LUGBULK, wie es offiziell geschrieben werden zu sollen scheint, ist ja nett gemeint. Aber wieso ist es so kompliziert?
Also. Es gibt Lego-Clubs („Communities“), am liebsten LUG geheißen: Lego Users Group. Und diese LUGs dürfen direkt von der Firma Lego zu verbilligten Preisen beliebige Teile im „Bulk“, also en gros erwerben. Soweit, so gut. Aber dann geht’s schon los. Es gibt nämlich Beschränkungen.
Erstens dürfen die durch die Lugbulk-Aktion erworbenen Teile nicht weiterverkauft werden. Hatte man sowieso nicht vor, also geschenkt.
Zweitens gibt es eine Beschränkung des Bestellvolumens auf 500 Dänische Kronen pro angemeldetem Teilnehmer an der Bestellung, wobei jeder nur bei einer einzigen LUG angemeldet sein darf. Nun gut.
Drittens aber gibt es eine Beschränkung auf 50 verschiedene Elemente, die pro LUG auf die Bestelliste gesetzt werden dürfen, und zwar ausgewählt aus der Liste aller zur Zeit in Produktion befindlichen Teile. Und da frage ich mich: Warum?
Die vordergründig einleuchtende Antwort darauf wäre: Lego will seinen eigenen Verwaltungs- und Arbeitsaufwand so gering wie möglich halten, was betriebswirtschaftlich ja auch sinnvoll ist. Also soll der Mitarbeiter, der schließlich mit der Liste durchs Lager flitzt, um die bestellten Teile einzusammeln, so wenig verschiedene Teile wie möglich einsammeln müssen.
Aber das kann ja nicht der Grund sein. Denn es gibt ja unzählige LUGs weltweit. (Jedenfalls ich habe sie nicht gezählt, aber die Zahl dürfte inzwischen fast dreistellig sein, davon ausgehend, daß allein in den USA jeder Bundesstaat seinen eigenen Lego Train Club hat, größere Staaten sogar deren mehrere.) Und alle diese LUGs erstellen eine Liste mit 50 gewünschten Elementen. Keine der Bestellisten wird mit der Bestelliste einer anderen LUG deckungsgleich sein. Im Extremfall befinden sich also alle derzeit in Produktion befindlichen Teile auf irgendeiner der Listen und der flitzende Mitarbeiter muß doch in jede einzelne Kiste in Legos Warenlager gucken.
Aber die LUGs haben ein Problem. Sie müssen sich nämlich intern auf 50 Teile einigen, und das bei über 100 zur Auswahl stehenden Farben. Welch heimtückischer Schachzug von Lego! Naturgemäß wird dieser Einigungsprozeß verzwackter, je mehr Mitglieder der Lego-Club hat. Bei 1000steine.de wurde also zunächst mal eine Vorauswahl getroffen: Teile welcher Art werden denn am dringendsten gewünscht? Dabei kamen fünf Kategorien heraus, nämlich Platten & Fliesen, Figurenzubehör, Grünzeug & Landschaftszubehör, Schrägsteine und Spezialsteine. Wer auf Türen & Fenster oder Zahnräder gehofft hatte, konnte sich also gleich ausklinken.
Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Teile war aber immer noch sehr groß. Darum gab es einen zweiten Trichter: Welche fünf Farben sind denn in den Kategorien Fliesen & Platten, Schrägsteine und Spezialsteine am gewünschtesten? Es ist keine Überraschung, daß vor allem beige, dunkelrot, dunkelgrün, dunkelblau und dunkelbraun begehrt sind. Alles schöne Farben, ohne Frage. Und erfreulicherweise gibt es in diesen Farben nicht jedes Element, also, juhuu! fällt plötzlich die Wahl nicht mehr so schwer!
Juhuu? Ja nee. Denn gerade Teile, die in großen Mengen zu akzeptablen Preisen kaum erhältlich sind, fallen somit durchs Raster. Vor allem aber stehen neue Teilformen bislang nur in wenigen Farben zur Verfügung, und zwar gerade nicht in dunkelirgendwas. 1×3-Fliesen zum Beispiel. Oder 2-hohe/1-breite Dachsteine, um endlich auch stabile Dächer mit Hexenröcken bauen zu können. Ich persönlich hätte mich auch gerne mal mit unangeknabberten, kratzer- und gilbfreien weißen 1×2-Fliesen eingedeckt. Pech gehabt.
