Speerwerfer: Armbrust-Streitwagen 6012.

5. Juli 2016

Das Jahr 1986 sah einige der – so behaupte ich forsch – besten Lego-Rittersets aller Zeiten. Und mit „aller Zeiten“ meine ich: Die eine Zeit, die es gibt, und das ist die Vergangenheit, denn wer sollte wohl wissen, was die Zukunft bringt? Und welche Ausdehnung hat das Jetzt? Doch ich schweifsterne ab. Also. Das kleinste Set unter den fünf 1986er Ritter-Neuheiten ist diese Kampfmaschine, deren deutscher Titel merkwürdig anmutet. Damals trauten sich die Katalogschreiber wohl noch nicht, die Kinder mit Wörtern wie „Ballista“ zu demütigen, denn die Ära der Fantasy-Computerspiele hatte noch nicht begonnen.

Zwei Ritter handhaben diese Wurfmaschine, bei welcher die Bogensehne der großen Armbrust imaginiert werden muß. Desgleichen erfordert es einige Einbildungskraft, sich vorzustellen, daß die verschossenen Pfeile brennen, denn die heutigentags verschwenderisch verwendeten Flammenelemente gab es 1986 noch nicht. Einzig die unter dem Pfeilschaft platzierte gelbe Tonne deutet darauf hin, daß hier mit brennbarer Flüssigkeit gearbeitet wird. Drei Jahre zuvor erschien der XXVIIste Asterix-Band „Der Sohn des Asterix“, in welchem Brutus das gallische Dorf mit solchen Wurfmaschinen angreift, um es in Brand zu setzen. Nicht ausgeschlossen, daß diese Szene den Set-Entwickler in Billund zu diesem Set inspirierte, denn dies ist eher eine antike Kampfmaschine denn eine mittelalterliche.

Der Armbrustteil dieses Streitwagens ist in für damalige Zeiten revolutionärer SNOT-Technik* ausgeführt, indem er vermittelst Lampeneinern um 90° gedreht auf zwei Noppen des Untergestells gebaut wird. Da es sich hier um eine Fernwaffe handelt, liegt es nahe, dem Maschinisten einen Bogenschützen zu seinem Schutz an die Seite zu stellen. Für einen Bogenschützen untypisch, trägt dieser einen Helm mit ausladendem Nackenschutz.

*) SNOT = Studs Not On Top

30 Jahre später…

Einer jungen Tradition folgend verausgabt Lego seit dem Jahr 2014 jedes Jahr ein sogenanntes Retro-Set, welches eine Figur aus vergangenen Kinderzimmertagen in den Mittelpunkt stellt und in der Begleitbroschüre einen Überblick über die Lego-Geschichte des jeweiligen Spielthemas liefert. In den Jahren zuvor waren dies ein weißer Legoland-Astronaut und ein Pirat, der keine ehemalige Figur darstellte, sondern brandneu war. In diesem Jahr also ist es ein „Knights Retro-Set“, welches einen fast klassischen Löwenritter beinhaltet.

Es bedarf keiner überbordenden Phantasie, um dieses Modell als ein Remake des oben besprochenen Armbrust-Streitwagens zu identifizieren. Die Figur stellt unzweifelhaft einen Löwenritter der Legoland-Epoche dar, wiewohl es bezüglich des Helms mit dem Retro-Anspruch leicht übertrieben wurde. Denn im Jahre 1986 trugen die Ritter schon dunkelgraue Helme; der (neu)hellgraue Helm dieses Knappen weist eher zurück auf die Ritter der vorangehenden Epoche, in welcher die gelbe Burg Dreh- und Angelpunkt war. Sei’s drum.

Das Remake-Modell bleibt den Ausmaßen und dem Stil des Originals treu, bedient sich freilich modernerer Formen und Farben. Bemerkenswerterweise blieb die Bauweise der Brennstofftonne exakt beibehalten, während der Armbrustbogen auf gänzlich andere Weise ins Werk gesetzt wurde. Unter der Maßgabe, daß es einige der Bauteile im neuen Set vor 30 Jahren noch nicht gab, wurde der Charakter eines Legoland-Sets dennoch gut getroffen.

Dem Set beigefügt ist eine Postkarte mit charmanter Rückseite, nein, Vorderseite, nein, was ist denn bei einer Postkarte Vorder- und was Rückseite? Jedenfalls. Auf der anderen Seite prangen Aufkleber mit einigen Ritterfiguren der Lego-Geschichte, darunter auch eine Figur des Vorlagensets selbst.

