Buch der Woche: Il milione

10. März 2012

Welcher verknöcherte Rohrstockpädagoge hat eigentlich die Behaup- tung aufgestellt, Comics seien Schund und würden die Kinder daran hindern, Bildung in sich einzusaugen? Ich persönlich habe meine ganze – naja, einen wahrnehmbaren Teil – meiner Bildung aus Comics. Und durchaus nicht nur aus Asterix, dem die Lateinlehrer ja zumindest noch eine Gateway-Funktion zuschreiben. Nein, auch Lustige Taschenbücher sind geeignet, den Horizont des Lesers zu erweitern. Warum auch nicht. Immerhin ist Dr. Erika Fuchs, in Deutschland weltberühmt für ihre Donald-Duck-Übersetzungen, sicher nicht zu Unrecht Inhaberin ihres akademischen Grades. Und der langjährige Chefredakteur des ehapa-Verlags, Adolf Kabatek, ließ seine persönliche Bildung auch gerne in die von ihm betreuten Comic-Ausgaben einfließen. Aber auch die Vorlagen der gar lustigen Taschenbücher orientieren sich thematisch oft an Literatur- und Kulturgeschichte. So!

Im Jahre 1987 griff das 119te LTB Marco Polos Reisebeschreibung „Il milione“ auf und versetzte diese nach Entenhausen. Genauer gesagt in Onkel Dagoberts neues Filmstudio, für das er sich von Micky Maus kostengünstig (= -los) das Drehbuch für einen prestigeträchtigen Debutfilm schreiben läßt. Es ist ein Technicolor-Film, denn sensationeller- weise sind seit jener Ausgabe 119 die Lustigen Taschenbücher auf jeder Seite farbig. Besetzt wird der Film natürlich mit Familienmitgliedern.

Der Venezianer Marco Polo reist mit Vater und Onkel entlang der Seidenstraße durch den vorderen und mittleren Orient, um schließlich fern von Entenhausen eine geraume Zeit am Hofe des Mongolen- herrschers Kublai Khan zu verbringen. Die wackeren Enten erleben viele Abenteuer, sehen merkwürdige Dinge und erwerben uner- meßliche Reichtümer, ehe sie die Heimreise antreten. Zu Hause angekommen, können sie von fadenförmigen Nudeln berichten, von Geld aus bedrucktem Papier, von Feuerwerk und einer Nadel, die immer in dieselbe Richtung weist. Spannend und informativ ist das alles, nicht nur für Marcos Zuhörerschaft, sondern auch fürs comiclesende Kind.

Und was ist die zweite Säule einer erfolgreichen Kindererziehung? Richtig, Lego. Lego setzte fast 750 Jahre später seine eigene Orient-Expedition ins Werk. Die Reiseroute Johnny Thunders, der Hauptfigur in Legos Abenteurerserie, erinnert stark an Marco Polos Weg durch Asien und führt ebenfalls nach China. Denn natürlich haben auch die Set-Entwickler im Hause Lego Marco Polos Reisebericht „Il milione“ gelesen, zumindest aber das Lustige Taschenbuch.

Die einzelnen Teile der Karte entstammen in der gezeigten Reihenfolge den Sets 7418, 7417 und 7419. Gute Reise!