Das Duell ist offenbar so la-la ausgegangen. Der Fürst der Finsternis wurde jedenfalls nicht vernichtet, sondern lediglich ins Exil geschickt. Im später erschienenen Geisterhaus 10228 leben er und seine Königin der Verdammten unbehelligt und umsorgt von dienstbaren Geistern. Diese dem Verfall preisgegebene Holzvilla sucht man eher nicht im alteuropäischen Transsilvanien, sondern in den amerikanischen Südstaaten, laß sagen: Louisiana. Die wackeren Geisterjäger scheinen ihre Apparaturen noch nicht auf die Neue Welt ausgerichtet zu haben, denn das Set ist Monsters-only, ohne Fighters.
Wir sehen vor uns also ein herrschaftliches Haus im viktorianischen Stil, falls man in Amerika, das ja nicht von Queen Victoria regiert wurde, davon sprechen kann. (Kurze Internetrecherche: Man kann.) Das Geisterhaus ist im Wesentlichen ein Holzhaus auf Ziegelfundament, und der bauliche Zustand ist beklagenswert. Das Fundament hat Risse, der Putz bröckelt von den Latten der Wände, und in jedem zweiten Fensterrahmen fehlt die Scheibe. Spinnweben würden den Blick behindern, wenn ich denn die mitgelieferten Aufkleber angebracht hätte. Die Fensterläden, soweit vorhanden, klappern im Wind, doch was da so vorm Fenster heult, mag auch ein Geist sein; Haltegriffe für Caspers unfreundliche Cousins sind reichlich ums Haus herum angebracht. Das Bates-Motel ist Gold dagegen.
Derselbe morbide Charme bestimmt auch das Innere des Gebäudes. Der Fußboden im Erdgeschoß ist termitenzerfressen, die Einrichtung ist karg. Im Eingangsbereich gibt es nichts als eine schadhafte Holztreppe, die ins erste Stockwerk führt, und einen schwenkbaren Kamin. Diesen
soll man freilich bei komplett aufgeklapptem Haus spacks an die Wand des Schornsteins klemmen. In all dem Chaos und Verfall ist ausgerechnet das Buddelschiff auf dem Kaminsims unbeschadet geblieben. Eine Remineszenz an den Fliegenden Holländer? (Der ist jedoch nicht Teil der Monster-Fighters-Reihe, sondern separat im Spongebob-Programm erhältlich.) Auf der anderen Seite des Erdgeschosses befindet
sich die Küche. Zu einem alten Küchenherd (Gas? Kohle?) ohne Ofenrohr gesellt sich ein klappriger Tisch, auf welchem noch leere Einmachgläser darauf verweisen, daß die Bewohnerschaft des Hauses sowieso keine menschliche Nahrung mehr zu sich nimmt. Also wagen wir uns einmal in die erste Etage!
Linker Hand, am Kopf der Treppe, haben wir das Erkerzimmer. Einen Sekretär nebst Hocker und Tischchen fürs Tintenfaß sehen wir hier. Der Sekretär ist nicht ganz im Empire-Stil ausgeführt. Der Erker ist zwar
leer, doch das muß er ja nicht bleiben. Denn an dieser Stelle ist es angebracht, das Tütchenset 30201, Nachtgespenst mit Standuhr, in die Handlung einzuflechten. (Solch ein leuchtendes Bettlakengespenst mit Kette am Bein hatte Playmobil übrigens
schon 1983 im Sortiment, aber das nur am Rande.) Wenn man also den Schreibtisch in den Erker verrückt, wo die erkertypische Gemütlichkeit dem Gedankenfluß beim Schriftverkehr sicher dienlich ist, paßt die Standuhr schön an die freie Wand neben dem Schornstein. Und wenn mir nicht soeben erst aufgefallen wäre, daß die Bodenluke sich durchaus vollständig schließen läßt, hinge sie nicht demotiviert ins Bild. Aber jetzt ist das Licht unpassend, um das Zimmer erneut zu photographieren. Gegenüber
haben wir das Schlafzimmer. Dortselbst hat der Vampir einst sein Herz verloren, doch in einem geordneten Haushalt geht zum Glück nichts verloren. Der Lattenrost trägt leider keine Matratze mehr. Urgemütlich wird die Schlafstatt durch das Hirschgeweih über dem Bett, und dank funktionaler Beleuchtung kann vor dem Einschlafen noch gelesen werden. Die braunen Platten an den Wänden, von denen sich die Tapezierung schält, sollten eigentlich die Portraits verschiedener Protagonisten dieser Serie tragen, aber auf die Aufkleber verzichtete ich wie üblich.