Leider finden wir hier auch die Bestätigung für Legos Einordnung der gegenwärtigen Nexo-Knights-Serie ins Ritterthema. Dazu mag jeder stehen, wie es ihm beliebt. Oder ihr.


Für einen Blog-Eintrag reicht es nicht.

23. Juli 2014

So sprach ich im Chat bei 1000steine.de. Oder, ach, vielleicht auch doch. Jedenfalls. Beim gewohnheitsmäßigen Quartalsschwelgen in Kindheitserinnerungen, welche maßgeblich geprägt waren vom Stil der 1980er Jahre in allen Belangen, wandelte mich die Lust an, ein seinerzeitiges Kultobjekt (in meinem Kinderzimmer) wiederaufleben zu lassen. Nämlich das Gefährt „meines Männchens“, welches damals vor der Villa 6374 parkte. Es war eine Modifikation des Sets 6627 unter Einfluß der zeitgenössischen Fernsehserie „Ein Colt für alle Fälle“. So sah das aus:

Die Amerikaner nennen sowas wohl Pick-up, im Deutschen sprechen zumindest Kinder verallgemeinernd von einem Jeep, ungeachtet des Herstellers, und der Weg zum verachtenswerten SUV ist nicht weit. Aber damals fand ich solche Autos natürlich cool. Wie auch mein Männchen mit weißen Hosen, seufz. Es war nicht alles gut in den 80ern.
Es handelt sich um einen Nachbau eines eigenen MOCs aus der Erinnerung. Mit ziemlicher Sicherheit benutzte ich damals die ältere Form der Ösenplättchen in den Dachscheinwerfern, aber eine Durchsicht meiner Vorräte ergab, daß ich keine solchen in schwarz frei verfügbar habe. Da also hier auf meinem Schreibtisch eh kein Original steht, dacht ich mir, ich modifiziere das Fuhrwerk noch ein bißchen mehr. Wie wäre es zum Beispiel mit akkuraten Heckleuchten?

Nää, die kragen zu weit hervor und über die Seitengitter hinaus. Vorschlag abgeschmettert! Aber wenigstens etwas größer könnten die Leuchten doch sein:

Nää, weil: Nää. Als Heckleuchte von hinten betrachtet wäre das sicher vertretbar bis gut, aber in Seitenansicht zerstört die große rottransparente Fläche die durchgehende, elegante schwarze Linie. Also bleibe ich doch bei der ursprünglichen Fassung.

Also eingestiegen…

…und hinein ins Abenteuer, Männchen ohne Namen! Hm, ehrlich, ich weiß nicht mehr, wie ich meinen Hauptcharakter im Spiel damals benamste.

Für einen Blog-Eintrag reicht’s immer.


30 Jahre Verspätung.

8. September 2013

Nostalgie is’ ’ne Bitch. Seit der Kindheit schleppe ich legobezügliche Sehnsüchte mit mir herum, die ich längst überwunden glaubte. Das Thema Eisenbahn spielte in meinem Kinderzimmer nie eine große Rolle. Zwar hatte ich ein Set 724, das meine Mama 1984 (!) vom Ramschtisch eines Spielzeugladens klaubte, und darum auch einen grauen 12V-Trafo und eine Packung graue Schienen, die nicht zu den blauen Kurven des Zugsets paßten. Aber das war’s dann auch. Die Bilder auf den Eisenbahnseiten des Katalogs waren spannend, aber meine Geschenkkapazitäten wurden von anderen Dingen aufgezehrt.

Im Zuge meiner AFOL-Werdung kaufte ich dann noch diverse Eisenbahnsets, weil ich anfangs noch glaubte, ich könne oder müsse ja alles sammeln. Das Sonderset 3225 wurde angeschafft, und da ich mich dem Hype nicht zu entziehen vermochte, auch die Santa-Fe-Lok 10020 samt zugehöriger Waggons in benötigter Anzahl. Ich machte mir nicht die Mühe, die Lok zu motorisieren, da mir Vergnügen an Lego vornehmlich das Bauen bereitet, und es nicht nötig ist, am Regler zu stehen und Züge im Kreis fahren zu lassen. Aus demselben Grund unterließ ich es auch, den Smaragd Express 10194 mit einer aufwendigen Motorisierung zu versehen. Das faszinierende Rattern des Fahrwerks spielt sich auch im Schiebemodus ab.

