Wo bekommen Bricklink-Händler ihre Legos her?


Als Betreiber dieses Blogs kann ich mir anzeigen lassen, über welche Sucheingaben Besucher auf meinen Blog geführt wurden. Da sind bisweilen überraschende Dinge dabei, allerdings natürlich vor allem Lego-bezügliche Sucheingaben. Eine dieser Suchen lautete wie der Titel dieses Artikels: „wo bekommen bricklinkhändler ihre legos her“

Mein erster, arroganter Gedanke war: „Meine Güte, wie naiv! Die Bricklink-Händler kaufen ihre Ware natürlich genauso wie jeder andere auch.“ Aber eigentlich ist diese Frage sehr berechtigt, wie mir dann klar wurde. Denn allzu oft habe ich mir dieselbe Frage gestellt. Nicht unbedingt bei stinknormalen, also „handelsüblichen“ Teilen. Da werden die Händler einfach möglichst billig Sets erwerben, oft vielleicht im Sonderangebot, vielleicht zu Großhandelskonditionen, um sie dann auszuweiden und die Teile einzeln zu verkaufen. (Was vermutlich die Antwort auf die Frage des Suchenden gewesen wäre. Aber die liest er nun nicht mehr.)

Aber es tauchen ja auch immer mal wieder Teile auf, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Wenn man nämlich davon ausgeht, daß Lego seine Teile eigens für die Verwendung in Sets produziert. Und über die Jahre habe ich so manches Teil erstanden, das niemals in irgendeinem Set Verwendung fand, wie verzweifelt es auch danach gesucht hatte. Da frage auch ich mich: „Wo zum Donner hat der das schon wieder her!?“

Braune Scharniere zum Beispiel. In der Comic-Welt namens „Lego“ wird Holz sehr oft durch die Farbe braun repräsentiert. Leider gab es nie braune Scharniere in Sets, und es wird sie auch nie geben, weil Lego diese Farbe inzwischen nicht mehr produziert. Dabei hätte ich solche Schar- niere so oft in meinen Bauten gebrauchen können. Bei Bricklink wurde ich fündig, Legoland sei Dank! Denn Teile wie diese werden sehr wohl von Lego produziert, nämlich für die Modellbauer der Legoland-Parks, die daraus Modelle fürs dortige Miniland bauen, welche kein Kind jemals so wird nachbauen können. Und genau daher stammen meine Teile. Das englische Legoland Windsor lud nämlich bisweilen Lego-Fans zu einer Backstage-Tour ein,wo sich die Glücklichen dann auch die Taschen mit derartigen Teilen füllen durften, sofern sie nicht allzu gierig würden. Mir egal, wie gierig sie wurden, Hauptsache ist, ich bekam dadurch die Gelegenheit, diese Teile zu erwerben. Die bunten Becher gehören auch in diese Kategorie.

Und manchmal sindse bei Lego auch einfach schusselig. Die transparenten AZMEPs* werden zu tausenden in den Autoscheiben des Minilands im Legoland verbaut. In Billund scheint mal einer Reste davon in eine öffentlich zugängliche Wühlkiste geschüttet zu haben, aus der sich Besucher bedienen durften. (Nein, nein, nicht kostenlos, das wäre ja noch schöner!) Daher jedenfalls habe ich meine Exemplare, aber auch bei Bricklink tauchten sie daraufhin auf.

*) Aus-Zwei-Mach-Eins-Plättchen

Das wäre also dies. Und dennoch gibt es Teile, die tatsächlich nach Legos eigenen Angaben weder fürs Legoland noch für Sets produziert wurden. Die blaue Kette etwa, die der bebrillte Adlerritter hier in der Hand hält. Woher die stammt? Keine Ahnung. Woher der Bricklink-Händler die hat? Ich will’s gar nicht wissen. Vermutungen gehen in die Richtung, daß da einer Beziehungen zu einem Lego-Mitarbeiter hat, der heimliche Extraschichten in der Fabrik fährt. Hoffentlich erwischen sie den nicht dabei, denn dann würde die Quelle versiegen, und das kann ja keiner wollen. Außer die Firma Lego vielleicht…

Ferner gibt es vermutlich von jedem Lego- Element Exemplare in der Farbe rot, unabhängig davon, ob es in dieser Farbe irgendwo verwendet wird. Denn rote Teile nutzt Lego für Test- spritzungen, wenn sie neue Spritzgußformen justieren, weil man in rotem Material Fehler am besten erkennen kann. Für diese Art Teile gibt es inzwischen einen eigenen Sammlerkreis, dem ich nicht angehöre. Und das, obwohl ich nicht ohne vollkommene Selbstüberschätzung davon aus- gehe, daß ich gewissermaßen für diesen Trend mitverantwortlich bin. Denn mein rotes Gespenst war das erste und für einige Zeit auch einzige bekannte Teil dieser Kategorie. Und ich hab’s für’n Zehner vom Flohmarkt. D-Mark. Inzwischen sind sehr viele andere Testteile aufgetaucht und werden zu zum Teil wahnwitzigen Preisen gehandelt, was wiederum die Frage aufwirft: Wo haben die Verkäufer die her? Man weiß es nicht.

Zu guter Letzt produzierte Lego bisweilen Teile, die für die Verwendung in Sets gedacht waren, die aber dann aus nicht nachvollziehbaren Gründen doch nicht auf den Markt kamen. Die bunten Helme aus dem Titelbild muß man hierzu zählen. Diese waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für Tütchensets im Stile der Sets 5998 und 5999 gedacht. Die Nummernlücke hinter dem Set 5994 aus derselben Serie deutet darauf hin, wie auch der Umstand, daß es neben den mit Einzelsets bedachten Rittern Vladek und Jayko eben noch die Ritter Danju, Rascus und Santis gab, die exakt im Farbschema der oben gezeigten Helme daherkommen. Die Sets 5995, 5996 und 5997 sind jedoch nie offiziell erschienen. Außer irgendwo, wo’s niemand mitbekam, und zwar nicht mal Lego selbst, denn auch im Sammlerkatalog tauchen sie nicht auf. Um an die bunten Helme zu kommen, mußte man ein Privilegierter sein, und ich gestehe, das war ich damals. Meine Exemplare fanden aber natürlich nicht den Weg zu Bricklink, denn ich war ja selbst froh, sie zu besitzen.
Eine andere Geschichte, die von einem produzierten, aber nicht regulär in Umlauf gebrachten Teil handelt, wird hier erzählt: [klick]

Jedenfalls. Man sieht, die Frage, wie Bricklink-Händler an ihre Legos kommen, ist nicht immer eindeutig zu beantworten.

4 Responses to Wo bekommen Bricklink-Händler ihre Legos her?

  1. Wortman sagt:

    Schöner Bericht und danke für den kleinen Einblick :)

  2. farnheim sagt:

    Danke Dir für den Bericht, Jojo. Ich würde die Teile vermutlich verbauen. Daher fällt mir auch spontan bei den braunen Schanierteile/-stangen die Verwendung für höchstfiligranes Astwerk ein.

  3. kleiner Yeti sagt:

    Woah,
    ein rotes Gespenst – gruselig. Sachen gibts, man lernt nie aus. Gerade in Sachen Lego, wenn man diesen Blog öfter betritt. Weiter so!

  4. hellboy sagt:

    Danke für den schönen Bericht

Hinterlasse einen Kommentar