Über die schon erwähnte Bodenluke gelangt man auf den Dachboden, zu welchem Zwecke sich die schicke Bodentreppe auseinanderfaltet. Auf dem Dachboden findet sich der übliche Krempel: Ritterhelme, Kisten mit alten Zeitungen und Schellackplatten, die Sammlung menschlicher Knochen, Musketen und Einmachgläser vor allem. Sehr schön ist das Grammophon. Es besteht begründeter Verdacht, daß es auf dem Speicher spukt. Den herumliegenden menschlichen Schädel identifiziere ich übrigens mit Murray. Und damit kommen wir zum Ensemble.
Davon ausgehend, daß für die gesamte Serie, aber auch für dieses Geisterhausset im Besonderen, klassische Horror- und Gruselmotive der Populärkultur Pate standen, dürfen wir im Vampir Opa Munster, in Vampirella seine Tochter Lily Munster und im frankensteinesquen Butler Herman Munster (natürlich in schwarz-weiß!) vermuten. Hinzu treten zwei Hausgeister und als special Guest Rapp Scallion, der Zombiekoch.
Und dennoch. Daß der Vampirlord neben seinem Lustschloß in den Karpaten noch dieses Landhaus im Mississippi-Delta bewohnt, ist irgendwie ein Bruch und erregte mein Mißfallen, als ich anhob, planlos Bilder der Sets zu schießen. Die Herren des Zombie-Hauses könnten genausogut Zombies sein. In alternativer Besetzung sähe dies so aus:
Denn ein Set fehlt ja noch, leider auch im Katalog; Set 9465, die Grabstätte der Zombies, ist als Sonderset zu werten und nicht regulär im Handel erhältlich. Somit ist auch der Zombie-Mondstein schwer erhältlich, der prominent auf dem Grabmal ..äh.. versteckt kann man nicht sagen. Ist. Der Aufgabe folgend, diesen Stein zu besorgen, wiewohl der das siebte Rad am Wagen ist und somit unnötig, hat Jack McHammer eigens seinen Opel Blitz etwas umgerüstet, um sich ihm in den Weg stellende Zombies zur Seite zu pflügen und automatisiert wegzuhämmern.
Dabei wollten die Corpse Bride und ihr Gemahl doch lediglich ihren gemeinsamen Tod genießen, in ruhiger Lage und ungestört von lästigen Weltverbesserern. Als ich die Bilder machte, imaginierte ich diese ruhige Lage irgendwo im weitläufigen Garten des Spukhauses, wo ich die Familiengruft vermutete, darum der Blick durch das
geöffnete Tor. Abermals kann unterstellt werden, daß die Kreatoren dieser Serie sich neben den offensichtlichen Vorbildern auch von der Computerspielserie „Monkey Island“ inspirieren ließen. Zumindest war angesichts der Zombiebraut und ihres Galans mein erster Gedanke: Minnie Strone-Meistersuppe. Das kann freilich eine Freud’sche Fehlleistung sein, denn im Grabmal steht in der Tat eine Meistersuppe bereit, bestehend aus Knochen und Glibber, gedacht dazu, sich über denjenigen zu ergießen, der sich unterstehen sollte, den Mondstein zu entwenden.
Das war sie, die Monster-Fighters-Serie. Alle gängigen Monster und Spukgestalten wurden integriert, bis eventuell auf eine kleine Ausnahme, zu der wir aber später kommen. Ob die Reihe im kommenden Jahr fortgesetzt wird, bleibt abzuwarten, ist aber unwahrscheinlich. Denn die thematisch und strukturell verwandte Vorgängerserie „Pharaoh’s Quest“ blieb ebenfalls einjährig.
Ist mir im Moment noch etwas zu teuer. Die Villa steht aber auf meiner Wunschliste.
Hallo
Tolle Rezension. Bin von dem Set sehr angetan, aber trotzdem noch unschlüssig.
ich habe mir das Set jetzt geholt und suche nur noch Zeit es aufzubauen.
Mich hat es auch sehr stark an die Munsters erinnert, von der ich ein großer Fan bin. Jetzt müssen nur noch die beiden verrückten Fahrzeuge der Familie gebaut werden ;-)