Moment. War das nicht so ein deutscher Edgar-Wallace-Film in den 60er Jahren? [/away: Recherche] Ja, war es. Na gut, damit habe ich natürlich nichts am Hut. Hier soll es um Carcassonne gehen. Das Spiel.
Der Schriftzug sieht anders aus als sonst; das hat seinen Grund. Denn nach 10 Millionen verkauften Exemplaren dieses Spiels hat der Herausgeber sich überlegt, daß nun ungefähr jeder Spielwillige ein Exemplar sein Eigen nennen müßte, weshalben es für nötig befunden wurde, neue Kaufanreize zu schaffen. Zum Beispiel mit einer Neuausgabe in veränderter Optik. Hat funktioniert, ich hab’s gekauft.
Die Gefolgsleute sind die gleichen geblieben, aber die Gestaltung der Landschaftskarten wurde geändert. Beispiele unten. Für sich genommen finde ich die neuen Kärtchen von Anne Pätzke durchaus hübsch, jedoch hoffe ich, daß der Hans-im-Glück-Verlag für eventuelle künftige Erweiterungen trotzdem noch auf Doris Matthäus und ihr bewährtes Design zurückgreift. Andernfalls droht in der Welt von Carcassonne ein ähnliches Fiasko, wie Lego es seinerzeit mit der Änderung verschiedener Farben auslöste. Im Grunde hat dieses Fiasko bereits begonnen, denn die erste kleine Erweiterung „Der Abt“ kann am Originalspiel nicht vollständig nachvollzogen werden.
Es handelt sich um einen neuen spezialisierten Gefolgsmann, aber natürlich gibt es auch Äbtissinnen. Diese Figur kann nach Art eines Mönchs auf Klöster gesetzt werden, doch zusätzlich kann sie auch in ihren Gärten lustwandeln. Und hier kommen neue Featurs ins Spiel, die es bisher in Carcassonne nicht gab: die Gärten. Ein Garten mit einem Abt funktioniert genau wie ein Kloster, bringt also 9 Punkte, sobald das Kärtchen von acht weiteren Karten eingefaßt ist. Im Gegensatz zum althergebrachten Mönch kann ein Abt aber sein Gebiet bereits vor Fertigstellung des Klosters oder Gartens verlassen – und die bisher erreichten Punkte dennoch einheimsen! Immer dann nämlich, wenn man in seinem Zug keinen neuen Gefolgsmann setzt, kann man seinen bereits im Spiel befindlichen Abt in den Vorrat zurücknehmen. Acht solche Gärten gibt es im neuen Grundspiel, einen weiteren nebst einem zusätzlichen Kloster überdies in der ebenfalls neugestalteten Fluß-Erweiterung, die dem Spiel auch beiliegt. Werfen wir einen Blick:
Schon immer waren die Landschaften um Carcassonne aufgelockert durch kleine Häuschen und winzige Kühe und Büsche, und die Anordnung der Gebäude in den Stadtkärtchen sowie die Gestaltung der Stadtmauern war variantenreich. Doch in dieser neuen Edition wurden diese Gestaltungselemente auf eine neue Ebene gehoben, insofern als sie nun ähnlich prominent ins Bild gerückt werden, wie es auch die Gärten sind. In Grundspiel und Flußerweiterung zusammen gibt es jeweils neun Kärtchen, die mit einem der folgenden Merkmale ausgezeichnet sind.
Gehöfte:
Viehställe mit Schweinen, Kühen und Eseln:
Türme:
und Räuber:
Der Umstand, daß diese Markierungen ähnlich prominent dargestellt sind wie die Gärten, die ja eine Funktion erfüllen, gibt zu der Spekulation Anlaß, daß späterhin noch Sonderfiguren für genau diese hervorgehobenen Standorte kommen sollen. Einen Sonder-Mönch gibt es bereits, Sonder-Ritter, Sonder-Straßenräuber und Sonder-Bauern könnten folgen. Dagegen spricht freilich, daß es im Bauern-Segment zweimal neun Karten gäbe, und das wäre dann doch etwas viel. Also handelt es sich wahrscheinlich doch bloß um Schmuck ohne Funktion jenseits der graphischen Auflockerung. Lassen wir uns überraschen.