Das Spiel „Carcassonne“ kam zwar im Jahre 2000 auf den Markt, doch pünktlich zum Beginn des neuen Jahrzehnts, Jahrhunderts, Jahr- tausends gar wurde es mit dem Titel „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet. Im Jahre 2001 also. Dieses Ereignis jährt sich nun zum zehnten Male, was für den Hans-im-Glück-Verlag Grund genug ist, eine Jubiläums- edition zwischen die Fans des Spiels zu schmeißen.
Diese benötigen ja eigentlich keine neue Ausgabe des Grundspiels, derer sie ja schon mit dem „Schicksalsrad“ eine zweite (wenn auch modifizierte) hinzubekamen, und derer sie eine weitere kaufen mußten, so sie der Mini-Erweiterung „Die Kornkreise“ teilhaftig werden wollten. Und Sammler sind so doof, die kaufen das dann auch wirklich. Ich muß es wissen.
Um die Sammler zu überzeugen, ersann der Verlag daher für die Jubiläumsedition nicht nur eine neue Form der Verpackung, sondern fügte die Mini-Erweiterung „Das Fest“ hinzu. Außerdem sind die Gefolgsleute aus einem anderen Holz geschnitzt, nämlich aus Acryl. Oder sowas in der Art, siehe oben.
Hat man darauf gewartet? Naja. Die extravagante Form der Verpak- kung als Gefolgsmann („Meeple“) hat natürlich Auswirkungen auf den Inhalt, der dieser Form angepaßt werden muß:
Das Spielanleitungsheftchen wurde auf Kompaktformat zurückgestutzt, was kein Nachteil ist.
Und die Wertungstafel mußte ebenfalls in Meeple-Form gebracht werden, was eventuell ein Nachteil ist. Denn die Laufrichtung der Wertungsmänneken ändert sich in den unteren Extremitäten mehrfach, was zu Verwirrnis führen mag. Oder auch nicht.
Unter der Wertungstafel sind fein säuberlich die Gefolgsleute in kleinen Kästchen untergebracht, mittig ist Platz für die Landschaftskärtchen. Diese bieten keine Überraschungen, da es sich eben schlicht um die Karten des Grundspiels handelt, wenn auch teilweise mit veränderter Ausrichtung des „C“ auf der Rückseite. Das ist wohl der Pedanterie geschuldet, auf dem Stanzbogen keine Wege gegen Stadtmauern und in Wiesen führen zu lassen.
Das hat freilich nicht ganz geklappt, und auf den Stanzbögen für die zehn Jubiläumssonderkarten wurde diese Pedanterie gleich gar nicht durchgehalten. (Bilder = Links)
Wie man sieht, bieten auch diese Karten wenig Neues. Einzig das Kloster in der Wegbiegung ist eine Konstellation, die es zuvor nicht gab. Die Regeln für diese Mini-Erweiterung sind ebenfalls schlicht: Wer eine Karte mit dem „10“-Symbol zieht, legt sie nach den gewohnten Regeln an, darf sich dann aber entscheiden, ob er einen Gefolgsmann daraufsetzen, oder ob er lieber einen seiner Gefolgsleute von einem unvollendeten Gebiet zurück auf die Hand nehmen möchte. Oder ob gar nichts.
Das ist zwar eine sinnvolle Ergänzung, die sich mit ihren klassisch gehaltenen Karten schön ins Spiel einfügt, doch der Jubiläums-charakter dieses Festes wird daran kaum deutlich. Nämlich gar nicht.
Im Regelheft sieht das übrigens so aus:
Leute, es hätte nicht schaden können, vor der Drucklegung noch mal einen Blick drüberzuwerfen!
Fazit: Für den, der alles hat, ist diese Jubiläumsedition eigentlich verzichtbar. Es sei denn, er hat Spaß an ulkigen Gimmicks wie sonderbar geformten Kartons und Wertungstafeln, oder er mochte die altmodisch hölzernen Gefolgsleute sowieso nie. Aber durchsichtige Plastik-Männeken gibt es auch einzeln im Rahmen der ebenfalls neuen Mini-Erweiterung „Das Gefolge“. Die Jubiläumssonderkarten sind einzeln natürlich nicht zu bekommen. Das wäre ja noch schöner.
19. April 2015
Ziemlich nachträglicher Nachtrag: Doch, sind sie.
Hab das Spiel gestern zum ersten mal gespielt. Hat wirklich Spass gemacht. Werde es mir wohl die Tage kaufen :)