Formvollendet.

Morphologie, die Lehre von der Gestalt der Dinge. Alles, was ist, hat eine Gestalt, sei es eine konkrete, eine abstrakte oder eine ideelle, sei es, daß man sie sehen, hören oder betasten kann, oder daß sie sich lediglich in Gedanken zeigt. Alles, was ist, wird in eine Form gebracht und von uns wahrgenommen. So weit mein wenig fundierter philosophischer Vorspruch.

In Lego-Fan-Kreisen sind „Formteile“ ja verpönt. Denn der Sinn von Lego ist es ja, die gewünschte Form durch den geschickten und durchdachten Einsatz der Einzelteile zu erzeugen, und nicht durch Elemente, die bereits diese Form mitbringen. Da könnte man ja gleich mit Playmobil spielen.
Aber seien wir ehrlich: Jedes Lego-Element ist ein Formteil. Selbst der ursprünglichste 2×4-Stein erhielt seine Gestalt, weil erhitztes Plastik in eine Form gespritzt wurde. Wie dem auch sei, alles, was von der rechteckigen Grundform des Standardsteins abweicht, ist natürlich auch in dem Sinne, wie er von Lego-Fans verstanden wird, ein Formteil, insofern schon harmlosen Dachsteinen eine Spezialisierung innewohnt.

Traditionalisten neigen zu der Behauptung, früher, ja früher sei es ja mit den Formteilen nicht so schlimm gewesen. Früher seien noch alle Teile universell verbaubar gewesen. Hm. Räder, Fenster, Türen? Keine Formteile? Na gut, diese können universell in jedem beliebigen Fahrzeug oder Gebäude eingebaut werden. Aber erinnert sei an spezielle Grundplatten für Lenklaster, an Autotransportanhänger am Stück, an komische Anhängerkupplungen, die für ein einziges Set produziert wurden, oder an komplizierte Förderbänder, die gar aus mehreren äußerst zweckgebundenen Teilen bestanden. Aber zugegeben, mit den Jahren nahm die Zahl solcher zweckgebundener Formteile zu, bis schließlich am Ende des 20sten Jahrhunderts dieses schreckliche Menetekel vom Ende Legos, wie wir es kannten, kündete: Der Rockraiders-Achsklumpen!

Und dennoch, es gibt auch Formteile, die einen nicht schaudern machen. Die Minifig zum Beispiel. Oder alles, was diese in die Hand nehmen können. Oder Teile, die der Detailierung dienen (können). Oder die einfach so irgendwie schön sind. Nach schönen Teilen frug im Forum von 1000steine.de bereits vor zwei Jahren der Benutzer Paddi. Und schon damals antwortete ich hiermit:

Die Baggerschaufel ist ein zeitloser Klassiker, an dem Lego seit 1974 nicht vorbeizukommen scheint. Zuletzt fand sie im Jahre 2011 in einem neuen Set Verwendung. Sie ist ein komplexes Ding, bestehend aus drei Formteilen und einem Fremdteil, nämlich der Feder. Trotzdem. Das Teil ist für seine Verhältnisse recht flexibel; es kann auf mindestens zwei verschiedene Weisen befestigt werden, mit einer Kordel oder direkt an seinem Knauf. Und es macht Spaß. Stundenlang kann das Kind einfach die Backen der Schaufel aufklappen und zuschnappen lassen, kann sich oder der kleinen Schwester damit in die Nase kneifen, und klar, baggern kann es damit auch, zur Not Blumenerde.

Die Faszination der Heugabel oder Mistforke erklärt sich zum einen aus ihrer Seltenheit. In Deutschland kam sie nur in zwei Sets vor (6040, 6103), bis sie schließlich im Jahre 2011 erneut ins Programm genommen wurde, wenngleich nun aus weicherem Plastik bestehend. Zum anderen ist sie eines der wenigen bäuerlichen Insignien im Lego-Universum und als solches zum Beispiel in der Mittelalterwelt unverzichtbar, möchte man auch mal was anderes als Burgen und Schlachten ins Bild setzen. Die Treppchenstufe teilt sie sich praktischerweise – denn so konnte sie festgesteckt werden – mit dem großen Laubteil. Dieses dient zur Begrünung des Legolands, und das reicht ja schon als Begründung.

Schließlich schaffte es bei mir noch der Wasserhahn in die Top ..äh.. Vier. Ein Wasserhahn dieser Art, allerdings in unverchromtem grau, versteckte sich in der Polizeistation 381 an einer Stelle der Garage, wo er nicht vermutet werden müßte. In meinem Teilefundus blieb er lange ein Einzelstück und somit wertvoll, bis ich durch Zufall gar ein verchromtes Exemplar erhielt. Zu einer Zeit, da in der Tat das Legoland vor allem aus wenig spezialisierten Quadern bestand, stach so ein Detail heraus und bot die Möglichkeit, die Wohnung des Helden-Männekens besonders aufzuwerten.

So. Selbstverständlich gibt es noch viele andere schöne Teile, aber hier ist jetzt Schluß.

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