darf man als selten einstufen. Gesteinsproben waren bei Lego früher gelb. Wenn man genügend gelbes Mondgestein zusammengetragen hatte, war man in der Lage, eine Burg zu bauen.
Im Geburtsjahr der gelben Astronauten, 1982, rollt bereits dieses „Planetenfahrzeug mit Greif- und Schaufelarmen, Stablampen, Richtantenne und Forscher“ auf den Plan, 6880.
Bei diesem Janusfahrzeug mit Doppelbereifung bediente sich Lego ausgemusterter Formen. Die rüsselartigen Greif- und Schaufelarme gehörten vormals als Arme und Schultern zu den just in jenem Jahr aus dem Programm gefallenen Großköpfen.
Ich habe mir erlaubt, diese „Fahrbare Startrampe für Trägerrakete mit Schubgerüst und instrumentaler Systemüberwachung“ (6950, 1982) in die Reihe aufzunehmen. Atypischerweise spielt hier die Farbe blau mit rein. Jedoch: Am Fahrwerk. Warum ist das bedeutsam, welchen Einfluß hatte dieser Umstand auf meine Mustererkennung? Nun, bei den anderen blau-grau-gelbtransparenten Raumfahrtsets jener Jahre ist blau die Farbe für Gebäude und Kabinenaufbauten, während hier der Aufbau grau ist und die acht massiven Räder den schwarzen Farbaspekt ins Spiel bringen. Zusammen mit den gelben Männeken war somit mein Muster aufgefüllt. Zugegebenermaßen gehörten auch die rottransparenten Applikationen der kleineren Sets zum Muster, die jedoch bei 6950 sehr viel weniger prominent sind als die gelbtransparente Frontscheibe, welche eher dem Classic-Space-Schema entspricht. Aber sei’s drum; mein Blog, meine Regeln! Außerdem wird die Reihe so schön von einer sehr kleinen und einer sehr großen Rakete eingerahmt.
Eine Rezension des Sets hatte ich vor einiger Zeit bereits vorgelegt; die ist immer noch gültig.
(Und wer meint, das alles hier sei doch nur eine plumpe Fälschung, weil man ja gar keine Sterne sieht, dem sei gesagt: Geh weg, Verschwörungstheoretiker! Die Belichtungszeit beim Photographieren war viel zu kurz.)