Aber ach. Nun erbot sich die Gelegenheit, Barbaras Rangierlok 7760 zu übernehmen, in schönem Sammelzustand. Und so ein Schätzchen will natürlich auch mal fahren, und zwar standesgemäß auf grauen Schienen. Also mußte ich zunächst mal Kurven besorgen. Und wo ich gerade dabeiwar, auch gleich noch Weichen. Und, was soll der Geiz! ein Signal und, um die 12V-Infrastruktur zu vervollständigen, auch noch den elektrischen Bahnübergang. Und alles nur, um an einem trüben Sonntagnachmittag nostalgische Szenen wie diese aufzubauen:


Der Bahnübergang 7866 ist Baujahr 1983. Ein Blick auf den Kalender versichert mich darin, daß gegenwärtig das Jahr 2013 läuft. Eigentlich finde ich es ein bißchen spät, um jetzt noch ins 12-Volt-Geschäft einzusteigen. Aber was soll ich machen, die 80er Jahre waren meine Zeit und bilden meinen Sammelschwerpunkt. Außerdem macht es wirklich Spaß, Weichen, Signale und Schranken mit einem Tastendruck zu bedienen. Soviel also zu meinem Schwur: „Elektrifizierung muß nicht sein!“ Jetzt hoffe ich, daß ich mich wenigstens am Riemen reißen kann und nicht alles ranschaffe, was es an 12-Volt-Material so gibt. Denn der Zug ist keineswegs abgefahren, bloß die Ticketpreise haben sich deutlich erhöht.


Lego grummelt zurück.

2. Mai 2013


Unter den Figuren der Sammel-Minifig-Serie 10 befindet sich dieser ältere Mitbürger mit Teetasse und Nostalgiezeitschrift. Bemerkenswert ist das eigens entworfenes Haarteil; nee, das Kopfteil, das ein Haarteil nötig hätte. Die Charakterzeichnung wird ergänzt durch Schnauzbart, Kassengestell, Hosenträger und bauchdeckendes Beinkleid in typischer Kolorierung. Die aufgesetzte Glatze wirkt zwar ein wenig wie eine fleischfarbene Badekappe (huahua), aber im großen und ganzen ist die Figur liebevoll gestaltet und darf als gelungen bezeichnet werden.

Doch viel bemerkenswerter ist, was Lego auf der offiziellen Homepage dieser Figur ins Profil geschrieben hat. Ich weiß nicht, ob der Link dorthin dauerhaft oder überhaupt funktioniert, darum erlaube ich mir zur Sicherheit ein Zitat:

Großvater

„Früher war alles viel besser!“

Wenn es nach dem Willen des Großvaters ginge, wäre das Leben heute noch genau so wie in seiner Jugend, und er lässt keine Gelegenheit aus, um das zu sagen. Man muss nur erwähnen, dass die alten braunen LEGO® Steine schöner waren als die neuen, und er wird antworten, dass es in seiner Kindheit sowieso nur rote LEGO Steine gab und man froh war, wenn man überhaupt welche hatte.

Schon seit der Einführung der ersten Spielthemen stören den Großvater alle modernen Teile: Türen, Fenster – überhaupt alle Elemente, die nicht aussehen wie ein ganz normaler LEGO Stein. Von den neumodischen Minifiguren mit beweglichen Armen und Beinen und ausdrucksvollen Gesichtern ganz zu schweigen!

Kicher. Das hört sich so an, als sei irgendwer bei Lego leicht angenervt vom Dauergenöle der AFOLs* und hätte die Gelegenheit genutzt, mal – humorvoll aber doch – vom Leder zu ziehen. Was übrigens auch eine Formulierung aus Großvaters Zeiten ist.