Gewiß wird jeder auf der letztlich entstandenen Liste von 50 Teilen etwas finden, was er gebrauchen kann. Mit etwas Glück sind sogar seine absoluten Wunschteile dabei. Aber ebenso gewiß wird nicht alles auf der Liste zu finden sein, was man immer schon mal haben wollte. Im Gegenteil, das meiste wird es eben nicht auf die Liste geschafft haben. Und das nur wegen der harmlosen Vorgabe seitens Lego, daß nur 50 verschiedene Teile pro LUG bestellbar seien. Der vollmundig angekündigte Zweck des Lugbulk-Programms, daß nämlich „die Mitglieder einer LEGO Fan Gemeinschaft günstig an beliebige verfügbare Einzelteile gelangen“*, wird also auf die ernüchternde Wirklichkeit zusammengeschrumpft, daß der Einzelne für ungefähr 70 Euro Teile aus einer schmalen Liste erwerben kann, auf welche sich innerhalb der Community mit hohem Verwaltungsaufwand quälend geeinigt werden mußte.
*) Fünfter Absatz: „Ausführliche Informationen“.
Der Aufwand, der für die Auswahl der Bestelliste getrieben wird, und der sich danach auf die Bestellung und auf die Verteilung der Teile ausweiten wird, steht eigentlich in keinem Verhältnis zu der Ersparnis, die den AFOLs zuteil wird, zumal für Teile, die für den einzelnen nur zweite Wahl waren. Außerdem ist er völlig unnötig. Einfach wäre gewesen: „Hier habt Ihr die Liste, davon könnt ihr bestellen!“ Meinetwegen nur bis 500 Kronen für jeden.
Also, warum?
Etwas, das unnötig erscheint und dennoch gemacht wird, kann so unnötig nicht sein. Denn wenn es unnötig wäre, würde es ja nicht gemacht. Nicht von einem auf Effizienz ausgerichteten Wirtschafts- unternehmen wie Lego. Darum wage ich die verschwörerungs- theoretisch klingende Behauptung, daß Lego genau weiß, weshalb sie die Sache so handhaben, wie sie sie handhaben.
Zunächst mal können sie im Ansehen bei den AFOLs sowieso nur gewinnen, wenn sie ihnen die Möglichkeit einer solchen Bulk-Bestellung einräumen. Und daß AFOLs ein ernstzunehmender Kundenkreis mit eigener Kaufkraft und zusätzlicher Multipli- katorwirkung sind, hat Lego ja inzwischen gelernt. Mit so einer Lugbulk-Aktion werden die organisierten AFOLs also schön bei Laune gehalten, sie fühlen sich als Ansprechpartner und Kunden ernstgenommen, und haben den Eindruck, Vergünstigungen zu bekommen. Der gemeine AFOL ist also dankbar.
Sodann erhält Lego ganz konkret die Namen und Adressen dieser organisierten AFOLs, die sich zum Lugbulk-Programm anmelden. Damit kann man sicherlich vieles anstellen, was gar nicht schlimm sein muß, aber der Firma Vorteile bringt. Ich habe ja auch gar nichts dagegen, daß die Firma Vorteile hat. Lego hat meine Adresse als Shop-at-Home-Kunde ohnehin, also ist mir das relativ Wurscht.
Schließlich kann Lego hoffen, daß durch die verschiedenen Beschränkungen, die sie ins Programm eingebaut haben, die Bestellwut der LUG-Mitglieder sich in Grenzen hält. Der AFOL soll sich auch gar nicht erst daran gewöhnen, daß er alles in jeder Menge verbilligt direkt von Lego beziehen kann, wo kämen wir da hin! Natürlich soll auch der AFOL weiterhin sein Lego vornehmlich zum Normalpreis erwerben, zum Beispiel durch den Kauf von Sets bei Shop-at-Home. Wer bestimmte Teile haben will, muß diese halt ganz normal kaufen; die Lugbulk-Aktion kann nur ein winziges Steinchen im Beschaffungsmosaik sein, und keineswegs soll sie zur Hauptquelle werden. Aus Legos Sicht absolut verständlich.
Oder vielleicht ist das auch alles Quatsch, und sie halten die Kompliziertheit des Verfahrens wirklich für notwendig. Dann weiß ich auch nicht.
Im Prinzip wäre die Abstimmung doch einfacher lösbar. Warum dieses wirre eingrenzen auf Bereiche und dann auf Farben?
Mein Vorschlag: Jeder, der durch Überweisen des Gegenwerts von 500 Kronen auf ein Treuhänderkonto bewiesen hat, dass er bestellen will, bekommt in einem dafür zu erstellenden Portal 50 Punkte, die er nach eigenem Wusch auf genau alle verfügbaren Teile in allen Farben verteilen darf.
Diese Summe aller Punkte pro Teil in einer bestimmten Farbe ist dann sortierbar und von ober her nach 50 abschneidbar. Jeder, der ein Teil bepunktete, dass auch in die Auswahl kam, MUSS es nehmen (damit beugt man der Stimmenhehlerei vor), wenn noch Geldpotential übrig ist darf ein anderes Teil gewählt werden oder Geld zurück.
Und jetzt kommts: LEGO selbst sollte diese Software zur Verfügung stellen!
…eigentlich müsste man ja nur seine eigene LUC gründen, diese dann anerkennen lassen und keine weiteren Teilnehmer zulassen :D