Von Farben und Kragen.

Im Zuge der Neuanfertigung fast aller Figurenbilder für die Seite ittersets.de wurde mir mal wieder bewußt, wie viele Varianten es von ansonsten gleichartigen Figuren gibt. Die Gründe dafür mäandern wohl zwischen Unachtsamkeit bei der Produktion und bewußten Änderungen. Ein Beispiel für beides ist der Waldläufer mit dem rotem Kragen, siehe Bild. Die Farbe des Kragens ist entweder knallrot oder dunkelrot bis bräunlich, vermutlich wegen mangelnder Deckkraft der roten Farbe auf grünem Untergrund. Auf dem Bild ist es nicht zu erkennen, darum möge man mir einfach glauben, daß in ƒig. 4 die rote Farbschicht doppelt gedruckt ist, wahrscheinlich, um größere Deckkraft zu erzeugen. Dank der Unachtsamkeit, die zum verschobenen Rotdruck in ƒig. 1 führte, wissen wir, daß schließlich eine weiße Grundierung dem Deckproblem abhalf. Erkennbar ist in ƒig. 2 der dunklere Rand um den roten Kragen, wo die rote Farbschicht über die weiße Grundierung hinausragt.

Es ist also sinnvoll, anzunehmen, der erkannte farbliche Makel in ƒig. 4 habe zur verbesserten Version mit weißer Grundierung geführt. Unklar ist, wann das geschehen sein soll. Die Robin-Hood-Figuren erscheinen in Sets zwischen 1987 und 1990. Nachvollziehbar zuordnen kann ich zwei Figuren aus Sets mit dem Produktionsjahr 1990 (MISB* bzw. in ungeöffneten Klarsichttütchen, mit beiliegendem 1990er Katalog), in beiden Fällen handelt es sich um Figuren wie in ƒig 4. Das Zeitfenster für die verbesserte Version scheint also sehr schmal. Dennoch halten sich in meiner Sammlung (umfangreich) Figuren ohne und mit weißer Grundierung annähernd die Waage. Anscheinend wurde der Mangel also frühzeitig erkannt und eine Produktionsreihe mit verbesserten Figuren aufgelegt, während aber die bereits produzierten mangelhaften Figuren einfach weiter mitverpackt wurden.

Und was ist jetzt der Unterschied zwischen ƒig. 3 und ƒig 4? Folgender:

Eine Überprüfung meines Bestandes ergab, daß alle Figuren mit weißer Grundierung eine silbrige Markierung am Halsstück haben, während alle Figuren mit doppeltgedrucktem dunkelroten Kragen eine schwarze Markierung aufweisen. Bis auf dieses eine Exemplar (ƒig. 3), bei welchem allerdings auch die Farbe nicht doppelt gedruckt ist, weshalb der Kragen prompt noch dunkler erscheint als bei ƒig. 4. Vielleicht wurde da bloß unachtsamerdings die weiße Grundierung vergessen.

So. Bis hierher war Erklärungsmodell A. Kommen wir nun zu Erklärungsmodell B:

Demzufolge wäre in der Tat ƒig 2 mit weißer Grundierung die frühe Version gewesen. Das erkannte Problem, welches zur Abänderung des Verfahrens Anlaß bot, wäre dann der relativ häufig auftretende Effekt der Rotverschiebung in ƒig. 1. Die hervortretende weiße Grundierung sieht ja blöd aus, und überdies ist eine zusätzliche Farbe sicher teurer, als wenn man schlicht eine Farbe doppelt druckt, um die Deckkraft zu verbessern. (Nicht zu velwechsern mit dem Dopplereffekt.) Daß die silberne Halsstückmarkierung neuer sei als die schwarze, ist ja auch lediglich eine Vermutung, die keineswegs zutreffen muß, bedenkt man, daß metallische Druckfarben bereits in den Wappen der Adler- und Löwenritter von 1984 Verwendung fanden. Ob ƒig. 3 der gewollte (und fehlgeschlagene) Versuch war, die weiße Grundierung einfach wegzulassen, ehe man schließlich dazu überging, die rote Farbe doppelt zu drucken (ƒig. 4), oder ob das Fehlen ein schlichtes Versehen war, muß offen bleiben. Denkbar ist sogar, daß ƒig. 3 die erste Version war, welche durch ƒig. 2 farblich verbessert wurde, um schließlich von ƒig. 4 abgelöst zu werden.

Für Erklärungsmodell B sprechen die annähernd gleiche Anzahl beider Versionen, und daß ƒig. 4 in Sets von 1990 auftaucht, was chronologisch Sinn ergäbe. Aber ob’s stimmt? Wahrscheinlich ist, daß Erklärungsmodell C richtig ist, welches aber für immer in der Krypta der Billunder Dorfkirche verborgen bleiben wird.

*) Mint In Sealed Box = Sammlerstück in versiegelter/ungeöffneter Originalverpackung

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