Denjenigen, die nicht wissen, auf was sich die Sache mit den alten und neuen braunen Lego-Steinen bezieht, sei es kurz referiert:
Mit dem Modelljahr 2004 änderte Lego die Farben grau, braun und dunkelgrau in die Farben ab, die heutzutage als grau, braun und dunkelgrau produziert werden. Die alten Farben waren erdigere, natürlich wirkende Farbtöne, die neuen Farben sind betreffs grau etwas bläulicher, betreffs braun etwas rötlicher. Seinerzeit rief diese Änderung massive Proteststürme in den damals tonangebenden Internetforen (vor allem Lugnet) hervor. Einerseits, weil Lego überhaupt etwas änderte; das war die opahafte Sichtweise, die in der Charakterbeschreibung der obigen Sammelminifigur aufs Korn genommen wird. Andererseits, und das war die argumentativ unterfütterte Sichtweise, weil natürlich alle neuen Teileformen bloß noch in neuen Farben verfügbar sein würden, wohingegen ausgemusterte aber noch im Bestand der AFOLs befindliche Teile eben nicht in den neuen Farben hergestellt werden würden. So oder so war farbkonsistentes Bauen nicht mehr uneingeschränkt möglich und ist es natürlich bis heute nicht. Das wurde als Abkehr vom Systemgedanken empfunden.
Und drittens waren viele AFOLs mit der Art und Weise nicht glücklich, mit der Lego diesen Farbwechsel zunächst vollzog (nämlich völlig unangekündigt) und sodann zu erklären versuchte; denn mit Marketinggewäsch und fadenscheinigen Begründungen ließ man sich ungern abspeisen. Das Vertrauen in die Beständigkeit des Produkts „Lego“, dessen integraler Bestandteil es ja ist, daß über Generationen alles zu allem paßt, aber auch das Vertrauen in die Handlungsweise der Firma selbst war erschüttert. Zusätzlich dazu bekriegten sich kritische und ..naja.. unkritische Fangruppen zum Teil sehr heftig (verbal). Alles in allem war die ganze Angelegenheit nicht schön. Eine abschließende Zusammenfassung könnte hier nachgelesen werden.

Jedenfalls. Es ist durchaus erstaunlich, daß nun, fast zehn Jahre später, Lego selbst auf dieses leidige Thema anspielt. Dabei war doch fast Gras drüber gewachsen, und selbst ich spiele mit dem Gedanken, die neuen, geänderten Farben vielleicht doch irgendwann zu akzeptieren. Immerhin ist es schön zu sehen, daß Lego offensichtlich unser Genöle wahrgenommen hat.
(Daß früher zwar nicht alles besser, aber doch so manches gut war, macht Jochen Malmsheimer hier deutlich.)

*) Adult Fan of Lego = Erwachsener Legofan.


Der schwarze Ritter.

1. Januar 2012

Was ein ordentliches Turnier ist, das wird von einem geheimnisvollen schwarzen Ritter besucht. Um von diesem gewonnen zu werden, klar. Ebenso klar ist, daß dieser schwarze Ritter sein Gesicht nicht zeigt, oder aber, daß er sich als der unbemerkt heimgekehrte Sohn des Königs entpuppt; alles andere wäre eine Enttäuschung.

So nimmt es nicht wunder, daß auch das neue Turnier-Set 10223 einen schwarzen Ritter enthält. Die familiäre Abkunft des Recken bleibt im Dunkeln, jedoch trugen seine Ahnen den Adler im Wappen. Das kann kein Zufall sein. Denn just vor 25 Jahren erblickte das Set 6035, Turnierwache mit schwarzem Ritter, das Licht der Spielwaren- abteilungen. Das ist für uns Grund genug, ein paar huldigende Bilder einzufügen:



Als Kind hatte ich ein gespaltenes Verhältnis zu diesem schwarzen Ritter. Er trägt leider keinen Umhang, wie ihn die anderen Reiter jener Zeit trugen. Na gut, der Umhang ließ sich ergänzen. Der gelb- geränderte Schild nahm dem schwarzen Mann die Düsternis, ebenso der weiße Wimpel. Hier konnte nur der *hüstel* Playmobil-Stift Abhilfe schaffen, denn schwarze Wimpel gab es nicht vor 1999, und den Rand des Schildes mußte ich auch selbständig schwärzen. (Was ich tat.) Überdies hätte der Sattel des Pferdes gerne schwarz sein dürfen, was sich aber auch beheben ließ. Die Lanze war die erste schwarze ihrer Art, also ziemlich cool, und das schwarze Schwert aus dem Set 6041 vervollständigte den komplett schwarzen Ritter.

Im direkten Vergleich hat der neuaufgelegte Ritter leichte Vorteile gegenüber seinem älteren Vorbild. Der neue Topfhelm (in schwarz!) wirkt authentischer als der Grillhelm der 80er Jahre, und so einen schicken Brustpanzer gab es damals auch noch nicht. Klugerweise wurde bei dem neuen Adlerschild der Rand nicht bunt eingefärbt. Leider stören der grüne Helmbusch und die bronzefarbenen Applikationen an den Beinen etwas den guten Gesamteindruck. Eine schwarze, oder, wenn es denn ein Farbtupfer sein sollte, eine blaue Helmzier hätten sich angeboten, zumal die grüne Farbe im Verein mit dem unter der Panzerplatte befindlichen Rüstungsaufdruck diesen neuen Adlerritter in den Kontext der grünen Drachenritter aus der Kingdoms-Serie setzt. Das hätte ich vermieden.
Der schicken schwarzen Schabracke des Sets 10223 hat der blaue Sattel aus 6035 natürlich nichts entgegenzusetzen.

Was die neue Figur der alten voraushat, macht das ältere Turnierzelt wieder wett. Zwar kommt das neue ohne ein formbildendes Großteil aus, aber dafür paßt in das alte Zelt ein Knappe mit Schaftwaffe, ins neue nur eine kurzstielige Doppelaxt. Auch merkt man dem neuen Zelt an, daß Lego es vermeiden wollte (und dies auch schaffte), eigens für dieses Set noch mehr Teile in Farben herzustellen, die es bislang nicht gab; dunkelgrüne 75°-Dachsteine hätten dem Zelt gutgetan, waren aber nicht verfügbar. Hätte man sich überwunden, blau oder dunkelblau als Sekundärfarbe des schwarzen Ritters zu wählen, wäre dieses Problem nicht aufgetreten.

Doch dem sei, wie ihm wolle. Der schwarze Adlerritter aus 10223 ist eine gelungene – und ich behaupte: bewußte – Reminiszenz an den schwarzen Adlerritter aus 6035. Wenn Lego derart ungewohntes Traditionsbewußtsein zeigt, ist dies stets geeignet, mich gegenüber der Firma versöhnlich zu stimmen.

Frohes neues Jahr!


375 – Die bunte Burg

3. November 2009


Jaja, die gelbe Burg, so heißt das. Eigentlich sogar nur „Ritterburg“, wenn man den 1978er Katalogtext zugrunde legt. „Ritterburg mit Fallbrücke, Wachttürmen und Schießscharten“, was immer da auch geschossen werden sollte. Aber bunt getrieben haben sie’s, die Damen und Herren von Lego. Kunigunde, Edle von Lego; aber ich schweife ab. Von der Helmzier des Burgherren möchte ich hier handeln. Wie das obige Bild zeigt, ist diese seiner Tunika angemessen blau. Die Visiere aller Ritter der gelben Burg sind ja farblich auf die Kleidung ihrer Träger abgestimmt. Obwohl… Moment. Blau? Ich vergewissere mich:

Klick mich, ich bin ein Link! Jawohl, wie ein Klick auf das Bild enthüllt, propagiert der Katalog von 1978 energisch das blaue Visier des blauen Ritters. Zwie- fach, mit Belegkindern im Back- & Play- ground. Kein Zweifel. Blau.

Klick mich, ich bin ein Link! Der Sache gehe ich nach, am liebsten chronologisch. Und siehe da, 1979 ist die Sache mit dem blauen Visier schon nicht mehr ganz so eindeutig. Während die eigentliche Abbildung des Sets an dem blauen Visier festhält, zeigt die mit den 1979 verfügbaren Mitteln der Bildbearbeitung fabrizierte Graphik denn doch ein graues Visier. Dieses graue Visier ist natürlich, Eingeweihte wissen es, der Standard. Die blaue Variante hingegen kann man nicht einmal selten nennen. Man muß es nonexistent nennen. Sollte es jemals in freier Wildbahn, außerhalb der Rüstungsschmiede in Billund aufgetaucht sein – ich bekam’s nicht mit.

Jedoch, ungefähr um das Jahr 2002 tauchten bei BrickLink plötzlich blaue Ritterhelmvisiere auf. Freilich nicht die klassische Form der 70er Jahre, sondern die moderne Schnabelform von 1992. Blöderweise waren mir $19 pro Stück damals zu teuer. Aber aufgrund dieses blauen Visiers, welches offensichtlich hergestellt worden war, hätte ich Haus und Hof darauf verwettet, daß geplant war, die gelbe Burg als Legendenset neu aufzulegen. Ein solches Legendenset hätte aus rein praktischen Gründen natürlich moderne Helme mit entsprechenden Visieren haben müssen, da die alten Formen nicht mehr im Bestand waren. Meiner Theorie nach haben die Entscheider sich alte Kataloge angesehen, das blaue Visier bemerkt, und gedacht, sie müßten jetzt blaue Visiere produzieren. Aber pst! Das ist nur meine Einbildung.*
*) Dieses Wort schlug mir der Duden Nr. 8, „Die sinn- und sachverwandten Wörter“, als Alternative zu „Theorie“ vor. Wahrscheinlich nicht ohne Grund. Denn eine Neuauflage der gelben Burg gab es nicht.

Klick mich, ich bin ein Link Jedenfalls. Mit dem blauen Visier war es dann vorbei. Im Jahre 1980 verwöhnt uns der Katalog mit dem vorstehenden herrlichen Bild, auf dem sich das graue Visier etabliert zu haben scheint. Hier ist es unbedingt lohnenswert, sich das Bild in voller Größe anzuschauen.

Klick mich, ich bin ein Link Ich sagte, das graue Visier scheint sich etabliert zu haben. Tatsächlich überrascht uns der Legoland-Katalog von 1981 mit einer neuen Variante. Nun ist das Visier des blauen Ritters schwarz. Doch damit nicht genug, denn im selben Katalog finden wir auch das folgende, ebenfalls sehr schöne Bild:

Klick mich, ich bin ein Link Wenn mich nicht alles täuscht, haben der weiße und der blaue Ritter hier ihre Visiere getauscht. (Inzwischen sollte es selbstverständlich sein, daß dieses Bild erst beim Klick auf das Thumbnail seine volle Pracht entfaltet.)
Jetzt haben wir also fast alle Varianten durch. Außer… Genau. Rot fehlte noch, aber die Katalogbebilderer enttäuschen uns nicht. 1982 ist es so weit, und sie lassen sich nicht lumpen.

Klick mich, ich bin ein Link Hier werden noch einmal alle Register der Farbverwirrung gezogen. Das rote Visier fällt sofort ins Auge, auch das schwarze Visier im großen Bild bemerkt man unmittelbar. In der kleinen Darstellung des Sets hingegen kann uns das schwarze Visier nicht mehr überraschen, doch die nunmehr zwei weißen Visiere der anderen Ritter schaffen das noch.

Klick mich, ich bin ein Link Eine letzte Chance zur werkgetreuen Abbildung bot sich 1983, denn im darauffolgenden Jahr war die Zeit der gelben Burg nach fünf Jahren vorbei. Die beiden anderen Rittersets, das Turnier 383 und die Ritter mit Karren 677, waren schon gar nicht mehr im Katalog, also war die 375 bloß noch eine Randerscheinung. Das Bildchen ist klein, doch immerhin, die Visierzuordnung scheint gelungen. Aber ach! Darüber sehen wir einen weißen Helm mit schwarzem Visier, eine Kombination, die im klassischen Burgenland überhaupt nicht vorkam. Und in welchem Set sollte das Kind von 1983 denn den Schild der 677-Ritter erwarten?

Übrigens hätten die Katalogmacher schon seit jeher die korrekte Verteilung der Visiere kennen können. Ich spreche noch nicht einmal von einem simplen Blick auf den Karton der Burg, welcher selbstverständlich stets die kanonische Distribution zeigte. Vielmehr wußte Lego aus Planungsgründen bereits im Jahre 1977, wie das kommende Set aussehen sollte, und so propagierten sie es auch im Händlerkatalog:

Klick mich, ich bin ein Link Dieses Bild wurde mir freundlicherweise von Jan.k geschonken… geschenkt, und ordentlich gerahmt ziert es die Wand in meinem Lego-Zimmer. Also in meinem Zimmer. Auf dem Scan ist die Jahreszahl schwer zu entziffern, darum sei dieses Detail [hier] noch einmal etwas größer gezeigt.

Doch damit will ich nicht schließen. Einen hab’ ich noch!

Denn die erste Auflage der Burg, die wie gesagt fünf Jahre lang im Programm war und dabei verschiedene Modifikationen am beiliegenden Papierkram erfuhr, sah in der Mitte der Bauanleitung dieses schicke Bild, welches die Aufklappfunktion des Gemäuers illustrieren sollte:

Klick mich, ich bin ein Link Über die Lochung bitte ich hinwegzusehen, ich erwarb das Set gebraucht. Entscheidender ist hier die Farbe der Helme – sie sind dunkelgrau. Unnötig zu erwähnen, daß es auch diese Helme physisch nie in die Öffentlichkeit geschafft haben. Immerhin stimmt die Farbe der Visiere.